- 1977 Beschluss des Bundeskabinetts über die Realisierung einer Kunsthalle
- 1984 unter Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017, Bundeskanzler 1982-1998) in die Wege geleitet
- 1986 Wettbewerb
- 1989 Baubeginn
- 1992 Eröffnung, 17. Juni
- Architekt: Gustav Peichl, Wien, Träger des 1. Preises, Mitarbeiter Martin Kohlbauer, Jo Güth, Rudolf Weber
- Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Bundesbaudirektion
Bereits 1949 erfolgte die Diskussion erster Ideen für eine Kunsthalle in Bonn auf Einladung der Kulturverwaltung Bonn durch zahlreiche Künstler. Seit dieser Zeit besteht die Bundeskunstsammlung. Nach einem Wettbewerb 1986 erhielt das Büro Gustav Peichl den Auftrag zum Bau, ein Gesprächskreis unter Federführung des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau begleitete die Umsetzung.
An der vierspurig ausgebauten und stark befahrenen Bundesstraße 9, in der Reihe der Museumsbauten das südlichste Bauwerk, ein eigenständiger gewichtiger Solitär; aus der Straßenflucht zurückgesetzt über quadratischem Grundriss mit einer Seitenlänge von 96,3 Metern flacher, heller Kalksandsteinblock, mit wenigen Formen kunstvoll bearbeitet.
Die rechteckigen Fensteröffnungen in langen Reihen scheinen wie ausgestochen, die drei auf das Dach gesetzten Kegel mit gläsernen Spitzen zur inneren Belichtung wie mit dem Messer geschnitten und der auf das Dach geradlinig im rechten Winkel zur Wand geführte und in dreieckige Wangenscheiben gefasste Lauf erinnert an eine Tempeltreppe. So wirkt der Kubus nach außen wie ein verschlossenes Monument, das im Inneren Kostbares hütet und bewahrt.
Der Besucher erreicht durch das an der Nordseite außermittig in die Wand geschnittene Tor ein dreieckiges Atrium, dessen Raum die Krone einer Eiche füllt. Die Langseite, die Hypotenuse, des Dreiecks schwingt als Eingangsfront in senkrecht gestellten gleichförmigen Wellen aus Stein und Glas mit drei eingestellten Drehtürzylindern. Hinter der transparenten Wand führt das lichte mit 914 m² recht großzügig bemessene Foyer in den Kern des Gebäudes, die über zwei Geschosse verteilte, 4325 m² große Ausstellungsfläche. An einem nahezu umlaufenden Erschließungsgang reihen an den Außenwänden die Büros der Verwaltung, Bibliothek, Werkstätten, Seminarräume und Ateliers. Ein in den Keller reichendes zweigeschossiges Forum ermöglicht mit 500 Sitzplätzen die Durchführung größerer Veranstaltungen. Café und Buchladen an der Nordseite sind den Passanten vom Vorplatz zwischen den Museen bzw. vom Eingangsatrium zugänglich.
Die von Peichl im Entwurf zunächst 11, heute 16 rostigen Säulen in der Straßenflucht der B9 symbolisieren die Kulturhoheit der Länder.
Das Museum ist als Ausstellungsort der Bundeskunstsammlung Objekt der Repräsentation und baulicher Ausdruck eines neuen selbstbewussten Selbstverständnisses der Bundesrepublik. Die Stadt Bonn erhielt in dieser Zeit als Bundeshauptstadt mit der „Museumsmeile“ eine eigene Prägung. Der Museumsbau ist ein wichtiger internationaler Meilenstein in der Reihe der geplanten und realisierten Museumsneubauten seit dem Beginn der 1980er Jahre und zeugt in Klarheit der Architektursprache, in Ausgewogenheit und sorgfältiger Durchgestaltung von einer hohen architektonischen Qualität des Entwurfs.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2014)
Internet
deu.archinform.net: Prof. Gustav Peichl, Architekt (1928-2019) (abgerufen 25.11.2019)