Rekultivierter Tagebau Frechen

Papsthügel auf dem Marienfeld

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen, Hürth, Kerpen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 53′ 26,47″ N: 6° 45′ 26,07″ O 50,89069°N: 6,75724°O
Koordinate UTM 32.342.265,18 m: 5.640.065,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.553.324,66 m: 5.639.759,18 m
  • Heute landwirtschaftlich genutzte ehemalige Abbaufläche des Tagebaus Frechen (2014)

    Heute landwirtschaftlich genutzte ehemalige Abbaufläche des Tagebaus Frechen (2014)

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  • Blick auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen auf die bewaldeten Reste der Tagebauböschung (2014)

    Blick auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen auf die bewaldeten Reste der Tagebauböschung (2014)

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  • Teich im rekultivierten Tagebaubereich, im Hintergrund befinden sich die Schornsteine der Brikettfabrik Frechen (2014)

    Teich im rekultivierten Tagebaubereich, im Hintergrund befinden sich die Schornsteine der Brikettfabrik Frechen (2014)

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  • Kirchturmkreuz und Gedenkstein am ehemaligen Standort der Kirche St. Maria Himmelfahrt des umgesiedelten Ortes Grefrath  (2014)

    Kirchturmkreuz und Gedenkstein am ehemaligen Standort der Kirche St. Maria Himmelfahrt des umgesiedelten Ortes Grefrath (2014)

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  • Papsthügel auf dem Marienfeld (2014)

    Papsthügel auf dem Marienfeld (2014)

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  • Karte des Rheinischen Braunkohlereviers (2013).

    Karte des Rheinischen Braunkohlereviers (2013).

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  • Altar und Kreuz auf dem Papsthügel (2014)

    Altar und Kreuz auf dem Papsthügel (2014)

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  • Weltjugendtagskreuz und Altar auf dem Papsthügel im Marienfeld (2014)

    Weltjugendtagskreuz und Altar auf dem Papsthügel im Marienfeld (2014)

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  • Marienkapelle und Altar auf dem Papsthügel (2014)

    Marienkapelle und Altar auf dem Papsthügel (2014)

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  • Papsthügel mit Kapelle und Kreuz des Weltjugendtags 2005 (2014)

    Papsthügel mit Kapelle und Kreuz des Weltjugendtags 2005 (2014)

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Der rekultivierte Braunkohlentagebau Frechen liegt auf der Hauptterrasse des Rheins, auf dem Villerücken, und wird begrenzt von den umgesiedelten Ortschaften Frechen-Grefrath und -Habbelrath, der Autobahn A 4 im Norden, der kleinen Erft im Westen, der Bundesstraße 264 im Süden sowie Frechen-Bachem im Osten.

Der Tagebau Frechen
Mit der Auskohlung der Braunkohlenvorräte des südlichen rheinischen Reviers und der steigenden Nachfrage nach Braunkohle nach dem Zweiten Weltkrieg drang der Abbau nun in die nördlichen, dichter besiedelten und aufgrund der tiefliegenden Flöze von den Lagerungsverhältnissen der Braunkohle her ungünstiger auszubeutenden Gebiete zwischen Frechen und Kerpen vor. Die dringend benötigte Kohle musste nun unter erheblichen organisatorischen, finanziellen und technischen Aufwänden gefördert werden. 1952 wurden deshalb mehrere Grubenfelder und Bergbaugesellschaften zusammengeschlossen, um mit dem Tagebau Frechen den Prototyp eines Groß- bzw. Tieftagebaus zu betreiben (Dickmann 1996, S. 41 und Informationstafel am Marienfeld). Für die Gewinnung der Kohle in diesem Bereich mussten die Ortschaften Bottenbroich (1953), Mödrath (1964), Habbelrath (1969) sowie Grefrath (1965) mit insgesamt 6.280 Personen umgesiedelt werden (Dickmann 1996, S. 90).

Rekultivierung und heutige Nutzung
1986 endete die Kohlenförderung. Das Restloch wurde mit Abraum aus den Tagebauen Garzweiler sowie Bergheim verfüllt und bis 2004 rekultiviert. Im Zuge dieser Rekultivierungsarbeiten wurde eine abwechslungsreiche Landschaft, bestehend aus bördetypischen landwirtschaftlichen Nutzflächen, Forst- und Wasserflächen geschaffen. Dabei dominieren die Wasser- und Forstwirtschaftsflächen den Südost- und Nordwestteil des Rekultivierungsbereiches; die Pappelforste des Freiherrn von Fürstenberg östlich des Fürstenbergmaars stammen aus einer Rekultivierung der 1950er Jahre (Forschungsstelle Rekultivierung). Reste der ehemaligen Tagebaukante zeichnen sich als steile, bewaldete Böschung gegenüber der ehemaligen, heute verfüllten Tagebaufläche ab. Der mittlere Bereich wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt (Anbau von Getreide, Hackfrüchten und Mais). Die großen Ackerschläge sind durch ökologisch wertvolle Gehölz- und Baumstreifen aufgelockert und gegliedert.

Weltjugendtag 2005
Weltweite Bedeutung erhielt das sogenannte „Marienfeld“, eine von Fürstenberggraben, Fürstenbergmaar, Industriegebiet Kerpen und Boisdorfer See begrenzte Ackerfläche, als Veranstaltungsort der Abschlussmesse des Weltjugendtages 2005 mit dem damaligen Papst Benedikt XVI. (*1927 als Joseph Aloisius Ratzinger) und 1,2 Mio. Gläubigen.
Heute erinnert der sogenannte Papsthügel, der sich als zehn Meter hohe Aufschüttung mit Kreuz und Kapelle von der Umgebung abhebt, an dieses Ereignis. Jährlich findet hier eine Gedenkmesse anlässlich des Weltjugendtages 2005 statt. Die hohe religiöse Bedeutung des Marienfeldes hat jedoch ältere Wurzeln, die auf die Verehrung der „Schmerzhaften Muttergottes“ (um 1420 gefertigt) an verschiedenen, zwischenzeitlich abgebaggerten Standorten auf dem Marienfeld zurückgehen (bis 1740 in einer Kapelle in Grefrath, bis 1948 in der Klosterkirche Bottenbroich, danach umsiedlungsbedingt bis 1963 in der Pfarrkirche in Grefrath, seit dessen Umsiedlung in der neuen Pfarrkirche von Grefrath, vgl. Informationstafel zum Marienfeld am Papsthügel).

Das Rekultivierungsgebiet ist seit der Regionale 2010 Bestandteil des Konzeptes RegioGrün, in dessen Rahmen ein dritter Grüngürtel mit Verbindungskorridoren zum Äußeren und Inneren Grüngürtel Kölns als Gebiet von historischer, touristischer, landschaftlicher und ökologischer Bedeutung für bedrohte Tierarten umgesetzt und erhalten werden soll (RegioGrün). Der ehemalige Tagebau ist durch ein Wanderwegenetz mit Informationstafeln zu verschiedenen kulturhistorischen und ökologischen Aspekten (z. B. Standorte der ehemaligen Ortschaften, Fürstenberggraben) erschlossen.

Östlich des rekultivierten Tagebaubereiches befindet sich auf der Anhöhe „Wachtberg“ mit der „Fabrik Frechen“ (Brikettfabrik Wachtberg) die einzige im Rheinland noch produzierende Brikettfabrik.

Kulturhistorische Bedeutung:
Der Kulturlandschaftsbereich repräsentiert mit der Brikettfabrik Wachtberg die Anfänge und mit dem Rekultivierungsgebiet das Ende des industrialisierten Braunkohlenbergbaus und der Braunkohlenverarbeitung im Raum Frechen. Die Brikettfabrik Wachtberg als einzige noch produzierende Fabrik im Rheinland mit wertvoller historischer Bausubstanz aus der Gründungsphase, der Zwischen- und Nachkriegszeit, prägt den Frechener Raum mit rauchenden Schornsteinen und wirkt als Landmarke in die nähere und weitere Umgebung.
Insgesamt hat dieser Bereich eine hohe assoziative Bedeutung für die Geschichte der Energiegewinnung in Nordrhein-Westfalen, die durch die seit mehr als 100 Jahren bestehende und produzierende Brikettfabrik Wachtberg greif- und nachvollziehbar wird. Der Wert des Kulturlandschaftsbereiches wird neben seinem ökologischen und touristischen Wert weiterhin durch seine Bedeutung als Erinnerungsort an den Weltjugendtag 2005, an die Umsiedlungsorte Bottenbroich, Mödrath, Grefrath und Habbelrath sowie als Wallfahrtsort mit in das 15. Jahrhundert reichenden historischen Wurzeln im rheinischen Pilger- und Wallfahrtswegenetz verstärkt.

Hinweis
Das Objekt Rekultivierter Tagebau in Frechen ist wesentliches Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Ehemaliger Tagebau Frechen (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 149).

(Nicole Schmitz, LVR-Fachbereich Umwelt, 2014)

Quelle
Informationsschilder am Marienfeld (Begehung am 18.08.2014).

Internet
www.regio-gruen.de: Marienfeld (abgerufen am 21.08.2014)
forschungsstellerekultivierung.de: Frechen (abgerufen am 01.08.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 11.09.2019)

Literatur

Dickmann, Frank (1996)
Umsiedlungsatlas des Rheinischen Braunkohlenreviers. Köln, Bonn.
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).

Rekultivierter Tagebau Frechen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Marienfeld
Ort
50226 Frechen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1986

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„Rekultivierter Tagebau Frechen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-105215-20141008-12 (Abgerufen: 26. April 2024)
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