Vorgeschichte und Bau des Ständehauses
Die Provinzialstände, also das Parlament der Rheinprovinz, tagte seit dessen Einberufung im Jahr 1824 im Düsseldorfer Stadtschloss. Die Preußen hatten erkannt, dass bestimmte Entscheidungen besser direkt vor Ort und nicht im entfernten Berlin zu treffen seien. Als das Stadtschloss 1872 niederbrannte, wurde ein Neubau in den unter Napoleon angelegten Grünanlagen am Kaiserteich angeregt. Diese befanden sich am nördlichen Rand der ehemaligen Düsseldorfer Festungsanlagen, die bereits 1801 geschleift wurden. Bei der Gestaltung der Grünanlagen wurde der Festungsgraben mit einbezogen. Die Bauarbeiten am Ständehaus dauerten von 1876 bis 1880.
Der Provinzialverband
Weitere Bedeutung erlangte das Ständehaus mit der Einführung der Provinzialordnung, basierend auf einem Gesetz vom 01.06.1887 (die eigentliche Provinzialordnung wurde bereits zu Beginn der 1870er Jahre verfasst). Wie im übrigen Preußen galt nun auch in der Rheinprovinz eine Zweiteilung aus einem staatlichen Verwaltungsbezirk (Rheinprovinz) und einem kommunalen Selbstverwaltungskörper (Provinzialverband) inklusive der zugehörigen Verwaltung. Der Verwaltung des Provinzialverbandes stand der Landesdirektor vor. Der Provinziallandtag, ein Organ des Provinzialverbandes, wurde von nun von den Kreistagen und den Stadtverordnetenversammlungen gewählt. Der Selbstverwaltung der preußischen Provinz war mit dem Ständehaus ein repräsentativer Standort gegeben.
Der Provinzialverband als Vorgänger der Landschaftsverbände
Die beiden Landschaftsverbände, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit dem LVR-Haus in Köln Deutz (die Umsiedlung von Düsseldorf nach Köln erfolgte 1959) und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit Sitz in Münster, sind nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem Provinzialverband hervorgegangen und haben im Wesentlichen die Aufgaben der Provinzialverbände übernommen.
Noch heute steht der Verwaltung der Landesdirektor vor und die politische Vertretung wird von den Kreisen und den kreisfreien Städten im Verbandsgebiet gewählt. Diese Form eines Kommunalverbandes ist in Deutschland einzigartig und geht direkt auf das Wirken der Preußen am Rhein zurück.
Das Ständehaus heute
Das Ständehaus erfuhr verschiedene im Laufe der Geschichte verschiedene Um- und Ausbauten. Als Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und Kaiserin Augusta (1811-1890) das Ständehaus 1884 besuchten, wurde die Skulptur „Vater Rhein und seine Töchter“ als Innendekoration in Gips geschaffen, deren gleichnamige Nachfolgerin sich seit 1897 als Brunnenskulptur im Norden der umgebenden Grünanlage mit den beiden Seen „Kaiserteich“ und „Schwanenspiegel“ befindet.
Bei Bombenangriffen auf Düsseldorf 1943 wurde das Ständehaus schwer beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg tagte hier von 1949 bis 1988 der Nordrhein-Westfälische Landtag (seitdem im Haus des Landtages).
Heute beherbergt das Ständehaus als Ausstellungsgebäude K21 die Abteilung Zeitgenössische Kunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Internet
www.duesseldorf.de: Denkmalliste der Stadt Düsseldorf (abgerufen 30.10.2014)
www.duesseldorf.de/stadtgruen: Parkanlagen in Düsseldorf (abgerufen 30.10.2014)
www.lvr.de: Die Geschichte des LVR (abgerufen 30.10.2014)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Der Provinzialausschuss der Rheinprovinz 1888-1933 (abgerufen 30.10.2014)
www.wdr.de: 15. März 2009 - Vor 60 Jahren: Düsseldorfer Ständehaus wird Landtagssitz (abgerufen 30.10.2014)