Bauherr: U.S. HICOG (High Commissioner of Germany, amerikanisches Hohes Kommissariat = Vertretung der Vereinigten Staaten von Amerika in der Alliierten Hohen Kommission in der Geltungszeit des Besatzungsstatuts in den ersten Jahren nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1955) Architekten: Architektengemeinschaft Otto Apel, Rudolf Letocha, William Rohrer, Martin Herdt, Frankfurt/Main; Sep Ruf, München;, Sep Ruf entwarf den Lageplan und erstellte den Bebauungsplan. Gartenarchitekten: Hermann Mattern, Kassel, Heinrich Raderschall, Bonn.
Die HICOG setzte 5 Projekte in Deutschland um: Carl-Schurz-Housing Settlement in Frankfurt (1950), HICOG’s Headquarters in Bonn Mehlem, US Housing Project in Bad Godesberg („Amerikanische Siedlung“), Muffendorfer Project for German personnel in Bad Godesberg, Tannenbusch Project for German personnel in Bonn. Alle 5 Projekte wurden auf amerikanischer Seite fachlich begleitet durch den Architekten und Ingenieur des U.S. Armee Korps Lt. Col. George G. Davies, organisatorisch durch Verwaltungsdirektor Glenn G. Wolfe und durch den Sonderreferenten für Bauangelegenheiten, Verhandlungen und Verträge Jack H. Lennon.
Lage Die Siedlung liegt zwischen Bonn und Bad Godesberg am Nordrand des Ortsteils Plittersdorf, am Rhein, in der Rheinaue südlich des Rheinauenparks auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen der Carstanjen’schen Güter. Der amerikanische Staat hatte das Land von 60 Eigentümern gekauft und die Parzellen zur Anlage der Siedlung zu einem Grundstück zusammengelegt. In diesem exterritorialen Gebiet lag die Planungshoheit bei den Amerikanern, Straßen und Straßenbeleuchtung blieben in deutscher Hand. Am damaligen Ortsrand von Godesberg bestanden nahezu keine architektonischen oder städtebaulichen Bindungen. Das Gelände ist flach und in sich leicht bewegt. Der Wohnteil der Siedlung erstreckt sich über eine Fläche von etwa 23 ha.
Geschichte 1950 hatte das amerikanische Hochkommissariat (HICOG) die Verlegung des Sitzes von Frankfurt nach Bonn beschlossen. Von dem Beschluss waren insgesamt 1.500 Angestellte betroffen: 600 US-Bürger und 900 Deutsche. Die Verlegung des Sitzes nach Bonn erfolgte im November 1951. In Bonn und Umgebung entstanden 2 Siedlungen für deutsche Bedienstete, in Muffendorf und in Tannenbusch, die Siedlung in Plittersdorf wurde für amerikanische Bedienstete angelegt, das HICOG Headquarter (Verwaltungszentrum, später Amerikanische Botschaft) entstand in Mehlem. Die Siedlung in Plittersdorf war als selbständige Gemeinde mit Kirche, Schule, Kindergarten, Theater, Sportanlagen, Shopping-Center, Heizzentrale konzipiert, umfasste 458 Wohneinheiten für etwa 1.000 Einwohner, und war als „Little America“, „Klein Amerika“, eine in sich autarke städtische Einheit, galt jedoch auch als große Stadterweiterung für Bad Godesberg mit wirtschaftlichem Impuls (Bürgermeister von Bad Godesberg Heinrich Hopmann, 1952) und als Symbol für gemeinsame Bemühungen um die Zusammenarbeit von Amerikanern und Deutschen.
Während in den Tannenbusch und Muffendorf auf der Grundlage der amerikanischen Vorgaben zu den Wohnungsprogrammen die architektonische und städtebauliche Umsetzung den Architekten übertragen war, hatten die Amerikaner die Plittersdorfer Siedlung sehr viel detaillierter nach amerikanischen Vorstellungen ausgearbeitet, so dass der Ausgestaltung und Prägung durch die deutschen Architekten weniger Möglichkeiten blieben. Die Siedlung, im Wohnkomfort repräsentativ, jedoch nicht luxuriös, sollte im Hinblick auf den höheren Wohnstandard wegweisend sein und zur Ausbildung eines neuen Bewusstseins in Deutschland beitragen. In Anlage, Siedlungsstruktur und gleichförmiger Ausformung der Baukörper als überwiegend 3-geschossigen Mehrspännern mit Walmdächern ähnelt die Siedlung der amerikanischen Siedlung in Frankfurt, der Carl-Schurz-Siedlung in Frankfurt-Westend Nord an der Miquelallee, gebaut 1950 durch die Architektengemeinschaft Apel, Letocha, Herdt, wobei die Grundstruktur ein Team unter Leitung von Lt. Col. Davies entworfen hatte. Die Frankfurter Siedlung kann wohl tatsächlich als direktes Vorbild für die Siedlung in Plittersdorf gewertet werden.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2014)
Das Objekt „HICOG-Siedlung“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34801 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 3620).
Internet www.bonn.de: Pressemitteilung der Stadt Bonn 15.12.2014 (abgerufen: 22.05.2015) frank-moeller.eu: „Die US-Siedlung bei Bonn-Plittersdorf“ als Beispiel für bauliche Spuren des Kalten Krieges im Rheinland (Nr. 2, abgerufen 14.08.2020)
Literatur
Kähling, Kerstin (2003)
Aufgelockert und gegliedert. Städte- und Siedlungsbau der fünfziger Jahre in der provisorischen Bundeshauptstadt Bonn. (zugleich Dissertation, Universität Köln 2000.) Bonn.
Kähling, Kerstin (1999)
Die HICOG – Siedlung in Bonn – Tannenbusch. Ein Beitrag zum Siedlungs- und Städtebau der Nachkriegszeit. In: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 38, S. 45-110. Köln.
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