Während die beiden Kölner Porsche-Rennteams Kremer Racing und GELO-Racing vor allem in den 1970er- und 80er-Jahren beachtliche Erfolge bei nationalen und internationalen (Langstrecken-) Rennen für seriennahe Sport- und Grand-Tourismo-Fahrzeuge erzielten, entwickelte sich das 1986 zunächst als Werkstatt- und Tuningbetrieb gegründete Leverkusener Team Roock Racing in den 1990ern zu einen der erfolgreichsten Kundenteams des Stuttgart-Zuffenhausener Sportwagenherstellers Porsche.
Unter den Kundenteams war Roock Racing in den 1990ern eine der Topadressen für die besten Piloten der Welt - unter diesen waren alleine zwölf Grand Prix-Piloten der „Königklasse“ Formel 1.
Der Automobilhersteller Porsche nahm als Werksteam nicht durchgehend, sondern lediglich in einzelnen Phasen und dann zumeist in den höchsten (und teuersten) Rennklassen an (Welt-) Meisterschaften teil. Nach dem auch für andere Hersteller gängigen Motto „Win on sunday, sell on monday“ überließ der Konzern seriennähere Meisterschaften - insbesondere die vermeintlich „kostengünstigeren“ Grand-Tourismo-Klassen (GT) - gerne so genannten Kundenteams, für die man Serien-Rennfahrzeuge auf der Basis von Straßenautos auflegte und deren Einsätze unterstützte.
Die ersten Jahre, die ersten Siege
Die Brüder Michael (*1960) und Fabian Roock (*1966) hatten ihre Firma 1986 mit einem Startkapital von 20.000 DM zunächst als Werkstatt- und Tuningbetrieb gegründet. Rasch fuhren von ihnen vorbereitete Kundenrennwagen beachtliche Erfolge ein, so dass man ab 1990 mit einem eigenen Rennstall in Porsche-Markenpokalen antrat (u.a. mit Rennen auf der Nordschleife und der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings).
Gleich im Debütjahr 1990 belegte Roock Racing den 5. Platz des Carrera Cup, den man schließlich 1993 ebenso für sich entscheiden konnte wie die Team- und die Fahrerwertung des European Porsche Supercup 1994. Ebenfalls 1993 gelang der Sieg im bedeutenden 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps auf dem Kurs in den belgischen Ardennen. Im markenoffenen ADAC GT Cup konnten Roock-Fahrer in den Saisons 1994 und 1995 den Meisterschaftstitel einfahren. Im Jahr 1996 gelangen dann gleich mehrere Klassensiege in der BPR Global GT Series (1997 in die FIA GT-WM übernommen) auf Porsche 993 GT2. Roock wurde Weltmeister der GT2-Klasse und Vize in der Gesamtwertung. Bereits bei der ersten Teilnahme an dem wohl traditionsreichsten und prestigeträchtigsten Langstrecken-Klassiker im Motorsport, dem seit 1923 ausgetragenen 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans, errang Roock 1996 den Sieg in der Klasse LM GT2 bei einem beachtlichen 12. Gesamtrang im Feld mit deutlich stärkeren Rennwagen höherer Klassen. Im gleichen Rennen folgten 1997 die Plätze zwei und drei in der GT2-Klasse (Gesamtränge 10 und 11).
Im ersten Jahr der FIA-GT-Weltmeisterschaft für Grand-Tourismo-Sportwagen gelangen 1997 in der seriennahen Klasse GT2 vier Siege, welche die Vizemeisterschaft bedeuteten. Trotz nur noch eines Klassensiegs in der Saison 1998, konnte die Vizemeisterschaft verteidigt werden, während der beste Roock-Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans Platz drei in seiner Klasse erreichte; ebendort gelang 1999 der siebte Platz in der Klasse GTS bei einem 20. Gesamtrang.
Beim berühmten 24-Stunden-Klassiker von Daytona (Florida, USA) gewann der Roock-GT2 1997 die Klasse GTS-2 bei einem 4. Gesamtrang. 1999 gelang dieses Kunststück erneut, nun bei einem 7. Gesamtrang.
Die von Roock modifizierten Porsche unterschieden sich stark von den Werkswagen. Verbesserungen betrafen u.a. das Motormanagement, das Getriebe, die Luftzirkulation, die Position der Kühler und die des Kraftstofftanks. Mit nur 1.000 Kilogramm waren die für das Rennen in Le Mans 1998 vorbereiteten Fahrzeuge die leichtesten jemals gebauten 993 GT2. Bereits seit 1997 verfügten diese über ein von Roock selbst entwickeltes sequentielles Getriebe.
Erfolge in Übersee, Ende der Motorsportaktivitäten, Aktuelles
Nach der Saison 1999 zog sich das Team aus der FIA-GT-Meisterschaft zurück und startete ab dem Jahr 2000 mit dem Porsche GT2 als Roock Motorsport North America in Rennen der überwiegend in Nordamerika ausgetragenen American Le Mans Series (ALMS), wo Roock gleich die Vizemeisterschaft in der Klasse GTS erreichte.
In der Saison 2001 debütierte man in der höheren Prototypenklasse LMP 675 mit einem Lola B2K/40 mit Nissan-Motor als Roock KnightHawk Racing (Knight Hawk war ein Teamsponsor und passenderweise hießen zwei US-amerikanische Piloten des Teams Steven Knight und Mel Hawkins). Leider trat in der ALMS neben Roock mit Dick Barbour Racing nur noch ein weiteres Team regelmäßig in der neuen LMP 675-Klasse an; die Team-Meisterschaft wurde denkbar knapp mit 178 zu 180 Punkten auf dem zweiten Platz der Klasse abgeschlossen.
In den Jahren 1996 bis 2001 trat Claudia Hürtgen (*1971) - eine der wenigen erfolgreichen „Amazonen“ in den höheren Motorsport-Serien - regelmäßig bei nationalen und internationalen Rennen für Roock an. So ging die gebürtige Aachenerin u.a. 2001 bei den 24-Stunden von Le Mans als Fahrerin für Roock Knight Hawk Racing an den Start, schied aber nach knapp einem Drittel des Rennens aus.
Nach der Saison 2001 stellte Roock Racing nach mehr als 40 Siegen und fünf Meistertiteln seine Motorsportaktivitäten ein. In Le Mans trat 2002 - nun ohne Roock-Partnerschaft - KnightHawk Racing, LLC auf einen MG-Lola an, schied aber vor Rennende aus. Nachdem das US-Team 2002 noch die Klasse LMP 675 der ALMS gewinnen konnte, löste es sich nachfolgend ebenfalls auf.
Nach dem ALMS-Engagement blieb Fabian Roock in den USA und stieg in Atlanta (Georgia) mit Roock Autosport Inc. in den Handel, die Wartung und das Tuning von Porsche-Fahrzeugen ein. Inzwischen ist das Unternehmen mit einer Roock Autosport GmbH & Co KG in der 2018 eröffneten Motorworld Köln am Butzweilerhof vertreten.
Michael Roock blieb derweil in Deutschland und betätigt sich mit der in Leverkusen-Bürrig ansässigen Roock Sportsystem GmbH in den gleichen Geschäftsfeldern. Zudem beschäftigt sich die Firma mit der Restaurierung und dem Renneinsatz historischer Fahrzeuge der Marke Porsche. Ein für das Rennen historischer Sportwagen Le Mans Classic 24h von Roock vorbereiteter Porsche 911 RSR, der bereits 1975 und 1976 auf der berühmten 13,6 Kilometer langen Strecke angetreten war, errang 2016 und 2018 mit Michael Roock und dem langjährigen Teampiloten Uwe Alzen (*1967) am Steuer den Sieg im Rennen der Klasse GTS. Zusammen mit Claudia Hürtgen konnte dieser Erfolg 2022 auf einem Porsche 911 ST wiederholt werden.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2024)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Herrn Michael Roock, Roock GmbH, Leverkusen 2024.
- Freundliche Hinweise von Herrn Dr. Marco Kieser, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2024.
Internet
www.roock.de: ROOCK Sportsystem GmbH (abgerufen 18.10.2024)
www.speedsport-magazine.com: Roock Racing (abgerufen 18.10.2024)
www.classicdriver.com: ROOCK Sportsystem GmbH (abgerufen 18.10.2024)
www.caranddriver.com: Roock RST 650. A former racing shop delivers a devilishly quick Porsche 911 Turbo (Car and Driver, 01.04.2024, abgerufen 21.10.2024)
de.wikipedia.org: Roock Racing (abgerufen 18.10.2024)
www.motorsportmagazine.com: KnightHawk Racing (abgerufen 21.10.2024)
www.racingsportscars.com: Claudia Hürtgen (abgerufen 18.10.2024)