Ortslage Burgau

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Monschau
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 33′ 12,48″ N: 6° 14′ 12,07″ O 50,55347°N: 6,23669°O
Koordinate UTM 32.304.258,81 m: 5.603.816,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.516.818,00 m: 5.601.999,34 m
  • Parkplatz Burgau und Monschauer Glashütte (2012)

    Parkplatz Burgau und Monschauer Glashütte (2012)

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  • Rheinische Wollwerke Monschau (2012)

    Rheinische Wollwerke Monschau (2012)

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  • Ehemalige Fabrikgebäude auf dem Burgau mit dem Handwerkermarkt (2012)

    Ehemalige Fabrikgebäude auf dem Burgau mit dem Handwerkermarkt (2012)

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  • Fabrikanlage von Bernhard Georg Scheibler auf dem Burgau im Jahr 1806

    Fabrikanlage von Bernhard Georg Scheibler auf dem Burgau im Jahr 1806

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Lage
Bei der Ortslage Burgau handelt es sich um ein Gelände mit einem größeren Gebäudekomplex ehemaliger Fabrikgebäude sowie einem Parkplatz in einer Flussschleife am rechten Ufer der Rur. Der Bereich befindet sich am südlichen Stadtrand der Altstadt von Monschau. Das Gelände ist über zwei Brücken erschlossen. Die historischen Fabrikgebäude sind teilweise massiv aus Bruchstein errichtet und umfassen heute ca. 7.000 qm Fläche.

Geschichte
Die Ursprünge der Bebauung auf dem Burgau gehen auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Da das Gelände vor der Stadtmauer Monschaus am flachen Gleithang des Rurtals lag, war es vorher überwiegend als Wiesen- und Weideland genutzt worden. In der engen Innenstadt Monschaus gab es kaum die Möglichkeit, die sich schnell entwickelnde Tuchproduktion durch Neubauten insbesondere für das Aufstellen neuer Maschinen zu erweitern. Daher erwarb Bernhard Georg von Scheibler (1724-1786), der älteste Sohn von Johann Heinrich Scheibler, dem Erbauer des Roten Hauses, Gelände auf dem Burgau. Er war ein weitblickender Textilunternehmer, hatte schon zuvor eine Firma in Eupen gegründet und besaß auch ein Unternehmen in Hagen im Bergischen Land. Für seine großen Verdienste um das Textilgewerbe in der Region wurde er 1781 in den Adelsstand erhoben.
Doch erst sein Sohn Bernhard Paul (1758-1805) errichtete ab 1793 auf dem Burgau eine der ersten Wolltuchfabriken auf dem europäischen Kontinent, wo alle Produktionsschritte vom Waschen der Rohwolle bis zum fertigen Tuch unter einem Dach vereinigt waren (s. auch: Tuchmachertradition in Monschau).
Die Fabrikationsanlage war für Monschauer Verhältnisse sehr beeindruckend. Das Hauptgebäude umfasste vier Stockwerke, davon eines im hohen Mansardendach. Allein die Hausfront zum Fluss (Norden) hin besaß 57 große Fenster, die Mansarde zusätzlich noch 19 Fenster sowie 16 Dachgauben. Da das Sheddach für Fabrikbauten mit Ausleuchtung über schräge Dachfenster erst Mitte des 19. Jahrhunderts in England aufkam und daher noch unbekannt war, musste der Bauherr viel Geld für die großen Fenster in die Hand nehmen, um eine gleichmäßige Beleuchtung zu garantieren. In diesem Bau waren unter anderem die Schererei, Presserei sowie das Kontor untergebracht. Die Weberei befand sich in einem langgezogenen Bau etwas oberhalb am Hang. Daneben ließ Scheibler im rechten Winkel zum Hauptfabrikbau eine schlösschenartige Villa sowie weitere Nebengebäude errichten. Zwischen Wohn- und Fabrikationsgebäuden befanden sich umfangreiche Gartenanlagen im Barockstil, die selbst auf der Kartendarstellung von Tranchot/Müffling zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu sehen sind. Diese Bauwerke und Gartenanlagen existieren heute nicht mehr.
Im Laufe der Zeit wurden die Anlagen auf dem Burgau ständig erweitert und umgebaut. Insbesondere die Firma Johann Wilhelm Jansen, die ab 1835 das Gelände besaß, ließ größere bauliche Erweiterungen vornehmen, wobei auch die Barockgärten überbaut wurden. Als 1925 ein größerer Gebäudekomplex, der sogenannte „Jansensche Bau“, abbrannte, wurden 1930 neue Fabrikhallen in Shedbauweise errichtet. Sie stehen zum großen Teil bis heute. Hier befand sich die letzte große Textilfabrik Monschaus, die Rheinischen Wollwerke, die Streichgarne herstellte. Sie gab ihre Produktion 1983 auf. Damit endete die lange Geschichte der Wollverarbeitung in Monschau. Heute befinden sich in den Gebäuden Ausstellungen und Verkaufsbereiche für Touristen. Ein großer Teil des Geländes wurde zu einem Besucherparkplatz umgestaltet.

Hinweis
Das Objekt „Ortslage Burgau“ ist Element des bedeutsamen Kulturlandschaftsbereich Monschau, Oberes Rurtal (KLB Regionalplan Köln 215).

(Gabriele Harzheim, 2024)

Literatur

Barkhausen, Ernst (1925)
Die Tuchindustrie in Montjoie, ihr Aufstieg und Niedergang. Aachen.
Hermanns, Franz Wilhelm (1993)
Montjoie - Monschau Von Häusern und Menschen. Von Häusern und Menschen. Monschau.
Neuß, Elmar (1992)
Rheinischer Städteatlas Monschau. Monschau auf einen Blick Lfg. X Nr. 56. Köln.
Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau (1994)
Das Rote Haus in Monschau. Köln.

Ortslage Burgau

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Herbert-Isaak-Straße 15
Ort
52156 Monschau - Burgau / Deutschland
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation
Historischer Zeitraum
Beginn 1780

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Gabriele Harzheim (2024): „Ortslage Burgau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356240 (Abgerufen: 21. Mai 2025)
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