Das vier Kilometer nordwestlich von Mayen im oberen Nettetal gelegene Schloss Bürresheim liegt auf einem Felsen oberhalb des Zusammenflusses von Nette und Nitzbach und gehört wie die Burg Eltz zu den wenigen Burgen, die nicht während des Zweiten Weltkriegs und vorheriger Kriege zerstört wurden. Schloss Bürresheim spiegelt die Entwicklung einer mittelalterlichen Burg, welche aus wehrtechnischen Absichten errichtet wurde, zu einer barocken Wohnburg wider.
Die mittelalterliche Burg Die erstmalige Erwähnung der wohl in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbauten Burg erfolgte im Jahr 1157 über ihre damaligen Besitzer. In urkundlich fixierten Besitzbestätigungen des Trierer Erzbischofs Hillin von Fallemagne (* um 1100-1169, von 1152 bis 1169 Erzbischof von Trier) für das seinerzeit noch Claustrum benannte Eifelkloster Himmerod werden die edelfrei-adligen Zeugen Eberhard und Mettfried genannt (Mechfridus et Euerhardus de Burgenesem bzw. Mecfridus et Euerardus de Burchenesem, vgl. MRhUB 1, Nrn. 603 und 604). Im Jahr 1169 erscheint der vorgenannte Eberhard nochmals, der nun allerdings alleine und mit anderer Schreibung seines Familiennamens als Euerhardus de burgenesheim ebenfalls unter den Edelfreien Liberi homines für Erzbischof Hillin Himmeroder Klosterbesitz bezeugt (ebd., Nr. 655). Bereits im 12. Jahrhundert beginnend, wurden in der Folgezeit Anteile der Burg durch (Teil-)Verkäufe und verflochtene Lehensbindungen abgetreten – u.a. an Kurtrier und Kurköln, in deren Grenzgebiet sich die Anlage befand.
Da sowohl die Kölner als auch die Trierer Erzbischöfe Anteile an der einstigen Wehrburg erwarben, spricht man in der Geschichte von einer Kölner Burghälfte im Westen (früher Palas - heute Ruine) und einer Trierer Burghälfte im Osten. Insgesamt ist die Burganlage 37 Meter breit und 60 Meter lang und enthält somit eine ausgeprägte West-Osterstreckung. Die Burg gehört zur Ortsgemeinde Sankt Johann.
Baugeschichte und -beschreibung 1473 wurde ein Teil der Burg an Gerlach von Breidbach verkauft, bis dahin verfügte die Burg über zwei Rundtürme aus dem 13. /14. Jahrhundert. Gerlach errichtete bzw. baute den Ostteil der Burg zu einem Wohnbau um und errichtete einen weiteren Rundturm im der Südostecke. 1659 wurde das Geschlecht derer von Breidbach nach einer Zahlung von 4.700 Gulden zum Alleinbesitzer der Burg und man ließ Häuser im Barockstil errichten.
Da der Westzugang über Nette erfolgt, wurde 1733 die Zugbrücke der Kölner Burg durch eine feste Brücke ausgetauscht. Ein weiteres Tor mit rundem Torbogen ebnet den Weg in den vorderen Burghof. Von dieser Position ergibt sich ein Blick auf die frühgotische Hauptburg (um 1300), welche von zwei schlanken Rundtürmen flankiert wird. Zudem zählen die rechteckigen Fenster in Basaltlavarahmung zu den Elementen des Gründungsbaus.
Der Zugang zu den Wohnbauten befindet sich im dreieckigen Burghof zwischen Kölner Burg und Ostburg. Die Bauten um den Burghof herum können fünf verschiedene Epochen zugeordnet werden. Der romanische Bergfried, welcher sich auf dem höchsten Punkt der Burganlage als Grenze etablierte, stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde im 15. Jahrhundert um fünf weitere Geschosse erhöht. Gegenüber des Bergfrieds lässt sich die Wohnung des Burgwartes verorten. Hierbei handelt es sich um das ehemalige Vogthaus, welches um 1380 erbaut wurde. Zudem wurde um 1473 das Palas, welches aus Ost- und Westflügel besteht, im spätgotischen Stil errichtet. Zwischen 1698 und 1700 wurde zwischen dem Palas und dem Bergfried eine Kapelle errichtet. Der Bau des Amtshauses sowie des Kanonenwegs lässt sich im 17. Jahrhundert verorten. Der Kanonenweg führt tunnelartig unter dem kompletten Südflügel der Burganlage hindurch.
Seit 1946 ist Schloss Bürresheim im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz und unterliegt der Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz. Von der Kölner Burg ist lediglich noch eine Ruine vorhanden; die gut erhaltene Innenausstattung der Ostburg gibt einen repräsentativen Einblick in die Wohnkultur des rheinischen Adels.
Kulturdenkmal / Denkmalzone Schloss Bürresheim ist ein eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis Kreis Mayen-Koblenz): „Gemarkung Schloss Bürresheim (Denkmalzone), sog. Kölner Burg: Zugang und Nebengebäude 18. Jh., untere Burg, spätes 13. Jh. Oberburg, im Kern um 1300, sog. 'Kanonenweg', Vogtsamtshaus, 2. Hälfte 14. Jh., Amtshaus, bez. 1660; franz. Garten, um 1680, Brunnen 1683“.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet www.ms-visucom.de: Burgendatenbank EBIDAT. Bürresheim (abgerufen 14.05.2019) denkmallisten.gdke-rlp.de: Denkmalverzeichnis Kreis Mayen-Koblenz (Stand 27.03.2019, abgerufen 14.05.2019)
Literatur
Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Caspary, Hans; Werner, Karl von (1976)
Schloss Bürresheim. gesamt, Koblenz (6. unveränderte Auflage).
Eifelverein (Hrsg.) (1995)
Eifelführer. S. 381, Düren.
Fleischmann, Konrad (1979)
Das Eifel-Wanderbuch. S. 132, München.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Verwaltung der Staatlichen Schlösser (Hrsg.) (1998)
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz: Verzeichnis und Kurzbeschreibungen mit einer Übersichtskarte. (Führer der staatlichen Schlösserverwaltung 7.) S. 36-39, Mainz (5. überarbeitete u. erweiterte. Auflage).
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