Patrozinium: Petrus, Chrysanthus und Daria (nach dem Prümer Patrozinium Salvator und Petrus auch Peterstal genannt). Orden: Benediktinerpriorat, Kollegiatstift (Männerkloster / Frauenkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Im Jahre 762 schenkte König Pippin der Jüngere der Abtei Prüm Grundbesitz im Tal der oberen Erft. Um 800 entstand dort eine Kirche mit dem Patrozinium St. Peter (Nebenpatron in Prüm); ihr folgten noch drei Nachfolgebauten, bis frühestens 844 für die Gebeine der römischen Märtyrer Chrysanthus und Daria die erste Konventskirche errichtet wurde. Der Prümer Abt Markward hatte die Reliquien 844 von Papst Sergius II. erworben und nach einem Zwischenaufenthalt in St. Goar nach Münstereifel gebracht. Es war der Anlaß für die Einrichtung eines von der Prümer Abtei abhängigen Konventes. Ob es sich um ein Benediktinerpriorat handelte oder jetzt schon um ein Kanonikerstift, muß letztlich offen bleiben. Wahrscheinlich handelte es sich zunächst um ein Benediktinerpriorat, spätestens seit dem frühen 12. Jahrhundert um ein Kollegiatstift, da um 1115 erstmals die Bezeichnung „canonici“ bezeugt ist und die für die Säkularstifte typische Auflösung der „vita communis“ erfolgte. Gleichzeitig bemühte sich das Stift um eine deutliche Distanz vom Gründerkloster Prüm. Es paßt in das Bild, dass einige Kanoniker um diese Zeit in das Stift Steinfeld überwechselten, das sich kurz zuvor den Prämonstratensern angeschlossen hatte. Differenzen zwischen Münstereifel und Steinfeld gab es deswegen nicht. Dem Patrozinium Petrus wurde nunmehr die Stelle eines Nebenpatrons zugewiesen. Chrysanthus und Daria waren schon seit dem letzten Viertel des 9. Jahrhunderts das Ziel von Pilgerfahrten gewesen. Für erkrankte Pilger unterhielt das Kloster bzw. Stift ein Hospital; es zählte zu den ältesten in Deutschland.
Die fortschreitende Loslösung von Prüm dauerte bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Die Abtei vermehrte die Münstereifel schon früher überwiesenen acht Kirchen um zwei weitere. Während des langen Ablösungsprozesses gingen die Rechte des Abtes schrittweise auf den Kölner Erzbischof über. Zu 1110 ist der Graf von Are, bald darauf der Graf von Jülich als Vogt belegt; seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wechselten sich die Grafen von Hochstaden und von Jülich in dieser Funktion ab. Bis in das 13. Jahrhundert stammten alle Pröpste des Stiftes aus edelfreien Geschlechtern. Von den Kanonikern läßt sich nur sagen, dass sie zumeist im linksrheinischen Raum zwischen Köln und Koblenz beheimatet gewesen waren (Engels 2006).
Begründet 830–36. Benediktiner, ab 1155 Stift. Aufgehoben 1803 (Bönnen / Hirschmann 2006). Von 1625 bis zur Aufhebung des Jesuitenordens 1773 Jesuitenkolleg (heutiges städtisches St. Michael-Gymnasium).
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2003)
Klosterführer Rheinland. (Jahrbuch des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz 2003.) S. 91-95, Köln.
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