Pfarrkirche Alt Sankt Maternus mit Kirchhof

Rodenkirchener Kapellchen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 53′ 43,07″ N: 6° 59′ 41,6″ O 50,8953°N: 6,99489°O
Koordinate UTM 32.358.991,68 m: 5.640.096,69 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.038,83 m: 5.640.470,57 m
Die kleine romanische Kirche Alt Sankt Maternus war bis zur Errichtung des Nachfolgerbaus (Neu) Sankt Maternus in unmittelbarer Nähe die Pfarrkirche Rodenkirchens. Ungewöhnlich ist ihre Lage direkt am Rheinufer, die sie für Hochwasser anfällig macht. Passenderweise ist die Kirche dem heiligen Maternus geweiht, dem Schutzpatron der Schiffer. Der Grundstock des heutigen Gebäudes wurde wohl im 10. Jahrhundert errichtet, möglicherweise am Standort eines Vorgängerbaus aus frühchristlicher Zeit.

Die Maternuslegende
Möglicher Vorgängerbau und Entstehung von Alt Sankt Maternus
Bauliche Veränderungen der Neuzeit
Hochwasser- und Kriegsschäden, Restaurierung
Die Pfarrgemeinde und das Inventar
Der Kirchhof
Alt Sankt Maternus heute
Denkmalschutz
Internet

Die Maternuslegende
Nach einer mittelalterlichen Erzählung stritten sich die Städte Tongern (heute Belgien), Köln und Trier nach dem Tod des Bischofs Maternus um das Jahr 328 n. Chr. darum, wo er begraben werden sollte. Maternus, dessen Geburtsjahr und Herkunft unbekannt sind, soll in allen drei Städten Bischof gewesen sein - in Köln der erste geschichtlich belegte. Ob er tatsächlich Bischof von Tongern war, ist wiederum nicht abschließend geklärt.
Der Leichnam wurde in einen Kahn gelegt, der wie durch ein Wunder flussaufwärts schwamm und bei Rodenkirchen, in diesem Zusammenhang Ruenkirchen oder Ruwenkirch genannt, an Land stieß. An dieser Stelle sollen die inneren Organe des Maternus bestattet und eine Kirche errichtet worden sein - ein Vorgängerbau von Alt Sankt Maternus. Der Legende nach sicherte sich letztlich Trier das Begräbnis.
Der Förderverein Romanische Kirchen Köln, der neben Alt Sankt Maternus weitere große und kleine Kirchen erhält, nennt eine weitere Legende, nach der Bischof Severin die Kirche im 4. Jahrhundert für seinen Amtsvorgänger Maternus errichten ließ. Der Wahrheitsgehalt beider Legenden lässt sich heute schwer überprüfen.

In der Kölner Domschatzkammer wird ein Maternus zugeschriebener Bischofsstab aufbewahrt, der bei wichtigen Anlässen noch immer zum Einsatz kommt. Statuen des Maternus gibt es sowohl am Maternusbogen am nördlichen Querhaus des Kölner Doms sowie seit den 1980er Jahren am vierten Obergeschoss des Kölner Rathausturmes.

Möglicher Vorgängerbau und Entstehung von Alt Sankt Maternus
Nach der Maternuslegende gab es einen nach dem Tod des Heiligen errichteten Vorgängerbau aus frühchristlicher Zeit. 1925 wurden bei Restaurierungsarbeiten am heutigen Gebäude Memoriensteine aus frühchristlicher Zeit in den Mauern gefunden. Diese waren Kirchen mit Tauf- und Begräbnisrecht vorbehalten. Eventuell lassen sie auf einen Vorgängerbau aus dieser Zeit schließen.

Der Förderverein Romanische Kirchen Köln bezeichnet diese Steine als Grabplatten mit Kreuzen des 7. oder 8. Jahrhunderts, die eventuell auch als Baumaterial von einem nahen Friedhof beschafft worden sein können.

Generell wird angenommen, dass der Grundstock des heutigen Gebäudes im 10. Jahrhundert als einschiffige Kirche errichtet wurde. Die Informationstafel am Gebäude selbst nennt das 11. Jahrhundert, was allerdings angesichts der hier ebenfalls angeführten ersten Nennung 989 schwierig erscheint. Der Ort Rodenkirchen wurde im selben Jahr ebenfalls erstmals urkundlich erwähnt: In einer gefälschten Schenkungsurkunde übertrug der Erzbischof Evergerus vermeintlich ein Gut namens „Rodenkyrchion“ an den Stift Sankt Martin zu Köln (Wisplinghoff, 1994, S. 275, Nr. 288). Ab dem 13. Jahrhundert ist in den (ungefälschten) Urkunden des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden bereits der heute verwendete Name Rodenkirchen gebräuchlich.
nach oben

Bauliche Veränderungen der Neuzeit
Heute besteht Alt Sankt Maternus aus zwei Schiffen mit Chor und Sakristei. An der dem Rhein zugewandten Seite befindet sich eine halbrunde Apsis, die ebenso wie das Mittelschiff und der eingestellte, also in das Gebäude integrierte Turm Teil des im 10. Jahrhundert entstandenen Ursprungsbaus ist. Später wurden im Turm mehrere Zimmer eingerichtet, die dem Küster als Wohnung dienten.

Im 15. Jahrhundert wurden im Süden ein Seitenschiff und auf der Nordseite gotische Fenster eingefügt. Zudem wurde die Apsis erneuert. Im 17. Jahrhundert wurde vor dem Seitenschiff in westlicher, dem Rhein zugewandter Richtung ein kleinerer Bau errichtet. Nach Osten hin wurde das Seitenschiff außerdem durch eine neue Sakristei fortgesetzt.

Hochwasser- und Kriegsschäden, Restaurierung
Aus den Jahren 1784 und 1926 sind Hochwassermarken überliefert, die zeigen, dass Alt Sankt Maternus immer wieder gefährdet war und teils auch geflutet wurde. Da im 19. Jahrhundert in Rodenkirchen wie andernorts die Bevölkerung wuchs, wurde die bisherige Pfarrkirche trotz der Erweiterungen zu klein für die Pfarrgemeinde. 1867 wurde (Neu) Sankt Maternus in unmittelbarer Nähe als neue Pfarrkirche eingeweiht. Somit endete die Nutzung der alten Kirche.

Zwischen 1925 und 1927 bewahrten Restaurierungsarbeiten das Gebäude vor dem Verfall. Im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer beschädigt und erst 1954 wiederhergestellt. Im Zuge dessen wurden die bis heute bestehenden Farbfenster von Conrad Schmidt eingebaut. Um 1880 entstandene Figuren der vier Evangelisten aus (Neu) Sankt Maternus siedelten in die alte Kirche über. 1986 erhielt die Apsis eine Figur des Schutzpatrons Sankt Maternus, die von Stefan Kaiser geschaffen wurde.
nach oben

Die Pfarrgemeinde und das Inventar
Die Pfarrgemeinde verfügte lediglich über ein geringes Auskommen. Die Baupflicht für die Kirche lag beim nahen Stift Sankt Severin.

Alt Sankt Maternus enthielt eine Madonnenfigur von 1470, die später nach (Neu) Sankt Maternus umzog. 1731 wurde eine Monstranz aus dem Tabernakel entwendet. Pater Dionysius, ein unbeschuhter Karmeliter, beschaffte daraufhin teilweise vergoldeten Ersatz aus Silber. Diese neue Monstranz musste 1817 wegen der enormen Armut in der Gemeinde wieder verkauft werden.
Bis 1873 hatte Alt Sankt Maternus zwei Glocken. Die Maria geweihte Glocke trug die Inschrift „Maria heißen ich, zum Dienste Gottes rufen ich, anno 1673“. Die Glocke des heiligen Maternus war mit einer Widmung versehen: „In honorem St. Materni“ (Dem Heiligen Maternus zu Ehren). Durch eine Spende der Gemeindemitglieder von 400 Reichstalern wurden sie vorübergehend erhalten.
Dann goss der Glockengießermeister Andreas Rodenkirchen eine neue Glocke, die sich noch immer im Turm der Kirche befindet. Die Position einer zweiten Glocke blieb leer.

Der Kirchhof
An der Südseite der Kirche befindet sich ein kleiner Kirchhof mit alten, teils stark verwitterten Grabsteinen und -kreuzen. Er ist heute von einer Hecke umgeben und durch ein Tor zu betreten, aber nicht immer geöffnet. In die Mauer zur rechten Seite des Tors sind ein schriftloses Steinkreuz und ein teils schriftloser Grabstein eingelassen, deren Provenienz vor Ort nicht aufgeschlüsselt ist.

Im jülisch-bergischen Erkundigungsbuch aus dem Jahr 1550 heißt es, dass der Pfarrer Vandalismusschäden „von Schiffsleuten und Jungen“ auf dem Friedhof angezeigt habe. Diese sollten behoben werden.
1854 entstand im Westen Rodenkirchens ein neuer Friedhof, der teilweise auch für Nicht-Katholiken freigegeben wurde.
nach oben

Alt Sankt Maternus heute
Rodenkirchen wurde 1975 nach Köln eingemeindet. Alt Sankt Maternus ist Teil des historischen Ortskerns von Rodenkirchen im Bereich Steinweg, Auf dem Brand und Kirchstraße, der von Hochwassern meist stark betroffen war. Neben der alten Kirche befinden sich hier weitere historische, denkmalgeschützte Gebäude. 2006 fanden daher im Rahmen des Hochwasserschutzes Bauarbeiten am Rodenkirchener Leinpfad statt, die zur dauerhaften Erhaltung des Ortes beitragen sollten.

Denkmalschutz
Alt Sankt Maternus steht seit dem 18. Januar 1982 unter Denkmalschutz. In der Denkmalliste der Stadt Köln wird die Kirche unter der Nummer DE_05315000_A_0938 geführt und ist in der Denkmalkarte der Stadt Köln einzusehen. Dort wird ebenfalls das 10. Jahrhundert als Entstehungszeitraum angegeben.

(Antonia Frinken, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2024)

Internet
www.stadt-koeln.de: Denkmalkarte der Stadt Köln (abgerufen 05.12.2024)
www.romanische-kirchen-koeln.de: Eintrag zu Alt Sankt Maternus auf der Webseite des Fördervereins Romanische Kirchen Köln (abgerufen 05.12.2024)
de.wikipedia.org: Wikipedia-Artikel zu Alt Sankt Maternus (abgerufen 05.12.2024)
de.wikipedia.org: Wikipedia-Artikel zu Rodenkirchen (Köln) (abgerufen 05.12.2024)
de.wikipedia.org: Wikipedia-Artikel zu Maternus (abgerufen 05.12.2024)
nach oben

Literatur

Wisplinghoff, Erich (1994)
Rheinisches Urkundenbuch (RhUB), ältere Urkunden bis 1100. Band 2: Elten - Köln, St. Ursula. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 57.) Nr. 288, S. 275, Düsseldorf. Online verfügbar: digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de, RhUB Bd. 2, abgerufen am 23.04.2024

Pfarrkirche Alt Sankt Maternus mit Kirchhof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Steinstraße 1
Ort
50996 Köln - Rodenkirchen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 989

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Pfarrkirche Alt Sankt Maternus mit Kirchhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355789 (Abgerufen: 4. August 2025)
Seitenanfang