Schießplatz am Dömchen in Königswinter

Wohnhaus, Lokschuppen und Trassenrelikte am Dömchen, Wüstung „Am Dömchen“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 41′ 0,97″ N: 7° 11′ 53,14″ O 50,6836°N: 7,1981°O
Koordinate UTM 32.372.707,21 m: 5.616.189,97 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.716,62 m: 5.617.134,27 m
  • Ehemaliger Schießplatz am Dömchen (2017)

    Ehemaliger Schießplatz am Dömchen (2017)

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Die als „Dömchen“ bezeichnete Flur am Fuße des Petersbergs ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein ehemals intensiv genutzter und belebter Ort vollkommen in Vergessenheit geraten kann.
Streift man heute durch das bewaldete Gelände, wundert man sich über terrassierte Flächen, angeschüttete Dämme, tiefe Geländeeinschnitte, Betonteile unbestimmbarer Funktion, Mauerreste und Rasenkantensteine, neben denen im Frühjahr die Schneeglöckchen sprießen. Letztere wären eher in einem Vorgarten zu erwarten als mitten im Wald.
Erst anhand intensiver Recherchen im Rahmen des LVR-Projekts „Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge“ konnte das Rätsel gelöst werden.

Am „Dömchen“ treffen mehrere Relikte zusammen. Hier befanden sich, zeitlich geordnet:
  1. Wohnhaus/Hof mit Gärten (ab 1867)
  2. Trassenreste der Bremsbahn von den Steinbrüchen am Petersberg Richtung Tal (1872)
  3. Trasse und Werkstätten der Petersbergbahn, der touristisch genutzten Zahnradbahn (1888)
  4. Schießplatz der St. Hubertus-Schützen-Gesellschaft Königswinter (1928-1945)

Wohnhaus, Lokschuppen und Trassenrelikte
Die Ursprünge des Wohnhauses liegen im Unklaren; eine erste Nennung datiert von 1867. Ab spätestens 1895 war das Haus im Besitz von Ferdinand Mülhens. Zu dem Zeitpunkt führt die Petersbergbahn (deren Eigentümer Mülhens war) genau an dem Haus vorbei. Weiter talwärts verläuft die Trasse in einem tiefen Einschnitt. Auf der anderen Seite der Zahnradbahntrasse, gegenüber dem Wohnhaus, befand sich ein großer Lokschuppen mit den Wartungsanlagen der Bahn. So ist es kaum erstaunlich, dass das Adressbuch von 1925 das „Dömchen“ als Wohnsitz des Lokomotivführers der Petersbergbahn angibt.
Nach der Verlängerung der Petersbergbahn 1920 bis an den Königswinterer Bahnhof werden die Wartungsgebäude am „Dömchen“ aufgegeben. Dort zeugen heute nur noch wenige Reste alter Ziegelsteinmauern von dem alten Gebäude.
Wann das Wohnhaus am Dömchen aufgeben wurde ist unklar. Vermutlich ist das Gebäude bald nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen worden.

Schießplatz
Direkt hangseitig an den Wohnplatz anschließend befand sich der Schießplatz der 1928 gegründeten Königswinterer St. Hubertus-Schützen. Bislang spielte die seit 1547 bestehende St. Sebastianus-Schützenbruderschaft die dominante Rolle in Königswinter. Auf dem im selben Jahr eingerichteten Schießplatz trainierte man vor allem das Kleinkaliberschießen.

1930 hatte die St. Hubertus-Schützengesellschaft unter dem Vorsitz von Rechtsanwalt Prevot 46 Mitglieder. Es gab auch Veranstaltungen, zu denen beide Vereine gemeinsam auftraten oder die Sebastianus-Junggesellenschützen die Anlagen am Dömchen nutzten. Ab 1935 wurden die Schützenvereine gleichgeschaltet. Wenngleich mitgliederstärker, wurde die katholische Sebastianus-Bruderschaft nur noch bei großen Feiern erwähnt. Die politisch linientreuen Veranstaltungen der St. Hubertus-Schützen fanden dagegen laufend Beachtung in der Lokalzeitung.

Schon ab 1931 finden auf der Anlage Sommerfeste statt und wurden nun größer inszeniert. 1934 wird das Kleinkaliberschießen durch die jeweiligen „Kreisausbilder“ der NSDAP Bestandteil der Ausbildung. Kleinkaliberschießen war eine der Disziplinen, die man zum Erwerb des SA-Sportabzeichens beherrschen musste - jeder Student sollte dieses Abzeichen erworben haben. Auch die HJ lernte für das Hitlerjugend-Leistungsabzeichen Kleinkaliber schießen. Solche Schießübungen fanden hier am Dömchen statt. Neben der SA nutzte auch die örtliche Polizei den Platz als Schulschießstand. Im Februar 1937 stellte sie einen Antrag, um einen Holzverschlag zur Unterbringung der Utensilien nach dem Vorbild des Verschlags der Schützengesellschaft zu errichten. Bislang schloss man diese Dinge im Gasthaus „Zum Kühlen Grund“ ein.

In Königswinter wird die Abgrenzung des Vereins zur SA aufgrund personeller Überschneidungen immer unklarer. So wird 1955 der Schießstand als „ehemalige SA-Schießstätte“ bezeichnet. Zahlreiche Schützen gehörten zugleich der SA an; von der SA stammten auch diverse Preise für das Schießen 1939. Regelmäßig fanden ab 1937 Schießveranstaltungen zugunsten des Winterhilfswerks statt. Zum Jahrestag der „Machtergreifung“ lud man das „gesamte Führerkorps der NSDAP“ ein. In der Anlage gab es diverse Möglichkeiten: Pistolenschießen, Bedingungsschießen, das „ Schießen auf laufenden Keiler“ oder die „laufende Hasenscheibe“, Tontaubenschießen und Preisvogelschießen gehörten dazu.

Im Sommer 1938 konnte man eine neue große Schießhalle mit Platz für 100 Personen einweihen, für deren Errichtung sich Sturmhauptführer Roos eingesetzt hatte. Gärtnerische Anlagen erhöhten den Freizeitwert. Im Folgejahr war noch der Bau einer Telefonanlage geplant. Anfang 1939 lassen die Nachrichten zu dem Verein in ihrer Begeisterung und Häufigkeit deutlich nach. Gerade SA-Mitglieder waren früh einberufen worden. Dennoch zählte man 1940 63 Mitglieder. Einer der letzten Nachweise war 1941 ein „vom Kreis angeordnetes Schießen“ unter der Beteiligung diverser SA-Funktionäre anderer Orte. 1944 wurden auf dem Platz die Volkssturmkräfte ausgebildet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Schützenvereine von den Besatzungsmächten verboten. Erst Mitte der 1950er Jahre entstanden wieder Schützenvereine. Der St. Hubertus-Schützenverein gehörte nicht dazu. Die Anlage wird offenbar seit Kriegsende nicht mehr genutzt.

Befunde des ehemaligen Schießplatzes
Erst bei genauerer Betrachtung erschließt sich die ehemalige Funktion des Areals. Die Anlage besteht aus einem zentralen, eingeebneten Platz von 40x65 Meter, um den sich verschiedene Gebäude- und Geländeelemente gruppieren:

  • Fundamente der Schützenhalle
  • betonierter Kugelfang für das Hahnenschießen
  • betonierte Anzeigerdeckung einer Schießbahn
  • Kleinkaliberschießbahn
  • Damm als Schutzwall zur Petersbergbahn

Die 1938 eingeweihte 8x5 Meter große Ruine der Schießhalle liegt am Südrand des Platzes. Der Fundamentsockel ist von außen mit Basaltsteinen verblendet. Das Fußbodenniveau des Fundaments wird durch eine kurze Treppe erschlossen und ebenfalls mit Basaltsteinen verblendet. Der Mauerrest der Gebäuderuine besteht aus weiß verputztem Ziegelmauerwerk.

Auf der Westseite des Schießplatzes findet sich in die Basis des Schutzwalls eingelassen ein gut erhaltener Kugelfang aus Beton. Die trichterförmige 2 Meter hohe wie tiefe Konstruktion aus 10 Zentimeter starkem Gussbeton öffnet sich zum Schützen auf einer Breite von ebenfalls 2 Metern. Auch das Dach besteht aus Beton.

Zentral innerhalb dieser Gebäudestruktur steht eine rechteckige, 80 Zentimeter hohe Gussbetonsäule mit den Außenmaßen von 25x25 Zentimetern. Dabei handelt es sich wohl um eine Anlage für das traditionelle Hahnenschießen. Der Hahn wurde dafür auf der zentralen Betonsäule mittels einer eisernen Öse befestigt.

Die betonierte Anzeigerdeckung liegt bergseitig auf der Ostseite des Platzes. Es handelt sich um eine Anlage für sechs Scheiben. Sie besteht aus einem 2 Meter hohen, circa 1,3 Meter breiten Kellergang mit einer Länge von 15 Metern. In die Betondecke sind sechs rechteckige Öffnungen eingeschnitten, durch die die Zielscheiben hochgefahren werden konnten. Die Anlage ist durch einen linksseitig liegenden Treppenabgang zugänglich. Hier konnten die Scheiben direkt nach einem Schießdurchgang von einer Person abgelesen werden, die in der Anzeigerdeckung saß.

Die Kleinkaliberschießbahn hat sich als auffällige Grabenstruktur von 90 Metern Länge erhalten. Bergseitig erreicht der Graben eine Tiefe von bis zu 3 Meter bei einer Breite von 5 Metern (Oberkante). Im Zielbereich knickt der Graben L-förmig nach rechts ab und endet nach weiteren 6 Metern. Hier, außerhalb der Schusslinie, soll sich der Unterstand für den Zielbeobachter befunden haben. Dieser hat die Schießergebnisse nach jedem Durchgang fernmündlich an die Schützen durchgegeben.

Auf der Südseite wird der Schießplatz durch einen rund 80 Meter langen, bis zu 4 Meter hohen und maximal 8 Meter breiten Damm eingefasst. Er beginnt hangseitig direkt an der Trasse der ehemaligen Petersbergbahn, sodass zunächst die Vermutung bestand, die Anlage könnte in Zusammenhang mit der Zahnradbahn entstanden sein. Die gesichteten Pläne zeigen jedoch, dass der etwas überdimensioniert erscheinende Wall die auf seiner Rückseite verlaufende Zahnradbahn vor Querschlägern schützen sollte.

Zustand
Seit Kriegsende liegt das Gelände von einem halben Hektar Größe brach. Das Ende der 1950er Jahre noch weitestgehend offene Gelände ist heute vollständig bewaldet.

Datierung
1867-1945

Zugang
Naturschutzgebiet, nicht zugänglich

Hinweis
Das Objekt „Schießplatz am Dömchen in Königswinter“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Quellen
Stadtarchiv Königswinter, KW-1657

Literatur

Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2020)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Teil 2: Der Ofenkaulberg. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 4.) 315-319, Köln.

Schießplatz am Dömchen in Königswinter

Schlagwörter
Ort
53639 Königswinter / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1867, Ende nach 1945

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Jörn Kling: „Schießplatz am Dömchen in Königswinter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356212 (Abgerufen: 27. August 2025)
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