Aufschluss des Römerkanals in Kreuzweingarten

Römische Wasserleitung, Aquäduktmarmor

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Gemeinde(n): Euskirchen
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 36′ 45,1″ N: 6° 47′ 17,41″ O 50,61253°N: 6,78817°O
Koordinate UTM 32.343.515,28 m: 5.609.072,82 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.555.830,84 m: 5.608.839,28 m
  • Reste des ehemaligen Römerkanals bei Euskirchen-Kreuzweingarten (2014)

    Reste des ehemaligen Römerkanals bei Euskirchen-Kreuzweingarten (2014)

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  • Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Aufschluss der römischen Wasserleitung

    Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Aufschluss der römischen Wasserleitung

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  • Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Aufschluss der römischen Wasserleitung

    Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Aufschluss der römischen Wasserleitung

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  • Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Blick in den Wasserkanal

    Euskirchen-Kreuzweingarten (2022). Blick in den Wasserkanal

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Ein Abschnitt der römischen Wasserleitung aus der Eifel für die Stadt Köln ist im Euskirchener Ortsteil Kreuzweingarten aufgedeckt und für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht worden.

Die mächtigen Kalksinterschichten
Durch die römische Eifelwasserleitung gelangten täglich 20.000 Kubikmeter Trinkwasser in die niedergermanische Provinzhauptstadt Köln. Am Aufschluss in Kreuzweingarten beeindruckt vor allem die Mächtigkeit der Kalksinterablagerungen. Sie lassen eine ununterbrochene Nutzungsdauer des Kanals über mindestens 190 Jahre errechnen. Im Mittelalter waren diese mächtigen Kalksinterschichten äußerst attraktiv für die Gewinnung von „Aquäduktmarmor“ zur Ausgestaltung romanischer Bauten. Hier bei Kreuzweingarten dürfte das Hauptabbaugebiet gewesen sein.

Vom „Steinbruch“ zur öffentlichen Präsentation
Der Leitungsabschnitt an der heutigen Straße „Am Römerkanal“ wurde bereits durch Oberstleutnant Senckler 1836 erwähnt. Die letztmalige Bergung von Kalksinterplatten im Jahre 1887 und die Entnahme eines Wasserleitungsabschnitts 1914 haben örtlich für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Arbeiten für die Präsentation des Wasserleitungsaufschlusses in den 1960er Jahren sind bemerkenswert in Hinblick auf ihre spezielle Ausführung. Man hat damals Öffnungen in das Gewölbe eingearbeitet, die mit Glasbausteinen verschlossen wurden. Die Glasbausteine sind in der Zwischenzeit verschwunden und die Lichtschächte liegen heute offen. Untersuchungen von 2015 und 2020 zeigten aber, dass durch die offenen Schächte keine Schäden an der Leitung selbst entstanden sind. Durch die Einflüsse von Feuchtigkeit, Trockenfallen und Gefrieren im heute oberflächennahen Gewölbe sind jedoch deutliche Risse entstanden und Stücke herausgebrochen. Diese Schäden müssen weiter beobachtet werden.

Die Bauweise der Leitung bei Kreuzweingarten
Ursprünglich verlief die Eifelwasserleitung zum Schutz vor Frost größtenteils etwa einen Meter unterhalb der Erdoberfläche. Auf einer Stickung aus losen Steinen ist die Sohle des Kanals in Kreuzweingarten aus Mörtel mit Grauwackenbeischlag gegossen. Darauf sind zwei 0,50 Meter starke Wangen gemauert. Die Innenflächen der Wangen bestehen aus behauenen Natursteinen (Grauwacke) unregelmäßigen Zuschnitts, die mit reichlich Mörtel verbaut wurden. Nach außen hat man die Wangen mit verlorener Verschalung aufgemauert. Ein bergseits in Höhe der Stickung angelegter Drainagegraben führte vom Hang anfallendes Oberflächenwasser ab, das in der verfüllten Baugrube versickern konnte. Im Kanalinneren war auf der Sohle zunächst eine Mörteldichtung mit Schieferkleinschlag in einer Stärke von 2 Zentimetern aufgetragen worden. Darauf folgt eine 8 Zentimeter dicke Schicht aus rötlichem Opus signinum. Sie erreicht an den Wangen eine Höhe von 0,72 Meter und weist in den beiden Ecken einen kräftigen Viertelrundstab auf. Die Höhe der wasserbenetzten Sohle lag bei 236,65 Meter über Normalhöhennull (NHN).
Der stark versinterte Querschnitt lässt zwar auf der Sohle nur noch eine Durchflussweite von zwölf Zentimetern offen, aber nach hydraulischen Berechnungen ließ selbst dieses verengte Profil noch die oben genannte Tagesleistung zu. Die Transportleistung wäre erst dann reduziert worden, wenn das Wasser mit seiner Oberfläche den Scheitel des Kanalgewölbes erreicht hätte. Da das aber augenscheinlich nicht der Fall war, hätte das System durchaus noch einige Zeit funktionieren können.

„Aquäduktmarmor“ als begehrter Baustoff
Die Kalksinterablagerungen in der hier anzutreffenden Stärke haben das Bauwerk im Mittelalter äußerst attraktiv für die „Aquäduktmarmor“-Gewinnung gemacht. Von hier stammen die wunderschönen Säulen und Grabplatten, die wir im ganzen Rheinland (beispielsweise in der Mensa des Hochaltares der Katholische Pfarrkirche Sankt Chrysanthus und Daria in Bad Münstereifel, aber darüber hinaus auch in den Niederlanden, in Dänemark und in England in den Kirchen und Burgen des 11.–13. Jahrhunderts bestaunen können. Ein historisches Foto aus dem 19. Jahrhundert zeigt, dass man für die Gewinnung von Aquäduktmarmor als erstes die dem Frostschutz dienende Überdeckung komplett entfernte, dann das Mauerwerk des Römerkanals vollständig abbrach, bis nur noch die Kalksinterablagerungen übrigblieben. Erst dann konnte man den Kalksinter in den gewünschten Längen absägen.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2022)

Hinweis
Der Abschnitt der Eifel-Wasserleitung bei Kreuzweingarten ist eingetragenes Bodendenkmal (Stadt Euskirchen Nr. 417; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. EU 128) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2022.

Internet
www.roemerkanal.de: Station Nr. 21 – Euskirchen-Kreuzweingarten [Wanderweg Km 44,3] (Abgerufen 31.8.2022)
bodendenkmalpflege.lvr.de: Archäologietour Nordeifel 2022 (Abgerufen 28.8.2022)
de.wikipedia.org: Eifelwasserleitung (Abgerufen 8.9.2022)

Literatur

Grewe, Klaus (2001)
Auf Römerspuren rund um Rheinbach. Wasserleitungen und Fernstraßen von der Römerzeit bis zum Mittelalter. (Rheinische Kunststätten, Heft 466.) Neuss.
Grewe, Klaus (1986)
Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln. (Rheinische Ausgrabungen, 26.) S. 110-115 Blatt 27 Punkt Nr. 4, Köln u. Bonn.
Grewe, Klaus; Knauff, Manfred (2012)
Die lange Leitung der Römer. Der Römerkanal-Wanderweg Nettersheim-Köln. 177–179, Meckenheim.

Aufschluss des Römerkanals in Kreuzweingarten

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Römerkanal
Ort
53881 Euskirchen - Kreuzweingarten
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 80 bis 90, Ende 270 bis 280

Empfohlene Zitierweise

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„Aufschluss des Römerkanals in Kreuzweingarten”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-103275-20140913-11 (Abgerufen: 26. April 2024)
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