Wie im Mittelalter üblich war der alte Friedhof in Maikammer ursprünglich um die Kirche platziert. Der Flurname „Im Kirchengarten“ erinnert noch heute daran.
Er erstreckte sich im Norden vom Lindeneck (Weinstraße Nord) bis zur Schulstraße (ehemals Judengass) im Osten, dann im Süden bis an die Marktstraße und im Westen bis an die Weinstraße (heute Weinstraße Nord). In der ersten Katasteraufnahme für Maikammer aus dem Jahre 1839 ist die Fläche des ehemaligen „Kirchhofs“ gut zu erkennen.
Eigentum, Rechte und Ereignisse auf dem Kirchhof
Üblicherweise war der Kirchhof im Eigentum der örtlichen Pfarr- und Kirchengemeinde, hier St. Kosmas und Damian. Entgegen dieser Praxis war der Kirchhof in Maikammer wohl im Eigentum der Ortsgemeinde. Dies ist in einem „Schreiben der Gemeinde des Jahres 1757 zu entnehmen. Dort heißt es, “de jure commune„ (Leonhardt 1928). Aus Urkunden geht auch hervor, daß dieses Recht zwischen Gemeinde und Kirche (mithin dem Hochstift Speyer) immer wieder umstritten war.
Betrachtet man den großen Umriss des alten Kirchhofes wird deutlich, daß dort nicht nur bestattet wurde. Der Kirchgarten wurde in vielfältiger Weise genutzt. Der Chronist Johannes Leonhardt erwähnt zahlreiche weitere Aspekte zum Friedhof, wie er sie aus verschiedenen Quellen zusammengetragen hat:
- Der jeweilige katholische Pfarrer hatte bestimmte Nutzungsrechte auf dem Kirchhof. So beschwerte sich im Jahre 1599 der Pfarrer Werner über die Gemeinde, “weil diese auf dem Kirchhof einen Nußbaum hatte umhauen lassen„.
- “Zu Anfang des 18. Jahrhunderts standen auf dem Kirchhof 2 Zeilen Wingert, die dem Pfarrer ein bis fünf Logel Most einbrachten. Die Rebstöcke wurden in den 40er (wohl des 19. Jahrhunderts) Jahren auf bischöflichen Befehl ausgerissen.„
- Aus einem Visitationsprotokoll vom Jahre 1719 ist zu entnehmen, daß der Kirchhof nicht verschlossen war; im Jahre 1726 wiederholt sich diese Klage. Auch war kein Kirchhofkreuz vorhanden. Es wurde im Jahre 1727 errichtet.
- Ungetauft gestorbene Kinder wurden unter der Dachtraufe der Kirche begraben. Der Pfarrer bat im Jahre 1726 um ein Spezialbegräbnis für solche Kinder. Im Jahre 1747 lagen die Mauern des Kirchhofs darnieder, auch war er immer noch nicht geschlossen. Bis zum Jahre 1757 stand auf dem Kirchhof ein “Kirchenhäusel„, das vermietet war und der Kirche jährlich 5 fl. (Gulden) Zins eintrug. Es ist anzunehmen, daß es sich um ein Armenhaus handelte. Im Keller wurde Gältwein der Kirche aufbewahrt. Am 14. September 1757 bat Pfarrer Gödecke, das Häuschen, das baufällig geworden war, wegen Erweiterung der Kirche abtragen zu dürfen. Die Gemeinde lehnte dies ab und behauptete, daß der Kirchhof der Gemeinde gehöre, und der Kirche nur erlaubt sei, ein Häuslein darauf zu bauen.
- Im Jahre 1757 wurde das (alte, nicht mehr existierende) Schulhaus auf dem Kirchhof erbaut.
- Im Jahre 1758 wurde der Kirchhof von der Gemeinde erweitert. Zu viele Gräber mussten zweifach belegt werden.
- In den Jahren 1766 bis 1768 brandete erneut ein Streit auf. Beteiligt waren der damalige Pfarrer Gödecke und der örtliche Lehrer Beschell. Es ging um die Nutzung des Kirchhofgrases. Es wurde schließlich dem Pfarrer zugesprochen.
- In den Jahren der französischen Revolution wurden (1789) Kreuze, auch das große Friedhofskreuz aus dem Jahre 1727 auf dem Kirchhof, zerstört (alle Angaben nach Leonhardt 1928).
Die Bevölkerung nahm nach 1800 - wie in vielen pfälzischen Orten - stark zu. Der Kirchhof konnte nicht mehr erweitert werden. Im Jahre 1822 wurde deshalb ein neuer Friedhof außerhalb des Dorfes, heute Friedhofstraße angelegt. Der alte Kirchhof wurde 1822 zwischen Kirche und Gemeinde aufgeteilt. Die Pfarrgemeinde machte aus einem Teil den Pfarrgarten.
“Am 25. Juni 1871, einem Sonntag, kam General von Hartmann nach Maikammer„ (Leonhardt 1928). Er besuchte auch den Kirchhof. Angeblich wollte er dort begraben werden. Als er aber 1873 starb, wurde er nicht in seinem Heimatort, sondern in Würzburg begraben.
Im Pfarrgarten, dem erhaltenen Rest des Kirchhofs, steht das alte Kirchhofkreuz sowie die Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Das Grabmal der Niederadels-Familie von Oberstein ist an der südlichen Kirchenwand aufgestellt. Dort finden sich auch die Grabdenkmäler der Familien Dünker (Maria Sophie, Ehefrau von Hofrat Johannes Franz Dünker und 1. Kämmerer zu Speyer und Friedrich Christian Dünker, bischöflicher Hofrat), Katthy und Theodor Reinig.
Der Pfarrgarten
Anstelle des 1936 errichteten und inzwischen entfernten “Kriegerdenkmals„ wird die von G. Nonnenmacher geschaffene neue Gedächtnisstätte auf dem südlichen Kirchenvorplatz (Bronzeplastik der Apokalyptischen Reiter, Bodenplatten mit den Namen der Kriegstoten beider Weltkriege, Gedenkstelle, alles in Verbindung mit dem ehemaligen Friedhofskreuz von 1727) ihrer Bestimmung (13.11.1960) übergeben.
Das alte Friedhofskreuz steht ebenfalls im Pfarrgarten.
Matthias C.S. Dreyer, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler), 2024