Den Unterwuchs bildet eine Langgraswiese mit Wildkräutern. Für zahlreiche gefährdete Tierarten bietet sie in Kombination mit den Obstbäumen wertvollen Lebensraum. Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas und stehen auf der Roten Liste. Ein einzelner hochstämmiger Obstbaum bietet auf mehreren Stockwerken Lebensraum für viele seltene Vögel, Kleinsäuger und Insekten.
Besonders hoch ist der ökologische Wert bei Wiesen, die eine hohe Strukturenvielfalt aufweisen. Dazu gehören Bäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten. Bäume mit abgestorbenen Bestandteilen, aber auch bereits völlig abgestorbene Exemplare gehören zu einer intakten Streuobstwiese dazu und sollten nicht sofort entfernt, sondern stehen gelassen oder wenigstens in eine Ecke gelegt werden, damit sie dort ohne zu stören langsam verrotten können. Denn Totholz gehört zu den wichtigsten Elementen eines intakten Naturkreislaufs. Einer Vielzahl an Insekten dient das Totholz als Nahrungsquelle im Larvenstadium. Besonders Käferlarven sind auf das Totholz angewiesen, weil sie nicht dazu in der Lage sind frisches Holz zu verdauen.
Aber nicht nur als Nahrungsquelle spielen abgestorbene Gehölze für Insekten eine wichtige Rolle, sie nutzen sie auch als Wohnraum. In vielen toten Baumstämmen kann man Gänge von Ameisen- oder Wildbienenarten finden. Zudem tragen die Insekten in großem Maße zur schnelleren Zersetzung des Holzes bei. Würden Pilze und Bakterien diese Arbeit alleine übernehmen müssen, dauerte der Abbau doppelt so lange. Grund dafür ist, dass die Insekten das Holz aufnehmen und verdauen.
Vögel nutzen alte Höhlen oder Löcher als Nistgelegenheiten, Ruhe- und Brutplatz. Die Bäume insgesamt werden zu Jagdbiotopen, Singwarten und ganz besonders zur Nahrungsquelle. Die große Anzahl Insekten und Insektenlarven bietet den Vögeln eine abwechslungsreiche Mahlzeit. Besonders Spechte, Kleiber und Baumläufer haben ihren Speiseplan auf diese holzbewohnenden Insekten abgestimmt.
Neben Vögeln und Insekten gibt es auch eine große Zahl von Säugetieren, deren Lebensweise eng mit dem Totholz verknüpft ist. Die größte Gruppe unter ihnen sind die Fledermäuse. Gerade die Totholzvorkommen in Wäldern werden von ihnen bevorzugt aufgesucht, da sie einen optimalen Rückzugsort und Brutstätte in einem bieten. Neben Fledermäusen nehmen Baummarder, Eichhörnchen oder Siebenschläfer gerne vorhandene Höhlen in Totholz an.
Feuersalamander und Erdkröten beispielsweise gehören zu den Amphibienarten, die sich im Totholz ihr Winterquartier einrichten oder es als feuchtes Tagesversteck nutzen. Und auch ihnen dienen die Käfer, Spinnen und Regenwürmer als Nahrungsquelle.
Bei der heutigen Bewirtschaftung ländlicher Gebiete wird leider immer häufiger auf den Erhalt traditioneller Obstwiesen verzichtet. Dadurch kommt den historischen Wiesen ebenso wie den Neuanlagen aus ökologischer Sicht eine besondere Bedeutung zu.
(Hannah Brüggemann, NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2014)
Quelle
persönliches Gespräch mit Herrn Ulrich Brandenburg über die Streuobstwiesen im äußeren Grüngürtel, 07.08.2014
Internet
www.apfelroute.de: Ökologie der Streuobstwiese (abgerufen 22.10.2013)
www.naturtipps.com: Totholz in der Kulturlandschaft (abgerufen 23.10.2013)
www.stadt-koeln.de: Städtische Freiluft- und Gartenarbeitsschule (Freiluga) / Schulbiologisches Zentrum in der Freiluga (abgerufen 04.07.2018)