Die Gesamtanlage „Altes Wasserwerk“ liegt am Rhein zwischen Hermann-Ehlers-Straße und Stresemannufer. Die Anlage besteht aus dem Pumpenhaus, dem südlich gelegenen Kessel-, dem Maschinenhaus mit Schornstein und aus dem Wohnhaus des Maschinisten. Der Geländeversprung zum Rhein hin wird von einer Umfassungsmauer mit historischem Zaun abgefangen; eine Treppe führt auf das Niveau des Stresemannufers. Zu der Anlage gehört die umgebende Freifläche mit dem historischen Baumbestand.
Zeitliche Abfolge Maschinen- und Kesselhaus (1874/75 und 1891), Wohnhaus des Maschinisten (vermutlich 1875, zeitgleich mit dem Maschinen- und Kesselhaus), Pumpenhaus (1900/1901, ursprünglich auch Schachtbrunnen mit Maschinenhalle mit 2 Dampfpumpen), 1912 Vergrößerung des Kohlenschuppens auf Pumpstation des Wasserwerks 1915 Wohnung geringfügig umgebaut; 1919 Maschinenmeisterwohnung baulich geändert 1927 Brunnenhaus projektiert 1937 Errichtung eines Hauses über dem Wartungsbrunnen für das Wasserwerk 1951 Kraftwagenunterstellraum 1952 Grundstückseinfriedung, Bau von zwei Pumpenhäusern und eines Brunnenhauses 1954 neues Kesselhaus geplant Seit 1958 erfolgt die Wasserversorgung der Stadt Bonn nicht mehr über das Wasserwerk, das Wasserwerk diente bis 1984 der Notversorgung 1983/85 Umbau zur Unterbringung des Deutschen Bundestages seit 1999 genutzt durch das World Coference Center Bonn (WCCB)
Maschinen- und Kesselhaus Schlichter Backsteinbau aus zwei Bauteilen in der Gestalt eines T-Hauses, Stegteil (Kesselhaus) in Breite des Querhauses (Maschinenhaus), beide Teile mit Satteldächern; Maschinenhaus: höheres und gestalterisch aufwendigeres Vordergebäude, gelbe Ziegel mit horizontalen roten steinbreiten Ziegelbändern, rundbogige Tür- und Fensteröffnungen, an den Stirnseiten mittig je eine Türöffnung, an der südlichen Traufseite drei Achsen mit je zwei Fensteröffnungen, mittig über jedem Fensterpaar kreisrunde Wandnische mit Lüftungsöffnung; Scheiben durch neue Sprossen in alter Teilung gerastert; Bauzier durch auskragenden Sägezahnfries entlang der Trauf- und Ortgangkanten; im Innenraum ursprünglich zwei Dampfmaschinen, Halle mit flacher Holzdecke, sechs Querbalken, umlaufender Ornamentfries mit profilierter Stuckkante; Kesselhaus rechtwinklig angebaut als dunkelroter Stegteil, breite eingeschossige niedrigere Halle mit tiefgezogenen Dachflächen; westliche Traufseite durch breite Rundbogenfenster belichtet; sparsamer Bauschmuck aus hellroter horizontaler Streifung und Backsteinbekrönung der Ecken; Baukörper 1891 um 6,60 m nach Norden erweitert, später verschiedentlich umgebaut; im Inneren Halle mit offenem Dachstuhl als Rund- und Profileisenkonstruktion, eingestellte Trennwände; querliegende Kessel. An der Nordseite des Gebäudekomplexes 27 Meter hoher achtseitiger Kamin aus Backstein auf quadratischem Sockel mit gestaltetem Kaminkopf; rheinseitig wohl der Schachtbrunnen.
Pumpenhaus Verputzte Backsteinhalle mit Architekturschmuck aus Naturstein (Sandstein- und Tuffverkleidung) auf annähernd quadratischem Grundriss über einem Sockel aus unregelmäßig gebrochenem Basalt; Satteldach, drei zu fünf Achsen mit Rundbogenfenstern mit Stahlsprossen; süd- westlich traufseitiger Eingangsvorbau in zwei zu sechs Achsen mit Stichbogenfenstern, Fenstergewände und Rundbogenfries aus Tuff; Fenster mit Eisengittern; rheinseitige Fassade durch Mittelrisalit gestalterisch hervorgehoben; Giebelfeld von Ecktürmchen und Zinnenaufbauten bekrönt, Wandflächen durch Ecklisenen aus Tuff und Bogenfriese gegliedert; gestaltete Aufsätze aus Tuff auf den Hallenecken; Hallenwände innen weiß geputzt, offene Dachkonstruktion aus Stahlbindern und vier Fachwerkträgern, Laufkatze; mit der Umnutzung Empore und zwei Fernsehkanzeln eingebaut, im Untergeschoss Kantine eingerichtet. (dampfbetriebene Plunerpumpe von 1900 nicht mehr vorhanden.)
Einfriedung Stützmauer zum Rhein mit Basaltbruchstein verkleidet, pfeilerähnliche, mit der Mauer verzahnte Quadervorlagen im Wechsel mit Bogenfriesfeldern steifen die Wand aus; eine profilierte Mauerabdeckung mit aufstehenden Pylonen, verbunden mit durchhängenden Eisenketten in drei verschiedenen Formen bildet den oberen Abschluss.
Wohnhaus des Maschinisten Rückwärtig oberhalb der technischen Bauten an der Straße Wohnhaus des Maschinisten, zweigeschossiger rechteckiger Backsteinbau in zwei zu drei Achsen mit hochrechteckigen Stichbogenfenstern mit Schlagläden und Satteldach; Baukörper durch backsteinbreites doppeltes umlaufendes Geschossband und durch durchgehende Lisenen zwischen den Fenstern gegliedert; originale Holzfenster mit T-förmiger Teilung zum Teil erhalten; Raumstruktur mit originalem Holztreppenhaus mit einfachem Holzgeländer weitgehend unverändert.
Geschichte Die Rheinische Wasserwerksgesellschaft zu Köln errichtete 1873/74 auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadt Bonn auf städtischem Boden das Wasserwerk; zunächst bestand die Anlage aus einem Schachtbrunnen von ca. 13 m Tiefe, dem Kessel- und Maschinenhaus, einem Holzgebäude mit Enthärtungsanlage für das Kesselspeisewasser und dem Wohnhaus des Maschinisten. Seit 1875 wird Rheingrundwasser zur Versorgung des städtischen Bedarfs gefördert. Die Gesellschaft konnte Leitungen unentgeltlich verlegen, im Gegenzug sollte die Stadt 1900, nach 25 Jahren, Betreiber werden. Als 1958 der Wahnbachtalsperrenverband die Versorgung der Stadt übernahm, wurde der Betrieb des Wasserwerkes eingestellt. 1965 wurden die Gebäude an die Bundesrepublik verkauft, die technischen Einrichtungen bis auf „Notbrunnen“ demontiert.
1982 bis 1985 wurde das Pumpenhaus zur provisorischen Unterbringung des Parlaments umgebaut und von 1986 bis 1992 als Plenarsitzungssaal des Deutschen Bundestags genutzt.
Bedeutung Die Gesamtanlage des Wasserwerks ist in den wesentlichen Teilen der Einzelobjekte original erhalten. Sie ist bedeutend für die Geschichte der Stadt Bonn. Als städtisches Werk zur Versorgung der Stadt mit Wasser sind die Bauten erhaltenswert aus geschichtlichen, insbesondere stadtgeschichtlichen und technikgeschichtlichen Gründen. Als Anlage am Südrand der Stadt unmittelbar am Rhein ehemals in Nachbarschaft zu Sägewerk und Mühlenbauten und heute als Bestandteil der Silhouette des Regierungsviertels zum Rhein innerhalb des Denkmalbereiches „Regierungsviertel“ liegen für die Erhaltung städtebauliche Gründe vor. Die architektonische Gestaltung und die Qualität der Einzelobjekte begründet den architektonischen bautypologischen Zeugniswert der Einzelobjekte und in der Abfolge der Einzelbauten den architekturgeschichtlichen Wert der Gesamtanlage. Mit der zeitweiligen Nutzung als Plenarsaal wird der Anlage zentrale Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik zugesprochen. Mit dem Ort sind drei geschichtlich bedeutende Ereignisse verbunden: hier wurde 1989 der Fall der Mauer offiziell bekannt gegeben, hier fand die erste gemeinsame Sitzung nach der Wende statt, hier wurde 1991 der Hauptstadtbeschluss gefasst.
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2005)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.