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Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017)
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Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017)
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Halde der Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017)
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Bremsberg der Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017)
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Quarzitgrube am Schnitzenbusch (1921)
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Als Obstbaumwiese rekultivierte Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017).
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Als Obstbaumwiese rekultivierte Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017).
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Halden der Quarzitgrube am Schnitzenbusch (2017).
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Links des Weges liegt eine der Halden der Quarzitgrube, die als Obstbaumwiese rekultiviert wurde (2017).
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Beginn des Bremsbergs der Quarzitgrube am Schnitzenbusch. Nach rechts ging es abwärts in das Heisterbacher Tal (2017).
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Wanderkarte des VVS von 1921. Darin Lage der Quarzitgruben, Verlauf der Feldbahn (blau) und Verlauf der Bremsbahn (rot) (1921).
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Wenn man heute von Oberdollendorf aus den Petersberger Weg nach Süden über den Schnitzenbusch nimmt, so durchquert man auf der Höhe wunderschöne, ausgedehnte Streuobstwiesen mit teils sehr alten Bäumen. Nichts lässt erahnen, dass man sich hier mitten in einem ehemaligen Abbaugebiet auf Quarzit befindet. Die heutigen Streuobstwiesen sind letztendlich das Ergebnis einer sehr frühen Rekultivierungsmaßnahme Anfang des 20. Jahrhunderts.
Hintergund Im ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre war die Gewinnung von Quarzit im Siebengebirgsraum weit verbreitet. Quarzit besteht in erster Linie aus quarzigen Kieselgeröllen und -sanden, die durch Kieselsäure zu harten, bankigen Schichten verfestigt wurden. Er tritt oberflächennah in einer Tiefe von 3-5 Metern auf, meist in Verbindung mit Tonlagern. Gefragt war dieser Stein im 19./20. Jahrhundert vor allem zur feuerfesten Auskleidung von Hochöfen. Die Vorkommen liegen auf den Höhen oberhalb des Rheintals so zum Beispiel um den Himberg bei Aegidienberg, aber auch am Wintermühlenhof und am Schnitzenbusch bei Oberdollendorf.
Schon im 19. Jahrhundert wurde hier Ton gewonnen, wovon heute noch die Gemarkungsbezeichnung „Ober dem Pannenschoppen“ zeugt. Der Quarzitabbau ist vermutlich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen worden und steht im Zusammenhang mit der Produktion feuerfester Steine durch verschiedene Firmen in Niederdollendorf und Königswinter. Ton und Quarzit waren in den nahegelegenen Fabriken begehrte Rohstoffe. Fachpublikationen der Geologen berichteten seit dem frühen 19. Jahrhundert von Quarzitvorkommen am Falkenberg am Fuße des Petersbergs. 1888 hatte Johann Schröder dort nach Ton gegraben. Dazu wurde eigens eine Bremsbahn mit Anschluss an die Heisterbacher Talbahn anlegt.
Vor allem der Oberdollendorfer Unternehmer Peter Hillebrand ist treibende Kraft des Quarzitabbaus. 1905 wurden bei Probegrabungen Quarzitfindlinge am Rohrenbusch und der Bredershecke nördlich des Falkenbergs gefunden. Die Versuchslöcher ergaben allerdings keine abbauwürdigen Mengen. Eine Karte von 1906 zeigt dann allerdings bereits zwei Ton- bzw. Quarzitgruben an der Nordseite des Petersberges.
Lage und Beschreibung der Quarzitgrube mit Feld- und Bremsbahn Ab 1907 betreiben Hillebrand & Klemmer eine größere Quarzitgrube am Leutheidchen westlich des Falkenbergs. Die Grube wurde durch eine Feldbahn erschlossen, die von den Gruben bis an den nördlichen Rand des Plateaus verlief. Von dort erfolgte die Überwindung des Höhenunterschieds von rund 50 Metern bis zur Sohle des Heisterbacher Tals mithilfe einer Bremsbahn, wo das Material auf die Heisterbacher Talbahn umgeladen werden konnte. Die Lage der Feld- und Bremsbahn ist in der topographischen Karte von 1914 sowie in einer Karten-Sonderausgabe für den Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) von 1921 überliefert. Im Gelände noch deutlich zu erkennen sind Reste der Bremsbahn. Am Startpunkt der Bremsbahn hat sich eine Rampe aus Erdreich erhalten. Sie ist etwa 2,5 Meter hoch, im Scheitel nur etwas über 1 Meter breit und insgesamt rund 20 Meter lang.
Beim Abbau des Quarzits setzte man gelegentlich Sprengstoff ein, da man es immer wieder mit größeren Steinen zu tun hatte. 1909 beantragte Peter Hillebrand eine Erlaubnis, stärkere Sprengstoffe einsetzen zu dürfen. Dafür musste er eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit sowie die Befähigung des Vorarbeiters zum Umgang mit Sprengstoff nachweisen. Erst im November 1910 wurde dem Antrag stattgegeben.
Hillebrand & Klemmer versuchen mit Probegrabungen und Geländeankäufen ihre Abbauflächen zu erweitern. Auch in Heisterbacherrott und in Ittenbach eröffnen sie neue Quarzitbrüche. 1910 beschäftigte man in dem Bruch am Petersberg 15 Arbeiter. Ende 1911 ersteigerten die Unternehmer am Petersberg weitere acht Morgen zusätzliches benachbartes Gelände. Dabei stoßen sie nun jedoch auf den Widerstand des VVS, der diese zukünftige Grube als landschaftsverschandelnd bezeichnet, auch wenn das Gelände momentan noch als „Baumwiese“ genutzt werde. Weitere Abbaupläne kann der VVS durch strategische Landkäufe verhindern. 1912 klagte Hillebrand auf einer Versammlung des Weinbauvereins, dass der VVS „nicht nur alle freiwerdenden Waldungen, sondern jetzt sogar auch Baumwiesen und Äcker gekauft habe. Grundbesitz zu erwerben, werde den Einheimischen unmöglich gemacht.“
Nach Beendigung des Abbaus am Leutheidchen lässt der findige Unternehmer Hillebrand die Gruben verfüllen und einebnen. Lediglich die langgestreckten Halden sind heute noch sichtbar. Auf den freigewordenen Flächen und lässt er eine Obstplantage anlegen, um in das Mostgeschäft mit einzusteigen. In der Tat hielt die Obstbaumzählung 1913 auf dem Grundstück Hillebrand & Klemmer einen Bestand von 297 Obstbäumen fest. So sind die heutigen Streuobstwiesen sowie ein Teil der angrenzenden Nadelholzpflanzungen letztlich Ergebnis einer frühen Rekultivierungsmaßnahme!
1917 möchte die Firma im Zeichen der Kriegsmangelwirtschaft die Grabungen wieder aufnehmen. „Es ist daher eine Vaterländische Pflicht, der feuerfesten Industrie jedmögliches Quantum Quarzit zuzuführen, damit das Pulverprogramm durchgeführt werden kann und die Schlagfähigkeit unseres Heeres erhalten werden kann.“ Um den VVS, von dem man in einem Grundstückstausch abbauwürdiges Gelände erhalten möchte, zu überzeugen, weist man auf die rekultivierte Grube am Leutheidchen hin: „Hierzu haben Sie das beste Muster an unserem benachbarten ca. 20 Morgen großen Grundstück, welches (…) früher verwachsene Knorrholzungen darstellte und heute ein wertvolles Obstgut mit den besten Tannenschonungen geworden ist.“ Trotz Einbeziehung der Firma Krupp gelingt es Hillebrand nicht den VVS zu überzeugen, der auf den Vorrang des Landschaftsschutz pocht. Zudem zweifelt der VVS sowohl an der abbauwürdigen Menge sowie an den Unternehmern selbst; Hillebrand sei „hier in der Gegend als nicht besonders solid bekannt.“
1919 starten Hillebrand & Klemmer nochmals einen Versuch und mobilisieren dafür auch den „Zentralverband der christlichen Keram- und Steinarbeiter“, um den VVS unter Druck zu setzen. Nachdem das Gebiet ab 1923 dem vergrößerten Naturschutzgebiet Siebengebirge zugeschlagen wurde, gestaltete sich die Situation für Hillebrand noch schwieriger und im Juni 1924 erteilte der Regierungspräsident den Abbauplänen endgültig eine Absage, unterstützt durch die neue Naturschutzverordnung. Dies gegen den Protest zahlreicher Oberdollendorfer Bürger angesichts der hohen Zahl der Arbeitslosen: „Die Schutzstellen bringen nur Vergnügungssüchtigen und Reichen Abwechslung, sie verkümmern dabei das Brot und bringen uns und andere Familien weiter in Elend und Verderben.“
Zuletzt bemüht sich die Firma Didier 1947 aufgrund der schwierigen Rohstoffsituation nach dem Zweiten Weltkrieg um eine Genehmigung zum Abbau von Quarzit. Dies wurde durch die britischen Behörden unterstützt und man überlegte daher, die Grabungen im Siebengebirge wieder aufzunehmen. Bei ersten Ortsbesichtigungen und Probegrabungen am Falkenberg greift man auf den ortskundigen Peter Hillebrand zurück. Selbst der VVS als Grundeigner gibt angesichts der schwierigen Wirtschaftslage seinen Widerstand auf und erteilt im Juni 1948 die Zustimmung für Probegrabungen auf einer Fläche von fast 12 Hektar über eine Dauer von drei Jahren. Doch trotz zahlreicher, teils bis zu 8 Meter tiefen Grabungen konnten kaum abbauwürdige Vorkommen entdeckt werden, sodass die Fima Didier 1950 die Bemühungen einstellt.
Zustand Die ökologisch ausgesprochen wertvollen ausgedehnten Streuobstbestände am Schnitzenbusch werden heute von der 1985 von Ignaz Schmitz gegründeten „Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge e.V.“ betreut, die regelmäßig Pflegemaßnamen und Ersatzpflanzungen durchführt. Nicht zuletzt aufgrund des Engagements des Vereins konnten die Streuobstwiesen am Rand von Oberdollendorf vor einer Bebauung gerettet werden. 2019 erhält der Verein dafür einen Preis einer UN-Organisation. Außerdem betreut die Biostation Rhein-Sieg-Kreis e.V. fachlich und praktisch die Flächen und führt u.a. ein Baumkataster der verschiedenen Obstsorten.
Datierung ca. 1890 - ca. 1919
Zugang frei; der Petersberger Weg durchquert die ehemalige Abbaufläche
Hinweis Das Objekt „Quarzitsteinbrüche am Schnitzenbusch bei Oberdollendorf“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
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Empfohlene Zitierweise
Jörn Kling: „Quarzitsteinbrüche am Schnitzenbusch bei Oberdollendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356217 (Abgerufen: 27. August 2025)
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