Der Bahnhof Osterath wurde am 26. Januar 1856 von der Cöln-Crefelder Eisenbahn-Gesellschaft (CCE) in Betrieb genommen worden. Er lag an der Strecke von Köln in die Niederlande, über Neuss, Krefeld und Kleve. Ursprünglich führte die Strecke auf direktem Weg von Osterath über Fischeln nach Krefeld. Nachdem die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft (RhE) mit Vertrag vom 11. November 1859 die Cöln-Crefelder Eisenbahn-Gesellschaft und deren Strecke von Köln bis Krefeld am 1. Juli 1860 übernommen hatte, war die Voraussetzung für die Verlängerung der Strecke ab Osterath Richtung Ruhrgebiet gegeben. Die Bahnstrecke wurde auf die neu gebaute Trasse über Osterath und Oppum verlegt. Den stillgelegten Abschnitt zwischen Osterath und Krefeld-Diessem nutzt seit 1898 die K-Bahn, die heutige Stadtbahnlinie U 76.
Das Empfangsgebäude mit Holzverkleidung wurde erst 1860 in Betrieb genommen, im Zusammenhang mit der neuen Bahnstrecke in das Ruhrgebiet. Zu Beginn gab es nur ein Gleis, an dem sich ein kleines Empfangsgebäude für die Fahrgäste und den Güterverkehr befand. Nach dem Ausbau 1860 dienten drei Gleise dem Personenverkehr: das Hausgleis am Empfangsgebäude Richtung Neuss und zwei Gleise an einem eigenen Bahnsteig für den Verkehr Richtung Krefeld/Duisburg. An der Gleisseite befand sich eine kurze Überdachung über dem Hausgleis.
Der Zugang zum Gleis nach Krefeld erfolgte bis vor kurzem über die Meerbuscher Straße, es gab keine bahnhofsinterne Unterführung. Diese wurde 2022 durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Seit 2024 wird an einer Unterführung für den Autoverkehr gearbeitet. Zugleich werden die Höhenlagen der Bahnsteige angepasst.
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Planungen für eine neue Bahnstrecke zwischen dem Ruhrgebiet und Elsass-Lothringen sowie Luxemburg. Sie sollte der Entlastung der Rheinstrecke und der Moselstrecke dienen und die überlasteten Bahnhöfe Duisburg, Düsseldorf und Köln umfahren. Eine Zweigstrecke kam von Wesel über Alpen nach Krefeld und von hier weiter nach Neuss. Die zweite Zweigstrecke begann in Oberhausen und führte über die Haus-Knipp-Brücke und Moers nach Neuss. Im Bereich Osterath war ein sechsgleisiger Ausbau der Bahntrasse vorgesehen. Ein neuer Güterbahnhof im Bereich des Ingerwegs sollte 15 Gleise umfassen.
Ab 1907 wurde diese Planung in die strategischen Überlegungen des preußischen Militärs eingebunden. Diese planten im Kriegsfalle einen Aufmarsch über das Rheinland Richtung Belgien und Frankreich. Dazu sollten Truppen und Materialien über die Eisenbahn aus dem Reich an die Front transportiert werden. Die geplante Bahnstrecke bekam somit auch strategische Bedeutung, woraus der Name „Strategische Bahn“ entstand. Im Bereich Osterath wurden diese Planungen jedoch nicht ausgeführt und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der nachfolgenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen gab es keine Notwendigkeit mehr für die Eisenbahnstrecke.
In der Zeit der alliierten Besatzung der Rheinlande ab 1918 und dem Regiebetrieb bei der Eisenbahn durch belgische und französische Eisenbahner waren die Osterather Bahnbeamten nach Bielefeld versetzt worden.
Für den lokalen Güterverkehr gab es einen Güterbahnhof östlich der Personengleise. Er wies bis zu fünf Rangier- und Ladegleise auf. Des Weiteren schlossen mehrere Anschlussgleise an örtliche Fabriken an.
Zum Güterbahnhof gehörte der 25 Meter hohe Getreidesilo an der ehemaligen Ladestraße. Dieser wurde zusammen mit Verladerampen und Lagerräumen zwischen 1950 und 1960 errichtet.
Im Güterschuppen aus Ziegelsteinen für den Stückgutverkehr von 1893 hatte bis um 2000 die Raiffeisen-Waren Genossenschaft Rheinland Lagerstätten für Getreide, Futter und Düngemittel.
Nach der Aufgabe von Fabriken und Betrieben in Osterath und des Güterverkehrs wurden die Bahnanlagen zurückgebaut und überbaut. Die erhaltenen Gebäude des Güterbahnhofes wurden von der Stadt Meerbusch gekauft. Ein Teil des alten Güterbahnhofs wird seit 2008 als Kulturstätte genutzt. Die Umbenennung in Bahnhof Meerbusch-Osterath erfolgte 1980.
(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2025)
Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW-Bahnarchiv von André Joost, Bahnhof Osterath (abgerufen: 18.05.2024)
de.wikipedia.org: Bahnhof Meerbusch-Osterath (abgerufen: 18.05.2024)
denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de: Osterather Bahnhof (abgerufen: 18.05.2024)
denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de: Osterather Bahnhof (abgerufen: 18.05.2024)
meerbusch.de: Stadt Meerbusch, aktuelle Informationen zum Bau der Bahnunterführung (abgerufen: 14.03.2025)
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