Eine weitere Mühle in der Kette der Wasserkraftanlagen an der Strunde ist die Igeler Mühle zwischen Bergisch Gladbach und Herrenstrunden. Sie wurde zwischen 1856 und 1858 erbaut und ist damit die jüngste Mühle am Bachlauf.
Die Igeler Mühle gehörte zum Landgut Igeler Hof, der auf dem Höhenzug nördlich der Mühle liegt, und diente als Getreidemühle. Dies war jedoch nicht von Anfang an von ihrem Besitzer und Erbauer Philipp August Neissen, einem Brüsseler Rechtsanwalt, der Teile des Igeler Hofs im 19. Jahrhundert geerbt hatte, so geplant. Er wollte ursprünglich in der Bergisch Gladbacher-Paffrather Kalkmulde Kalkstein abbauen und weiterverarbeiten.
Hans Leonhard Brenner führt dazu aus (S. 61): „Der Brüsseler Justizpalast, an dem Neissen ständig zu tun hatte, war das größte europäische Gebäude des 19. Jahrhunderts. Er besaß eine Grundfläche von 160 x 180 Metern, der höchste Punkt lag 122 Meter über Straßenniveau und war aus Kalkstein erbaut. Unter diesem Eindruck muss Neissen wie elektrisiert gewesen sein, als er feststellte, dass sein ganzer Grundbesitz auf einem Berg von Kalkstein lag. Er fasste einen verwegenen Plan: Er wollte Preußen, Belgien und Holland mit seinen Kalksteinen versorgen. Aus diesem Grund sollte die 1868 fertig gestellte Eisenbahnstrecke von Mülheim nach Bergisch Gladbach bis zur Igeler Mühle verlängert werden, an der Strunde eine Steinschneidemühle und zwischen Deutz und Mülheim eine eigene Anlegestation entstehen, wo die von der Bahn angelieferten Steine auf Schiffe verladen werden konnten. Am 7. März 1854 erschien im 'Öffentlichen Anzeiger' die Ankündigung des Gladbacher Bürgermeisters Herweg, Herr August Friedrich Neissen beabsichtige am Strunderbach eine Steinschneidemühle zu errichten.“
Die an der Strunde ansässigen Papiermühlenbesitzer befürchteten, dass diese „neue Idee“ die Strunde stark verschmutzen würde, was sich negativ auf die Papiererzeugung auswirken könnte, die auf das saubere Wasser der Strunde angewiesen war. Neissen entschied sich daher zunächst eine Genehmigung für den Bau einer Getreidemühle zu beantragen, woraufhin die Igeler Mühle errichtet wurde. Offensichtlich war dies jedoch nur als vorübergehende Zwischenlösung geplant, denn Neissen errichtete in der Folgezeit weitere Gräben, Stauteiche und sogar zwei Kalköfen. Doch alle Pläne, einschließlich der oben genannten Erweiterung der Bahnlinie Köln-Mülheim - Bergisch Gladbach bis zu seiner Mühle blieben jedoch unverwirklicht. Im Jahre 1873 kam es zu einem Vergleich mit den anderen Mühlenbesitzern und die Igeler Mühle diente bis zu ihrer Stilllegung in den 1950er Jahren ausschließlich als Getreidemühle. Eine letzte Renaissance erlebte die Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier für einige Jahre das Getreide der umliegenden Höfe gemahlen wurde. Das Mühlrad wurde abgebaut und im Wohnhaus der Mühle befindet sich heute ein buddhistisches Meditationszentrum.
Internet de.wikipedia.org: Igeler Mühler (abgerufen 30.10.2012) www.ksta.de: „Der Neuling wühlt die Gegend an der Strunde auf“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 07.08.2012, abgerufen 30.10.2012)
Literatur
Brenner, Hans Leonhard (2012)
Die Strunde und ihre Bergisch Gladbacher Mühlen. (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V., Band 67.) S. 60-63, Bergisch Gladbach.
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