Vorgänger-Sportplatz „Weiße Wiese“
Nachfolgebauwerk Westfalenstadion / Signal Iduna Park
Baugeschichte der Kampfbahn Rote Erde
Deutscher Katholikentag und Zuschauerrekorde beim Fußball und Boxen
Heutige Situation
Baudenkmal
Internet, Literatur
Vorgänger-Sportplatz „Weiße Wiese“
Der Ballspielverein Borussia Dortmund wurde im Dortmunder Norden in dem Wirtshaus „Zum Wildschütz“ am 19. Dezember des Jahres 1909 gegründet. Es dauerte bis zum Jahr 1937, bis der Ballspielverein Borussia (kurz BVB) den Weg aus dem Dortmunder Norden in den im Süden gelegenen Westfalenpark fand. Bis dahin trug der seinerzeit unterklassige BVB seine Heimspiele auf dem Sportplatz Weiße Wiese aus und konnte erst durch den Umzug in die Kampfbahn Rote Erde an regionaler Bedeutung gewinnen.
Die Weiße Wiese lag ganz in der Nähe des Borsigplatzes, der Geburtsstätte des Vereins. Den Namen erhielt der Sportplatz durch die Pappeln, die das Gelände abgrenzten und im Frühjahr das Spielfeld durch ihre Blüten in eben diese Weiße Wiese verwandelten. Im laufe der Jahre wurde der Sportplatz (zum Teil in Eigenregie der Spieler der Borussia) ausgebaut und bot bis zu 18.000 Zuschauern Platz.
Nachfolgebauwerk Westfalenstadion / Signal Iduna Park
Seit dem Jahr 1974 trägt der achtmalige Deutsche Fußballmeister (zuletzt 2011/12) Borussia Dortmund seine Heimspiele im Westfalenstadion aus, welches zum Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 1974 in unmittelbarer Nähe zur Kampfbahn Rote Erde, hinter deren Haupttribüne, errichtet wurde. Nach einer Zuschauerkapazität von anfänglich 54.000 hat das Westfalenstadion nach mehreren Ausbaustufen heute ein Fassungsvermögen von 80.720 Zuschauern und war unter anderem Austragungsort von sechs Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.
Eine Besonderheit bildet die Südtribüne des seit dem 1. Dezember 2005 „Signal Iduna-Park“ benannten Stadions, die mit ihren knapp 25.000 Stehplätzen die größte freistehende Stehplatztribüne Europas ist und unter Denkmalschutz steht. Im Jahr 2010 wählte die englische Zeitung „Times“ das Westfalenstadion zum besten und schönsten Stadion der Welt.
Baugeschichte der Kampfbahn Rote Erde
Die Kampfbahn Rote Erde wurde in den Jahren 1924-1926 im Rahmen des Gesamtkonzepts des Westfalenparks errichtet, welches neben dem Stadion noch die Westfallenhallen, ein Schwimmbad sowie eine Volkswiese und eine Kleingartenanlage beinhaltete. Dieser Volkspark wurde von dem Architekten und Dortmunder Stadtbaurat Dipl. Ing. Hans Strobel konzipiert und durchgesetzt. Dieser ist auch der Namensgeber für die anliegende Strobelallee. Die Integration eines Stadions in einen Volkspark war in der damaligen Zeit durchaus üblich.
Der erste Spatenstich erfolgte am 1. April 1924 und der Bau wurde zum Teil von Arbeitslosen im Rahmen von Notstandarbeiten durchgeführt und endete am 1. Juni 1926 mit der Fertigstellung. Zur damaligen Zeit bot das Stadion Platz für 30.000 Zuschauer, wobei lediglich 2.200 Sitzplätze auf der überdachten Haupttribüne knapp 28.000 Stehplätzen unter freiem Himmel gegenüber standen.
Mehrere Male wurde das Stadion sporadisch ausgebaut, um eine größere Zuschauerkapazität zu erreichen. Unter anderem wurde vor der Saison 1965/66 die Gegengerade des Stadions mit einer zusätzlichen Holz-Stehtribüne ausgebaut und überdacht und fortan bot das Stadion Platz für 42.000 zahlende Gäste.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Stadion bei einem Luftangriff stark beschädigt. 96 Bombeneinschläge wurden im und um das Stadion gezählt.
Nach dem Umzug des BVB ins Westfalenstadion wurden die Ausbaumaßnahmen auf der Gegengeraden und im südlichen Teil wieder zurückgebaut, wodurch die Kapazität auf 28.000 zurückging.
Deutscher Katholikentag und Zuschauerrekorde beim Fußball und Boxen
Die erste Fußball-Großveranstaltung fand am 8. Mai 1927 statt, als der FC Schalke 04 im Achtelfinale der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gegen den TSV 1860 München antrat und mit 1:3 unterlag. Überhaupt waren es in den ersten Jahren zunächst die Reviernachbarn aus Gelsenkirchen, die die Massen ins Stadion Rote Erde lockten, da die Dortmunder zu dieser Zeit noch als unbedeutender Verein galten.
Schon im September 1927 konnte der 66. Deutsche Katholikentag – damals noch unter der Bezeichnung „Generalversammlung der Katholiken Deutschlands“ – im Dortmunder Stadion „Rote Erde“ begangen werden. Dem vom päpstlichen Nuntius Eugenio Pacelli (1876-1958, seit 1939 Papst Pius XII.) zelebrierten Festgottesdienst in der Kampfbahn wohnten rund 120.000 Gläubige bei.
Zwischen 1926/27 und 1938/1939 war das Stadion Rote Erde in 10 der 13 Spielzeiten um die Deutsche Fußball-Meisterschaft Austragungsort eines Endspiels, da es zu dieser Zeit zu den modernsten und schönsten Stadien Deutschlands zählte und gleichzeitig noch keinen Heimatklub hatte, der ein ernsthafter Anwärter auf die deutsche Fußballmeisterschaft wäre und war somit als „neutraler“ Austragungsort ideal – zumal häufig noch der FC Schalke 04 beteiligt war, welcher zu dieser Zeit zu den Größen des Deutschen Fußballs gehörte und mehrfach die Deutsche Meisterschaft errang (zuletzt 1958).
Ab dem Jahr 1937 wurde die Kampfbahn Rote Erde zur Heimspielstädte von Borussia Dortmund, da der Verein aufgrund von Planungen für ein Freibad (welches erst 14 Jahre später gebaut wurde) seinen Heimatplatz „Weiße Wiese“ räumen musste und somit vom Dortmunder Norden in den bis dato ungeliebten Süden zwangsumgesiedelt wurde. Durch den Umzug wurde der BVB jedoch zum Stadtverein Nr. 1 in Dortmund.
Den ersten Punktgewinn von Borussia Dortmund gegen den zu dieser Zeit noch übermächtigen Nachbarn aus Gelsenkirchen fand in der Saison 1937/38 vor 22.000 Zuschauern in der Roten Erde statt. Mit 30.000 Zuschauern ausverkauft war das Stadion erstmals in der Saison 1939/40 (ebenfalls bei einem Spiel des BVB gegen den Rivalen Schalke 04).
In der Saison 1955/56 wurde Borussia Dortmund erstmals Deutscher Meister und die Heimspiele in der Endrunde um die Meisterschaft wurden von insgesamt 122.000 Zuschauern gesehen, während bei den drei Auswärtsbegegnungen zusammen 190.000 Zuschauern anwesend waren. Es deutet sich somit an, dass die Rote Erde für große Spiele eine zu geringe Kapazität aufwies.
Im Jahr 1966 gewann der BVB als erster deutscher Verein einen internationalen Pokal, den Europapokal der Pokalsieger und war somit auch in der kommenden Saison für diesen Wettbewerb qualifiziert. Diese Spielzeit sollte die letzte sein, in der das Publikum in diesem Stadion internationalen Vereinsfußball erleben durfte.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gastierte zweimal im Stadion Rote Erde:
- 8. Mai 1935: Deutschland - Irland 3:1 (Freundschaftsspiel)
- 8. April 1967: Deutschland - Albanien 6:0 (EM-Qualifikation)
Den Zuschauerrekord für das Stadion Rote Erde hält hingegen kein Fußballspiel, sondern ein Boxkampf am 20. Juli 1952, als der Lokalmatador Heinz Neuhaus (1926-1998) als amtierender Europameister im Schwergewicht gegen Hein ten Hoff (1919-2003) aus Hamburg antrat und diesen vor über 50.000 Zuschauern nach 51 Sekunden durch K.O. besiegte. 47.600 Karten waren abgesetzt wurden, jedoch fanden mehrere Tausend Zuschauer den Weg ins Stadion auf Schleichwegen, bis die Polizei das Stadion abriegelte.
Heutige Situation
Heute wird das Stadion als Leichtathletik-Stadion von Dortmunder Vereinen wie LG Olympia Dortmund, LAC Dortmund, LC Rapid Dortmund und TuS Westfalia Hombruch als Trainings- und Wettkampfstätte und als Veranstaltungsort, z.B. für das Deutsche Turnfest 1990, genutzt.
Die Amateur-Mannschaft von Borussia Dortmund trägt ihre Heimspiele auch heute noch in der „Roten Erde“ aus. So auch in der Saison 2009/10, als diese in der 3. Liga spielte obwohl das Stadion den Anforderungen der Deutschen Fußball Liga nicht gerecht wird: Die Flutlichtanlage des Stadions weist nur eine Lichtstärke von 586 Lux auf, die Regularien für die 3. Liga schreiben aber eine Lichtstärke von 800 Lux vor.
Die 2020/21 begründete Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball des BvB nutzt die „Rote Erde“ als Trainings- und Spielstätte, ferner den Sportplatz im Rabenloh an der Messe Dortmund.
Baudenkmal
Das Stadion „Kampfbahn Rote Erde“ ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen (Nr. A 0022). Zuletzt wurde es 2008 grundlegend saniert, als für insgesamt 1,67 Millionen Euro eine Beton- und Brandschutzsanierung durchgeführt wurde.
(Philipp Kukula, Geographisches Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn, 2011 / Digitales Kulturerbe LVR, 2024)
Internet
www.bvb.de: Trainings- & Spielstätte der BVB-Frauen (abgerufen 10.07.2024)
de.wikipedia.org: Stadion Rote Erde (abgerufen 12.05.2011)
dortmund.de: Denkmalverzeichnis der Stadt Dortmund (PDF-Dokument, 795 KB) (abgerufen 27.03.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 10.07.2024)
ruhrnachrichten.de: „Stadion Rote Erde ist komplett saniert“ (Ruhr Nachrichten vom 12.12.2008, abgerufen 12.05.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 10.07.2024)