Soldatenfriedhof Ittenbach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 41,09″ N: 7° 16′ 42,92″ O 50,67808°N: 7,27859°O
Koordinate UTM 32.378.378,92 m: 5.615.440,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.590.415,72 m: 5.616.615,30 m
Auf dem größten Soldatenfriedhof Nordrhein-Westfalens bei Ittenbach liegen 1.871 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Dabei handelt es sich um 1.626 Deutsche, 224 Sowjetbürger, 12 Polen, 4 Niederländer, 2 Belgier, 2 Franzosen und 1 Italiener.

Geschichte
Am 7. März 1945 gelingt es den Amerikanern, bei Remagen die Ludendorfbrücke zu erobern und den Rhein zu überschreiten. In den folgenden Wochen finden im Siebengebirgsraum für beide Seiten verlustreiche Schlachten statt.
Ab dem 26. März 1945 beginnen die Amerikaner, die ersten toten deutschen Soldaten bei Ittenbach zu begraben. Die Gräber werden schnell immer zahlreicher und per LKW werden gefallene Soldaten auch von weiter entfernten Schlachtfeldern wie dem Ruhrkessel oder dem Hürtgenwald herbeigebracht. Zum Ausheben der Gräber wird die lokale Bevölkerung zwangsverpflichtet.

Nach Kampfende hatten in Ittenbach 1.484 Deutsche, 3.600 Amerikaner und über 300 Angehörige anderer Nationalitäten (Franzosen, Belgier, Holländer, Italiener, Russen und Polen) ihr Grab gefunden - insgesamt 5.400 Gräber.
Während die amerikanischen und französischen Soldaten schon bald wieder in zentralen Anlagen, wie beispielsweise in Holland verlegt werden, verbleiben die deutschen Gräber in Ittenbach. Mithilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Deutschen Roten Kreuzes werden auch die zahlreichen, verstreut in den Feldern und Wäldern beerdigten Soldaten nach Ittenbach umgebettet. Zugleich erfolgte die Identifizierung von 1.200 der bis dahin oft unbekannten Soldaten.

Auf Bitten des Königswinterer Bürgermeisters übernimmt der Volksbund, Landesverband Nordrhein-Westfalen, ab August 1946 die Aufgabe, den Friedhof mit Beteiligung der Schuljugend Ittenbachs zu einer Gedenkstätte auszubauen. Die Anlage bestand bislang lediglich aus einem großen Distelfeld, auf dem sich einfache Lattenkreuze mit den angenagelten Erkennungsmarken befanden. An Velberter Schulen werden im September 1946 10.000 Reichsmark gesammelt und dem Volksbund gestiftet, der damit ab 1947 die ersten Arbeitskräfte bezahlen kann.

Erst mit der Währungsreform 1949 gelingt es, ausreichend Holz für neue Kreuze zu beschaffen, und ab Januar 1949 erfolgt der planmäßige Ausbau des Friedhofs unter der Leitung des Düsseldorfer Gartenarchitekten Willi Tapp. Die schlichte Anlage wird zuvor planiert, die Gräber mit 1.857 Eichenholzkreuzen markiert. Das hölzerne Eingangsbauwerk erhält einen Glockenstuhl mit Glocke. Am Ende des Gräberfelds entsteht ein Ehrenplatz mit drei Hochkreuzen und einer Grabplatte aus Syenit, versehen mit dem Signet des Volksbundes, fünf Kreuzen. Darüber der Sinnspruch „Unser Opfer ist Eure Verpflichtung - Frieden!“ Die Einweihung erfolgt am 10. Juni 1951.

Ab dem Frühjahr 1960 beginnt man mit der Neuanlage der mittlerweile stark gealterten Anlage. Zuvor werden fast 600 Gräber neu geöffnet, um bislang unbekannte Soldaten identifizieren zu können. Die Holzkreuze werden durch flache Steinkreuze aus Grauwacke ersetzt, die mit den eingravierten Namen und Lebensdaten der Soldaten versehen sind. Anstelle der hölzernen Hochkreuze werden drei massive Kreuze aus Grauwacke gesetzt. Das mittlere wiegt fast 9 Tonnen.
Am Eingang entsteht eine große neue Gedenkhalle aus Grauwacke. Das hohe spitzgiebelige Gebäude ist mit Schiefer eingedeckt, die Giebelseite ist weitestgehend verglast. An der gegenüberliegenden Giebelwand wird auf einem Mosaikhintergrund die Bronzeplastik „Weisender Engel“ des Bildhauers Erich Elsner aus Ratingen angebracht. Unweit des Eingangs, am Rande des Gräberfelds, befindet sich eine aus Grauwacke gemauerte Stelle mit einer Klapplade aus Guß, versehen mit den fünf Kreuzen des Volksbundes, in der sich eine Kladde mit dem Gräberverzeichnis befindet. Das Gelände wird zudem mit einer Mauer aus Grauwacke eingefasst. Am 30. Mai 1962 wird die neu gestaltete Anlage eingeweiht, die seitdem durch die Stadt Königswinter betreut wird.

Während Anfang der 1960er Jahre jährlich noch bis zu 100.000 Besucher auf den Ittenbacher Soldatenfriedhof kamen, sonntags bis zu 4.000 Personen, ist es heute eher ruhig geworden. Nur am Volkstrauertag findet regelmäßig eine gut besuchte Gedenkveranstaltung statt.

Datierung
1945-1962

Zugang
frei

Hinweis
Das Objekt „Soldatenfriedhof Ittenbach“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Internet
kriegsgraeberstaetten.volksbund.de: Kriegsgräberstätten. Deutschland. Königswinter-Ittenbach (abgerufen 21.08.2025)

Quellen
Namensliste der Toten: www.virtuelles-heimatmuseum.de

Literatur

Hirzel, Annette (2009)
Der Ittenbacher Soldatenfriedhof. In: Festschrift. 60 Jahre Bürgerverein VVI e.V. Ittenbach. Hrsg. Bürgerverein VVI e.V. Ittenbach, S. 20-26. Königswinter.

Soldatenfriedhof Ittenbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Logebachstraße
Ort
53639 Königswinter - Ittenbach / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1945 bis 1962

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Jörn Kling: „Soldatenfriedhof Ittenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356188 (Abgerufen: 27. August 2025)
Seitenanfang