Himmelssäule auf dem Roncalliplatz

„Columne pro Caelo“ von Heinz Mack

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 25,21″ N: 6° 57′ 29,66″ O 50,94034°N: 6,95824°O
Koordinate UTM 32.356.553,00 m: 5.645.175,12 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.395,21 m: 5.645.446,69 m
  • Der Roncalliplatz mit Blick auf die Himmelssäule und das Dom Hotel in Köln Altstadt-Nord (2021).

    Der Roncalliplatz mit Blick auf die Himmelssäule und das Dom Hotel in Köln Altstadt-Nord (2021).

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  • Blick vom Dach des Kölner Doms aus auf den südlich der Kathedrale liegenden Roncalliplatz, links das Römisch-Germanische Museum und die Himmelssäule, rechts das Dom-Hotel (2014)

    Blick vom Dach des Kölner Doms aus auf den südlich der Kathedrale liegenden Roncalliplatz, links das Römisch-Germanische Museum und die Himmelssäule, rechts das Dom-Hotel (2014)

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  • Der Roncalliplatz mit Blick auf den Kölner Dom, links im Bild die 1984 errichtete Himmelssäule (2021).

    Der Roncalliplatz mit Blick auf den Kölner Dom, links im Bild die 1984 errichtete Himmelssäule (2021).

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Das Ding ist 62 Tonnen schwer, etwa zehn Meter hoch und steht fast mitten auf dem Roncalliplatz am Dom. Doch trotz ihrer Größe geht die „Himmelssäule“ eher unter. Ganz selten fragen Teilnehmer bei Stadtführungen, was es denn mit diesem Monolithen auf sich hat.
Dabei verbirgt sich eine durchaus kuriose Geschichte hinter dem Kunstwerk. Im Mittelpunkt: Der Lions Club und unbezahlte Rechnungen.

Ein sichtbares Zeichen der Lions an einem markanten Platz
Aufstellung fast direkt am Dom
29 Jahre Unklarheit über Stifter
Kletterer auf der Himmelssäule
Quelle, Internet, Literatur

Ein sichtbares Zeichen der Lions an einem markanten Platz
Im Jahr 1984 fand eine Versammlung aller deutschen Lions-Clubs in Köln statt. Lions Club International ist eine Institution mit mehr als 1,4 Millionen Mitgliedern, die sich weltweit in fast 50.000 Clubs organisiert haben. Allein für Köln listet die Website des Lions-Club 15 Clubs auf. Unter dem Motto „We Serve“ („Wir dienen“) engagieren sich die Lions bei sozialen und kulturellen Projekten.
Zur Versammlung 1984 in Köln wollten die Lions eine Skulptur stiften, die „… auf einem markanten Platz im innerstädtischen Bereich aufgestellt werden“ sollte, schrieb der damalige Vorsitzende des rheinischen Lions-Districts Günter Huhn am 19. September 1983 an den Oberbürgermeister der Stadt Köln, Dr. Norbert Burger.
Mit Sicherheit war es für das Vorhaben hilfreich, dass es sich bei Dr. Norbert Burger ebenfalls um ein Lions-Mitglied handelte. Und für städtische Verhältnisse ging es ungewohnt schnell: Bereits am 7. Oktober 1983 kam es zu einem Vorgespräch mit dem renommierten Künstler Heinz Mack (*1931) - selbstverständlich auch ein Lions-Mitglied. Der deutsche Bildhauer und Maler Heinz Mack war zusammen mit Otto Piene (1928-2014) Mitbegründer der international renommierten Künstlergruppe ZERO. Mack sollte im Auftrag des Lions Club ein Kunstwerk schaffen, welches „als sichtbares Zeichen von uns Lions in die Stadt Köln ausstrahlt.“
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Aufstellung fast direkt am Dom
Der gewünschte markante Platz war schnell gefunden: Das Kunstwerk sollte auf dem Roncalli-Platz, fast direkt am Dom, platziert werden. Den Beteiligten war auch klar, dass diese exponierte Lage eine besondere Herausforderung darstellte. Der Künstler Heinz Mack im Jahr 2013 dazu:
„Ja, es ist eine künstlerische Provokation gewesen. Die besondere Einladung, etwas unmittelbar vor den Dom zu stellen, war die eigentliche Herausforderung. Der Dom in seiner architektonischen und auch strukturalen Macht hat mich gefordert.“

Diese „künstlerische Provokation“ setzte Mack in der Säule Columne pro Caelo - Himmelssäule - aus Granit um. 10 Meter hoch, 62 Tonnen schwer. Um die Säule laufen waagerecht Rillen, deren Abstände zum Boden immer kleiner werden.
Der Künstler will mit der Himmelssäule einen direkten Bezug zum Dom herstellen. Heinz Mack (2013): „Der Dom besteht aus tausenden, unzählbar vielen Steinen. Die Stele ist ein einziger Stein, dieser eine steht den vielen gegenüber. Umgekehrt können sich die vielen Steine durch den einen repräsentiert sehen.“

J. Keller sieht einen „Dialog“ zwischen Säule und Dom (museenkoeln.de):
„Durch ihre aufwändige Kannelierung [die Auskehlung eines Objektes mit Furchen, Verf.], die die Säule wie ein Band umschließt und nach unten hin enger wird, könnte man glauben, dass der Monolith unter seinem eigenen Gewicht in sich zusammensackt. Durch ihre Platzierung gegenüber des Doms geht die Himmelssäule gewissermaßen einen Dialog mit der gigantischen Kirche ein. Zum einen strecken sich beide Gebäude nach oben, dem Himmel entgegen, zum anderen symbolisiert ihre pure steinerne Masse geistiges und geistliches Gewicht.“

Eben dieses Gewicht stellte auch jenseitig aller geistigen und geistlichen Symbolik ein Problem dar: So mussten Statiker aufwändig prüfen, ob der ausgewählte Platz die Himmelssäule tragen konnte und ob der Transport der Säule an diesen Platz überhaupt möglich war. Immerhin befindet sich unter dem Roncalliplatz eine Tiefgarage.
Nachdem diese technische Hürde genommen wurde, warb Oberbürgermeister und Lions-Mitglied Dr. Norbert Burger beim Domkapitel und im Rat der Stadt Köln um Verständnis. Mit Erfolg: Am 24. Mai 1984 nahm die Stadt die Schenkung der Lions dankend an.
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29 Jahre Unklarheit über Stifter
Grundsätzlich hätte damit alles gut sein können. Doch aus damals unerklärlichen Gründen distanzierte sich der Vorstand der Kölner Lions wenige Stunden vor der feierlichen Übergabe von dem Kunstwerk. Allerdings waren ja bereits Fakten geschaffen worden und die Säule stand, zehn Meter hoch, gut sichtbar auf dem Roncalliplatz.

Die konkreten Hintergründe dafür waren lange nicht bekannt. Erst ein Gespräch mit Chefredakteur Ulrich Stoltenberg, dem Pressesprecher der deutschen Lions, bringt Aufklärung:
„Es ging um 93.500 DM. Das waren die Kosten für den Transport und die Aufstellung der Säule. Heinz Mack hatte die Säule gestiftet, auch das Material war eine Stiftung. Allerdings sollte der Betrag für Transport und Aufstellung von den Kölner Lions alleine aufgebracht werden.“
Doch die Kassen waren leer und der betroffene Kölner Lions Club bestand nur aus 30 Mitgliedern, die dann alleine den Betrag hätten aufbringen müssen, so Pressesprecher Stoltenberg.

Die Lösung war, den Betrag auf viele Schultern zu verteilen. So legten die Lions Deutschland zusammen, der Betrag wurde noch im Jahr 1984 bezahlt. Stoltenberg war auch Initiator einer neuen Plakette, die den Stifter eindeutig benannte.

Im Jahr 2013 wurde die neue Plakette an der Säule angebracht und auch der Künstler Heinz Mack zeigte sich erleichtert: „Jahrelang gab es eine Unsicherheit in dem Sinne: Die Skulptur hat irgendwas mit uns Lions zu tun. Viele andere haben das auch so empfunden. Da kam schon die Frage auf, ob die Lions wirklich stolz auf dieses Werk sind und sich damit identifizieren können.“
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Kletterer auf der Himmelssäule
Der Granit der Säule ist in jedem Fall beständig. Und auch recht rauh und griffig. Daher nutzen Freeclimber die Säule seit Jahren als Kletterobjekt.
Der Künstler Mack sieht diese Zweckentfremdung völlig gelassen: „Wir haben in Köln eine Hochschule für Sport, und die jungen Leute klettern dort mit ihren zehn Fingern hoch, zerstören aber nichts. Dieser Granit hält das aus. In zehn Metern Höhe angekommen, postieren sie sich und lassen Fotos machen. Das ist natürlich eine liebenswerte Geschichte, ich habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden.“ (Heinz Mack 2013)

Und damit beschreibt der in Hessen geborene Mack liebevoll Artikel 1 des Kölschen Grundgesetzes:
„Et es wie et es.“
Auch bei einer Himmelssäule.

(Uli Kievernagel, Köln, 2024)

Quelle
Heinz Mack in „LION“, offizielles Magazin von Lions Clubs International, Ausgabe vom Januar 2013.

Internet
www.koeln-lotse.de: Die Himmelssäule am Dom - 29 Jahre Unklarheit über den Stifter (Uli, der Köln-Lotse vom 17.05.2024, abgerufen 08.07.2024)
museenkoeln.de: Ein Geschenk des Himmels? (Text J. Keller, Bild der 27. Woche - 8. Juli bis 14. Juli 2019, abgerufen 08.07.2024)
mack-kunst.de: Heinz Mack, Bildhauer und Maler (abgerufen 08.07.2024)
www.lionsclubs.org: Lions Clubs International (abgerufen 08.07.2024)
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Literatur

Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. 296-298, Köln.

Himmelssäule auf dem Roncalliplatz

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Roncalliplatz
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1984

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Himmelssäule auf dem Roncalliplatz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354121 (Abgerufen: 30. April 2025)
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