Seit 2015 steht am neuen Verkehrskreisel an der Ringstraße in Hitdorf die Dampfspeicherlok »Persil« als technisches Denkmal. Sie erinnert an die ehemalige Kleinbahn Langenfeld ‒ Monheim ‒ Hitdorf, die hier von 1908 bis 1986 vorbeifuhr.
Die in Hitdorf aufgestellte Lokomotive wurde 1914 von der Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern (Fabriknummer 3307) gebaut. Die Maschine lieferte man an die Wasch- und Reinigungsmittel produzierende Firma Henkel, dort wurde sie unter dem Namen des Waschmittels »Persil« im Werk Düsseldorf-Reisholz für den Rangierbetrieb genutzt. Es war die erste Lokomotive, die bei Henkel eingesetzt wurde. Zuvor waren in dem Werk die Waggons mit Seilwinden, Knippstangen (Hebelstangen) und Muskelkraft bewegt worden. 1951 wurde die Lokomotive an die Firma Papier & Pappe in Viersen-Süchteln verkauft. Anschließend kam sie an die Vereinigte Verpackungsgesellschaft (früher Rheinische Pappenfabrik) in Monheim-Blee. Seit 1982 stand die Lokomotive auf einem Spielplatz in Hitdorf. 2012 beschloss die Stadtbezirksvertretung, dass die im Rahmen der Errichtung des Hochwasserschutzes temporär gelagerte Baudenkmal Dampfspeicherlok „Persil“ saniert und im Randbereich des neuen Hitdorfer Kreisverkehres dauerhaft aufgestellt wird und als Baudenkmal erhalten bleibt.
Dampfspeicherlokomotiven Die Dampfspeicherlokomotive ist eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert. Im Gegensatz zu einer Dampflokomotive wird der zum Antrieb erforderlich Dampf nicht auf der Maschine erzeugt, sondern von außen zugeführter Dampf erhitzt das im Kessel befindliche Wasser. Dieser Typ kam vor allem in größeren Werken, auf Hütten und Zechen zum Einsatz. Der Vorteil lag in der ökonomischen Ausnutzung des in den Kesselhäusern auf jedem größeren Werksgelände erzeugten Dampfes und im feuerlosen Betrieb, durch den die von Funkenflug hervorgerufene Brandgefahr unterbunden wurde. Die Dampfspeicherlokomotive war daher eine hervorragend geeignete Rangierlok, besonders für Industriebetriebe mit erhöhtem Brandrisiko.
Die Hitdofer »Persil«-Lokomotive Die Hitdorfer Maschine zählt mit zwei Achsen und 24 Tonnen Gewicht zu den verhältnismäßig kleinen Dampfspeicherloks für den Normalspurbetrieb. Sie ist mit innenliegendem Triebwerk ausgestattet: Die beiden Zylinder liegen zwischen dem Rahmen unter dem Führerhaus, ebenso wie die beiden Treibstangen zur Übertragung der Kraft auf die Vorderräder. Außen angebrachte Pleuelstangen verbinden Vorder- und Hinterräder. Wichtiges Funktionsteil einer Dampfspeicherlok ist der Kessel. Er besteht aus genieteten Stahlplatten und ist in etwa zwei Zentimetern Abstand umgeben von einer dünnen Blechhülle. Über reifenförmige Abstandshalter folgte eine weitere, äußere Blechumhüllung. Zwischen diesen beiden Blechwänden sorgte die Isolierung für einen möglichst geringen Wärmeverlust des im Kessel gespeicherten Dampfes. An der vorderen Stirnseite des Kessels ist noch der Einfüllstutzen für die Einbringung des Dampfes zu sehen. Auf dem Kessel sitzt der Dom mit Umhüllung. Vor dem Dom ist der Sandkasten angebracht, von dem aus der zum Bremsen notwendige Sand über Rohre vor oder hinter die Vorderräder geleitet wurde. Die entsprechenden Sandkästen für die Hinterräder sind unter dem Führerhaus angeordnet. Im Führerhaus sind die Handwurfbremse und die Handkurbel zur Regulierung der Dampfzufuhr zu den Zylindern erhalten. Die Instrumente an der hinteren Stirnseite des Kessels (nach den Anschlußstutzen vier Instrumente) sind nicht erhalten.
Bedeutung und Denkmalwert Die Dampfspeicherlokomotive Persil ist eingetragenes bewegliches Denkmal (Leverkusen lfd. Nr. A 273, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 48857).
Die Hitdorfer Dampfspeicherlok ist ein frühes und relativ gut erhaltenes Exemplar einer Lokomotivgattung, die im Entwicklungsprozess der Industrialisierung eine wichtige Rolle gespielt hat. Das Hitdorfer Beispiel ist von hoher Bedeutung, weil Dampfspeicherloks aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur noch spärlich überliefert sind. Mit dieser Lok wird zugleich der Dampfmaschinenbau einer bedeutenden Lokomotivfabrik (Hohenzollern) dokumentiert, sie ist Teil der Werksgeschichte eines bedeutenden Unternehmens (Henkel) und repräsentiert als Rangierlok in Monheim und Hitdorf einen interessanten regionalgeschichtlichen Aspekt. Zwischen 1992 und 1996 erfolgte eine erste Restaurierung mit Unterstützung der Hans-Christian-Andersen-Grundschule, Hitdorfer Firmen und Vereinen. 1995 in die Denkmalliste eingetragen, wurde die Lokomotive 2015 mit Unterstützung der „Gemeinschaft der Henkel-Pensionäre“, der Werkslogistik der Firma Henkel und des Langenfelder Bauunternehmers Gernot Paeschke in Düsseldorf restauriert und anschließend auf dem neuen Platz am Kreisel Hitdorfer Straße / Heerweg / Ringstraße aufgestellt.
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)
Internet www.rheinische-industriekultur.com: Walter Buschmann, Gutachterliche Stellungnahme von 1993 zur Persil Dampfspeicherlok (abgerufen 27.05.2017) de.wikipedia.org: Dampfspeicherlokomotive (abgerufen 27.05.2017) de.wikipedia.org: Liste in Deutschland vorhandener Dampfspeicherlokomotiven: Nordrhein-Westfalen (abgerufen 27.05.2017) ris.leverkusen.de: Stadt Leverkusen, Beschlussvorlage vom 14.2.2012 (abgerufen 27.05.2017) www.henkel.de: Einweihung der restaurierten Persil-Lok „Alte Lok in neuem Glanz“, 27.10.2015 (abgerufen 27.05.2017)
Literatur
Pierson, Kurt (1984)
Hohenzollern-Lokomotiven 1872-1929. Geschichte des Lokomotivbaues in Düsseldorf. Moers.
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