Wohl auch aufgrund der Lage etwas abseits der Ahr am Rand der damaligen Ortschaft Wadenheim florierte das Haus bald. Es war nicht weit zum Bahnhof und die ersten Geschäfte für die Kurgäste entstanden auch in der näheren Umgebung. 1894/1895 wurde das Haus bereits großzügig umgebaut und erheblich erweitert. Unter anderem entstand zu dieser Zeit ein aufwändig gestalteter Speisesaal im Rokokostil, der noch heute als Sitzungssaal des Stadtrates oder für Veranstaltungen genutzt wird.
1897 ließ die Eigentümerfamilie gegenüber dem Hotel zur Flora die Dependance Villa Flora, auch Flora II genannt, erbauen, die bereits 1902 durch einen großen Anbau erweitert wurde.
Ab dem Jahr 1900 firmierte das Hotel Flora als „Grand Hotel Flora“.
Nach umfangreichen Baumaßnahmen im Jahr 1907, im Zuge derer ein dreieinhalb-geschossiger Anbau entlang der Nordstraße entstand und das Dachgeschoss ausgebaut wurde, boten die beiden Häuser 120 Zimmer und „Familienwohnungen“, wovon 60 mit Balkonen ausgestattet waren. Überhaupt war die Ausstattung hochwertig (unter anderem Zentralheizung, Personenaufzug, Gartenanlage, überdachte Restaurant-Terrasse, Sonnenschutz auf den Balkonen, mehrere Salons) und es wurden auch diverse Kuranwendungen im Haus angeboten. Service und Küche genügten durchaus gehobenen Ansprüchen.
Für das gesunde Selbstbewusstsein der Hotelier-Familie spricht, dass sie für die Baumaßnahmen bekannte Architekten aus Bonn, Köln oder Krefeld engagierte.
Um 1907 bewarb die Familie Schröder das Haus als „Hotel- und Kuretablissement ersten Ranges“ und hob die Lage an der „mit Baumpflanzungen und zahlreichen Villen geschmückten Hauptstraße“ hervor (Rieck 1989).
Es blieb daher nicht aus, dass auch bekannte Persönlichkeiten im Hotel Flora abstiegen. Zu den Gästen des Hauses zählte Karl Marx, der mit Ehefrau Jenny und seiner Tochter Eleanor während seines Kuraufenthaltes vom 11. August bis zum 2. September 1877 im Hotel zur Flora wohnte. Medizinisch war er während dieser Zeit in Obhut des Badearztes Dr. Schmitz, dessen Praxis sich in seiner Villa in der Mittelstraße im Ortsteil Beul befand.
Einschnitte in der großen Zeit des Bades Neuenahr und der ortsansässigen Kur-Einrichtungen stellten die Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Im Ersten Weltkrieg wurde das Grand Hotel Flora zum Lazarett, im Zweiten Weltkrieg fungierte es als Ausweichkrankenhaus der Stadt Trier.
Nach dem Krieg übernahm die „Europäische Gesellschaft für Kur- und Erholungshäuser e.V.“ aus Wiesbaden die Häuser Flora. In den 1960er Jahren wurde Flora II abgerissen. An seiner Stelle baute die ortsansässige Volksbank ihr neues Verwaltungsgebäude. Flora I erwarb die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die 1969 aufgrund der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz aus den ehemals eigenständigen Städten Ahrweiler und Bad Neuenahr hervorgegangen war. 1970 bezog die Stadtverwaltung das ehemalige Hotel zur Flora. Die Gebäude sind inzwischen grundsaniert, unter anderem 2008 auch der ehemalige Speisesaal. Lieder sind die Balkone des ehemaligen Hotels überwiegend nicht erhalten geblieben.
Das Rathaus erhielt im Anschluss nach Norden einen Erweiterungsbau, in dem unter anderem das Bürgerbüro eingerichtet wurde.
(Elmar Knieps, Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V., 2025)
Internet
www.aw-wiki.de: Rathaus Bad Neuenahr-Ahrweiler (abgerufen 05.05.2025)
Quellen
- Informationsschild am Gebäude
- Cur- und Fremdenliste 1873, No. 2, 7.Juni 1873, S. 2
- Kur- und Fremdenliste 1900, No. 1, 5. Mai 1900, S. 7