Die Finnensiedlung in Köln-Höhenhaus ist eine reine Holzhaussiedlung vom Typ der Gartenstadtsiedlung, die ab Ende 1942 entstand. Sie besteht aus freistehenden Doppelhäusern mit Satteldach und Dachgauben, die Fassaden sind aus dunkel gebeiztem Holz, die Fenstern und Türrahmen sind weiß abgesetzt. Die Grundstücke sind ungefähr 400 Quadratmeter groß, die Vorgärten sind zum Teil heute noch von Hecken und Zäunen eingefasst. Die Gärten hinter den Häusern waren ursprünglich Nutzgärten. Die Siedlung steht seit 1989 unter Denkmalschutz (Wohnhäuser als Einzeldenkmale).
Entstehungsgeschichte Die Quellenlage zur Entstehung der Siedlung ist sehr schlecht, ähnlich diffus und nicht schlüssig nachprüfbar sind die Erklärungsansätze zu ihrer Namensgebung. Die heute gängige Bezeichnung „Finnensiedlung“ bezieht sich auf das wohl aus Finnland stammende Baumaterial. Zeitgenössisch wurde hingegen der Begriff „Neue Heimat“ in Anlehnung an den Namen der Siedlungsbaugesellschaft verwendet (Spiertz o.J.). Diese „Neue Heimat“ war eine Siedlungsgesellschaft der Deutsche Arbeiterfront (DAF), die zum Bau auch Zwangsarbeiter einsetzte. Die Siedlung sollte bombengeschädigten Familien der „wehrwichtigen Betriebe“, die nach dem „1000-Bomber-Angriff“ vom 30./31. Mai 1942 auf Köln obdachlos geworden waren, neuen Wohnraum bieten. Die Häuser wurden durch Kölner Firmen wie Felten & Guillaume, Waggon und Anhängerbau Köln oder die Radium Werke erbaut. Der Gesamtgrundriss der Siedlung soll einen Finnendolch nachbilden, da die Siedlung aber unvollendet blieb, ist diese Metapher nur zu erahnen.
Wieso ausgerechnet finnisches Holz verwendet wurde, ist weitgehend spekulativ. Unsicher ist auch, ob ein Kontext zum sowjetisch-finnischen Winterkrieg 1939/40 besteht. Im Hinblick auf die Entstehung weiterer „Finnensiedlungen“ in Deutschland ist eine vergleichbare Genese aber immerhin möglich: Zur Zeit des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion 1941 trat Finnland an die deutsche Regierung mit dem Wunsch heran, Häuser gegen Getreide und Waffen zu tauschen und lieferte zwischen 1942 und 1944 die in Finnland serienmäßig gefertigten Häuser.
Kulturhistorische Bedeutung Die Finnensiedlung repräsentiert die durch die Nationalsozialistische Regierung betriebene Siedlungsbaupolitik während des Zweiten Weltkriegs, ihr Entstehungshintergrund ist politisch-ideologisch. Sie repräsentiert zugleich die Typenhausbebauung am Kölner Stadtrand in den 1930er Jahren. Die Siedlung ist im ursprünglichen Bestand und weitgehend unverändert erhalten und in ihrer Art einzigartig in Köln. Sie steht entwicklungsgeschichtlich in einer Reihe mit weiteren 35 „Finnensiedlungen“ in Deutschland und Österreich, so zum Beispiel in Berlin-Schöneberg und Kladow sowie Bordesholm. In Köln entstanden weitere Finnensiedlungen in Zündorf (ab 1939 für die Angehörigen der Firma Aerostahl, daher Luftwaffensiedlung genannt; heute durch individuelle Modernisierungen im Bestand sehr stark verändert), in Rath (für Reichsbahner) und in Junkersdorf. Die Siedlung ist die größte und am besten erhaltene der Finnensiedlungen Kölns und auch deutschlandweit von hohem Seltenheitswert.
Internet www.rheinische-geschichte.lvr.de: Höhenhaus und die Finnenhaussiedlung Neue Heimat (Text Willi Spiertz, abgerufen 08.06.2021) www.bilderbuch-koeln.de: Denkmalbeschreibung eines Wohnhauses in der Finnensiedlung (abgerufen am 07.07.2015, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.10.2020)
Literatur
Heinen, Werner; Pfeffer, Anne-Marie / Stadt Köln (Hrsg.) (1988)
Köln: Siedlungen 1888-1938. (Stadtspuren, Denkmäler in Köln 10,1.) Köln.
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