Lage Am Mirbesbach, etwas oberhalb von Königswinter am Fuße des Petersbergs, lagen mehrere Mühlen hintereinander. Ein oberster Mühlenplatz befand sich wohl schon an der Stelle des heutigen Wintermühlenhofs. Weiter talwärts folgte dann die „Sonntagsmühle“ bzw. später genannt „Zum Kühlen Grunde“ von Josef Faßbender. Nur rund 100 Meter weiter folgt die „Lieversbroicher Mühle“ bzw. „Eichendorffmühle“ Franz Trimborns, welche zuvor als Gaststätte „Zum wirklich kühlen Grund“ firmiert.
Geschichte Quellenhistorisch ist das Alter der „Sonntagsmühle“ nicht zu fassen. Erst ab dem 19. Jahrhundert liegen genauere Informationen vor. Das Mühlenensemble bestand außer dem eigentlichen Mühlengebäude am Mühlgraben aus einem Wohnhaus. Nach und nach wurde dieses erweitert und sollte zu einer beliebten Gastwirtschaft werden. 1861 wohnt dort die Witwe Heinrich Sonntag mit ihren Söhnen Peter, Simon und Heinrich. Im Jahr 1867 werden die Brüder Simon und Heinrich Sonntag als Müller gelistet. 1889 wird die Petersbergbahn eröffnet. Deren Talstation befindet sich unweit der Mühle. Noch im selben Jahr richtet der geschäftstüchtige Simon Sonntag in der Mühle eine Schankwirtschaft ein: „Bei den großen Menschensammlungen die der bahnverkehr [!] in der Nähe des Hauses herbeigeführt hat, muß die Errichtung einer Wirtschaft umso mehr als ein Bedürfnis bezeichnet werden, als die Empfangshalle räumlich beschränkt ist.“ (Konzessionsgesuch, 2.5.1889, Brückenhofmuseum). Ein weiterer, in offener Bauart ausgeführter Trinkpavillon lag direkt an der Zahnradbahnstation und wird ab 1889 von dem Königswinterer Weinhändler A. Reifferscheid betrieben. Dieses Lokal stellt natürlich eine Konkurrenz für Simon Sonntag dar, scheint aber nur kurze Zeit bestanden zu haben.
In den Folgejahren entwickelte sich die Wirtschaft unter dem Namen „Zum Kühlen Grunde“ zu einem beliebten Ausflugslokal. Nach einer Erweiterung der Veranda im Jahr 1894 und einem Umbau des oberen Mühlenraums erwirbt der bisherige Pächter Peter Josef Faßbender das Haus 1901. Zur Versorgung des gut gehenden Ausflugslokals investierte Faßbender in einen großen Eiskeller, der an das Mühlengebäude am Bach angebaut wird. Zu jeder Jahreszeit finden Events statt, im Sommer als große Gartenfeste, im Winter mit Eisbahn auf dem Mühlenweiher. Fortlaufend jedoch gibt es Reibereien mit der benachbarten Konkurrenz weiter talwärts wegen der Namensgebung. So nennt sich das Lokal ab 1925 zur Abgrenzung „Zum alten kühlen Grunde“ oder „Zum wahren kühlen Grunde“.
Die Verlegung der Talstation der Petersberger Zahnradbahn an den Königswinterer Bahnhof im Jahr 1921 stellt einen schweren Einschnitt in das Geschäft dar. Zur Gewinnung neuer Gäste plant Faßbender (junior?) 1937 die Anlage eines Waldschwimmbades mit zwei Becken direkt hinter der Mühle. Aus unbekannten Gründen wird das Projekt nicht umgesetzt. Peter Faßbender erweitert 1955 das Haus zum Hotel. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wird das Geschäft aufgegeben und das Gebäude nach Erbstreitigkeiten 1980 abgerissen. An derselben Stelle entstehen zwei Einfamilienhäuser.
Zustand Heute ist die Lokalität in seiner Funktion als Mühlenstandort und Ausflugsziel nicht mehr zu erkennen.
Datierung Beginn unbekannt, belegt von 1861 bis 1979
Zugang frei zugänglich
Hinweis Das Objekt „Sonntagsmühle am Mirbesbach in Königswinter“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
Quellen Urliste 1861. Archiv des Heimatvereins für das Siebengebirge; Echo des Siebengebirges, 30.11.1901, 24.1.1914, 14.5.1914, 13.9.1958. Bauantrag Fassbender, 20.1.1902, Übersichtsplan zu einem Waldbad, 25.2.1937. Archiv des Bauamtes Königswinter, Akte Fassbender.
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Historische Nutzungen und ihre Auswirkungen auf die Landschaft. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 2.) S. 314-315, Köln.
Kiehl, Ernst (2016)
In einem kühlen Grunde da geht ein Mühlenrad. Volkskundliche Studien zur Rezeption des Liedes. In: Mitteilungen des Instituts für europäische Musikethnologie an der Universität zu Köln. 88, S. 3-27. S. 3-27, Köln.
Kiehl, Ernst / Förderverein Historische Sammlungen Quedlinburg e. V. Geschichts- und Museumsverein (Hrsg.) (2015)
In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad. Die Geschichte eines Liedes. Halberstadt.
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