Ehemalige Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund

Dahlmannstraße (ehemals Görresstraße 13), heute b-it: Bonn-Aachen International Center for Information Technology

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 13,77″ N: 7° 07′ 15,29″ O 50,72049°N: 7,12091°O
Koordinate UTM 32.367.359,38 m: 5.620.427,11 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.579.200,00 m: 5.621.152,32 m
  • Teilansicht der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund in der Bonner Dahlmannstraße, hier die Ansicht vom Wilhelm-Spiritus-Ufer aus (2015)

    Teilansicht der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund in der Bonner Dahlmannstraße, hier die Ansicht vom Wilhelm-Spiritus-Ufer aus (2015)

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    Christoph Montforts
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  • Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund, Dahlmannstraße (ehemals Görresstraße 13), vom Bonner Rheinufer aus gesehen (2015).

    Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund, Dahlmannstraße (ehemals Görresstraße 13), vom Bonner Rheinufer aus gesehen (2015).

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    Knieps, Elmar / Landschaftsverband Rheinland
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Bauantrag: 1953; Fertigstellung: 1955
Architekt: Heinrich Bartmann aus Darmstadt
Bauherr: Land Nordrhein Westfalen

1967 1969 Erweiterung; Architekt: Günter Marschall aus Recklinghausen
1989 1995, Umbau, Erweiterung; Architekten: Peter Busmann und Godfried Haberer aus Köln, Projektleiter: Kai Büder

Internationale Informationstechnologie

In das zum Rhein geneigte Gelände eingepasste mehrteilige Anlage aus flach gedeckten Putzbauten mit wechselnder Geschosszahl.

Im September 1949 bezog die Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund zunächst ein Haus in der Hochkreuzallee in Godesberg-Friesdorf. Anfang 1951 wurde unter Carl Spiecker, dem ersten Vertreter des Landes in Bonn und Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett von Karl Arnold, eine günstiger gelegene Unterkunft gesucht und sehr bald ein Neubau in Erwägung gezogen. Nach Erwerb eines Grundstücks an zentraler Stelle zwischen Bundeshaus und Palais Schaumburg wurde in den Jahren 1953 bis 1955 ein Neubau errichtet. Auf dem leicht ansteigenden Gelände oberhalb der Uferpromenade mit Blick auf den Rhein standen vier schlichte zweigeschossige lang gestreckte Baracken/Bürohäuser des Fabrikanten Stephan aus dem Jahre 1949 (Vogt 1999, S. 67-69) zur provisorischen Unterbringung von Verwaltungsfunktionen, u. a. der Landesvertretungen von Bayern und Rheinland-Pfalz. Unter Einbeziehung eines dieser vorgefertigten Bürohäuser hatte der Architekt Heinrich Bartmann einen mehrflügeligen, flach gedeckten ein- bis dreigeschossigen Baukörper mit drei nach außen geöffneten hofähnlichen Freibereichen konzipiert.
Der parallel zum Rhein gelegene Bürohausriegel wurde durch eine eingeschossige nach Westen hangaufwärts rechtwinklig abzweigende Eingangshalle mit dem dreigeschossigen wiederum nordsüdlich ausgerichteten Hauptbaukörper verbunden. Ein eingeschossiger Flügel mit Empfangsräumen (Gartensaal, Kaminzimmer) leitete in den Park nach Nordwesten über. Ein mit dem Hauptbau verbundenes zweigeschossiges Wohngebäude umschloss im Süden den Eingangsvorplatz. Diese Situation aus zweigeschossigem Wohntrakt und dreigeschossigem Hauptgebäude ist heute noch erhalten. Beide Bauteile sind aus verputztem Schwemmsteinmauerwerk mit Lochfassaden gemauert und flach gedeckt. Die Außenwände werden durch Fensterreihen aus großen breitliegenden Öffnungen im Erdgeschoss, kleinen quadratischen, bzw. querrechteckigen Öffnungen im ersten Obergeschoss gegliedert.
Die Gestaltung des dreigeschossigen Teiles zeichnet sich durch eine Terrasse im zweiten Obergeschoss über Eck an der Süd- und an der Ostseite aus, wobei das Flachdach in diesem Bereich durchbrochen ist. An die Westfassade gerückt liegt ein mit Glasflächen auf niedrigem Sockel nach Osten, Süden und Westen geschlossener Besprechungsraum. Die Glaswände und das vorkragende Dach auf den dünnen Stützen verleihen dem Baukörper eine gestalterische Leichtigkeit, die durch das umlaufend vorspringende Dach beider Bauteile und durch das Flachdach des Nebeneingangs zwischen den Bauteilen aufgenommen wird. Die übrige Gestaltung beschränkt sich auf eine durchgehende Treppenhausglasfläche an der Nordwestecke und im zweigeschossigen Teil auf einen leicht aus der Fassade vortretenden Balkon im ersten Obergeschoss in Fensterbreite über einer eingeschnittenen Loggia.
In beiden Bauteilen der ersten Konzeption ist die Raumaufteilung in wesentlichen Teilen (innere Struktur, tragende Wände, Treppenhäuser) erhalten. Im Hauptgebäude wurde durch eine später eingezogene zweite Trennwand in Längsrichtung ein Mittelflur und damit eine zweihüftige Erschließung geschaffen.

Die Umbauten und Erweiterungen der 1960er und 1980er/90er Jahren entwickelten die bestehende Architektur in zeitgemäßer Interpretation fort und schufen eine Gesamtanlage in einem „neuen Kleid“.

Zu dem Objekt gehört die umgebende Parkanlage einschließlich der gestalterisch platzierten Kunstobjekte und des historischen Baumbestandes.

Das Objekt ist als Sitz der Landesvertretung NW beim Bund bedeutend für die Geschichte der Bundesrepublik und des Landes Nordrhein Westfalen. Als Teil des Regierungsviertels in Bonn ist das Objekt von Bedeutung für die Geschichte der Stadt Bonn.
Aufgrund der Lage im Regierungsviertel an zentraler Stelle, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sitz von Bundestag, Bundesrat und Sitz des Bundeskanzlers ist das Objekt bedeutendes Zeugnis für das Selbstverständnis von Republik und Bundesland und erhaltenswert aus geschichtlichen, ortsgeschichtlichen und, bezogen auf die Stadtentwicklung von Bonn, auch städtebaulichen Gründen.

Innerhalb des Denkmalbereiches „Regierungsviertel“ bildet das Objekt zusammen mit den umliegenden Bauten (Sitz von Bundestag und Bundesrat, Sitz des Bundeskanzlers, Sitz des Bundespräsidenten) einen wichtigen inhaltlichen und städtebaulichen Schwerpunkt.
Aufgrund der architektonischen Schlichtheit des ursprünglichen Baukörpers und der homogenen Eingliederung in die heutige Gesamtkomposition, die unter behutsamer Wahrung einer gestalterischen Kontinuität der Erweiterungsphasen entstand, ist der Ursprungsbau auch erhaltenswert aus architektonischen Gründen.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2014)

Quellen
  • Bauakte
  • Staatliches Bauamt Bonn II, Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, Bonn 1996 (Broschüre mit Grundrissen und Modellfotos des heutigen Bestandes)
  • Bonner Generalanzeiger vom 13. September 1995: Carl Friedrich Schröer, „Zurück zur unschuldigen Leichtigkeit der fünfziger Jahre“

Literatur

Horn, Joachim (1987)
Zwischen Bonn und Düsseldorf. In: Geschichte im Westen - Halbjahreszeitschrift für Landes und Zeitgeschichte 1/2, S. 43-58. Essen.
Lützeler, Heinrich (1980)
Bonn am Rhein – so wie es war, Teil 2. S. 72, Düsseldorf.
Vogt, Helmut / Stadt Bonn, Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek (Hrsg.) (1999)
„Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“, Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50. S. 67-69, Bonn.
Zänker, Ursel (1969)
Bauen im Bonner Raum 49-69: Versuch einer Bestandsaufnahme. (Kunst und Altertum am Rhein 21.) S. 129, Düsseldorf.

Ehemalige Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Dahlmannstraße 2
Ort
53113 Bonn
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1953 bis 1955

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„Ehemalige Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen beim Bund”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-18541-20111006-18 (Abgerufen: 25. April 2024)
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