Römisches Brandgrab in Müngersdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 25,05″ N: 6° 52′ 44,71″ O 50,94029°N: 6,87909°O
Koordinate UTM 32.350.992,42 m: 5.645.327,02 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.561.832,04 m: 5.645.372,36 m
  • römisches Brandgrab (2014)

    römisches Brandgrab (2014)

    Copyright-Hinweis:
    NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln
    Fotograf/Urheber:
    Hannah Brüggemann
    Medientyp:
    Bild
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  • römisches Brandgrab (2014)

    römisches Brandgrab (2014)

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Im Jahr 1980 wurde dem Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V. anlässlich der 1000-Jahr-Feier des Stadtteils eine Aschekiste aus dem späten 4. Jahrhundert nach Christus geschenkt. Die Kiste ist heute vor dem Hauptaufgang zur Pfarrkirche Sankt Vitalis auf der Wendelinstraße zu sehen.

Es handelt sich um eine 1,20 x 1,00 x 0,70 Meter große Tuffkiste mit einem um die 40 Zentimeter hohen Deckel. An den Außenseiten ist der Stein grob behauen, im Inneren befanden sich ursprünglich ein Aschebehälter aus Blei sowie drei Tonkrüge, ein schwarzer Faltenbecher und ein Glasbecher. Die Kiste stammt von dem Gräberfeld an der Stolberger Straße Ecke Eupener Straße. Dort wurde ein römischer Gutshof mitsamt Gräberfeld ausgegraben. Zum Gräberfeld gehörten fünf Sarkophage aus Rotsandstein, eine Körperbestattung ohne Grabkiste und ein Brandgrab. In einem der Sarkophage wurde ein wertvolles Diatretglas gefunden, welches heute im Römisch-Germanischen-Museum ausgestellt wird.

Bestattungsrituale der Römer
In Zeiten des römischen Reichs war es üblich, dass nur Kaiser und bedeutende Politiker innerhalb der Stadtmauern begraben wurden. Alle anderen Bürger wurden entlang von Handelsstraßen oder auf ihren eigenen Ländereien beigesetzt. Ursprünglich bestatteten die Römer ihre Angehörigen in einer Feuerbestattung. Diese fand auf dafür festgelegten Plätzen außerhalb der Städte statt. Der Tote wurde auf einen mit Blumen und wohlriechenden Kräutern geschmückten Scheiterhaufen gelegt, seine Asche später in der Erde begraben. Ungefähr ab dem 2. Jahrhundert nach Christus wandelte sich der Brauch hin zur Körperbestattung. Besonders die ärmere Bevölkerung wurde in weiten Teilen des Römischen Reiches in Massengräbern bestattet. Etwas wohlhabendere Bürger ließen Katakomben anlegen für sich selbst und ihre Familie und in manchen Fällen auch für Freunde oder Bedienstete.

Aus Griechenland und der heutigen Türkei kam im 3. Jahrhundert der Brauch der Bestattung in Sarkophagen. Lange Zeit war diese Art der Bestattung wohlhabenden Römern vorbehalten. Je nach Vermögen und Bedeutung des Toten bestanden Sarkophage aus einfachem Gestein, feinen Sandsteinen oder Marmor. Sie wurden oft aufwändig verziert und daher häufig im Freien, in Mausoleen oder Grabkammern aufgestellt und nicht in der Erde vergraben. Der Zwischenraum zwischen Deckel und Unterbau wurde mit Wachs verschlossen. Vorher gaben Angehörige Grabbeilagen mit in den Sarkophag.

Braunsfelder Diatretglas
Das Diatretglas welches in einem der Sarkophage aus der Grabstätte an der Stolberger Straße gefunden wurde, ist von vielen Geheimnissen umgeben. Weder die Art der Herstellung noch der Verwendungszweck konnten nachgewiesen werden. Diatretgläser sind sogenannte Netzgläser. Diatret kommt vom griechischen „diatreton“ was so viel wie „durchbrochen“ oder „durchstoßen“ bedeutet. Die Gläser bestehen aus einem durchgängigen Glaskörper mit einer netzartigen Glashülle, die durch kleine Glasstege mit dem Innenteil verbunden ist.

(Hannah Brüggemann, NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2014)

Quelle
Euskirchen, Marion: persönliches Gespräch über Bodendenkmäler im äußeren Grüngürtel, 15.10.2013.
Simon, Klaus: persönliches Gespräch über den äußeren Grüngürtel, 14.10.2013.

Internet
www.rhein-eifel.tv: Römische Wasserleitung – Römerkanal von Nettersheim nach Köln (abgerufen 22.09.2014)
de.wikipedia.org: Aquäduktenmarmor (abgerufen 22.09.2014)
de.wikipedia.org: Wasserversorgung im Römischen Reich (abgerufen 22.09.2014)

Literatur

Thomas, Renate / Römisch-Germanisches Museum (Hrsg.) (1999)
Bodendenkmäler in Köln. In: Kölner Jahrbuch 32, Köln.

Römisches Brandgrab in Müngersdorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Wendelinstraße
Ort
50933 Köln - Müngersdorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 350 bis 400

Empfohlene Zitierweise

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Hannah Brüggemann (2014): „Römisches Brandgrab in Müngersdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-108503-20141124-21 (Abgerufen: 26. April 2024)
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