Die Villa Berbuer in Königsdorf ist Zeugnis der Entwicklung des Dorfes Königsdorf zu einer Siedlung mit städtischem Charakter und als Ausflugsziel.
Geschichte Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Köln-Aachen ab 1840 und dem Bau des Königsdorfer Bahnhofes 1841 entwickelte sich das Dorf Königsdorf zu einem beliebten Wohnort für wohlhabende Familien - auch aus Köln. Vor allem im Umfeld des Bahnhofes und am Villehang entlang der Aachener Straße entstanden städtische, repräsentative Wohnhäuser, Landsitze und Ausflugslokale (Stelkens 2011, S. 427).
Auch der Kölner Fleischbeschauer, nun Rentner, Heinrich Berbuer suchte um 1906 für sein Bauvorhaben ein passendes Grundstück - allerdings abseits der Aachener Straße: Er wählte ein Grundstück am Lichtweg (ehemals Liech- bzw. Leichengasse, danach Klosterstraße, heute Augustinusstraße) neben der markanten und aufgrund der Hanglage weit sichtbaren „Pfaffeneiche“ aus - als passende Kulisse für seinen Landsitz. Diese Konstellation bot einen beliebten Blickfang für Panoramaaufnahmen aus südlicher Richtung, die auch für Postkarten verwendet wurden. Gleichzeitig bot die Hanglage weite Blicke ins Rheintal (Heeg, 2018, S. 97).
1907 konnte der Bau nach Plänen des Architekten Heinrich Teipel fertiggestellt werden (Heeg 2018, S. 95), jedoch verstarb kurz darauf der Bauherr; die Villa erhielt nach seiner Witwe den Namen „Villa Agnes“. Diese jedoch bezog das Gebäude nicht, sondern wohnte weiterhin in Köln-Lindenthal. „Sie vermietete es stattdessen ‚auf längere Zeit' an Maria Großpeter, die Witwe des Gründers der Sand- und Steinzeugwerke Carl Großpeter GmbH“ (Heeg 2018, S. 97). Diese veranlasste im November 1909 den Anbau eines Wintergartens mit Terrasse an den Nordostflügel. Als dieser 1911 bezugsfertig war, zog ihr Sohn Carl Hans Großpeter mit Familie ein. Er verfügte somit über einen repräsentativen Wohnsitz, der unmittelbar südlich seiner Steinzeugfabrik gelegen war. Mit seinem Tod im Jahr 1923 zog die Familie jedoch aus (Heeg 2018, S. 98, auch Stelkens 2011, S. 173). Ab 1925 bewohnte die Kaufmannsfamilie Heinrich Hartgenbusch als neue Eigentümer die Villa.
Beschreibung und kulturhistorische Bedeutung Noch heute dient die zweigeschossige Villa Wohnzwecken. Ihr mit Ziegeln, Schiefer und Zink gedecktes Dach verfügt über einen Turm; ihre verputzte Fassade ist mit Stuckelementen gestaltet. Vor dem Gebäude ist ein Vorgarten angelegt, der von einem Sockel mit Gitterzaun umgeben ist. Laut Heeg gab es auch einen gestalteten Garten (2018, S. 95). Die repräsentative Villa hat durch die im Laufe der Zeit erfolgte Neubebauung im Zuge der Deindustrialisierung ihre markante Alleinlage am Hang verloren. Dennoch ist sie ein bauliches Zeugnis für die Zeit, als das Dorf Königsdorf mit dem Bau der Eisenbahnstrecke bzw. der Fertigstellung des Königsdorfer Bahnhofes zum beliebten Ausflugsziel und attraktiven Wohnort wohlhabender Familien avancierte - trotz der Nähe zu den ebenfalls hier niedergelassenen Industriebetrieben. So entstanden in der Nähe des Bahnhofes entlang der Aachener Straße eher städtische und stattliche Wohnhäuser anstelle der bislang dörflichen Prägung mit dominierender landwirtschaftlicher Nutzung. Die Villa Berbuer hat aufgrund ihres Zeugniswerts für die oben beschriebene Entwicklung sowie durch ihren Bezug zu der Steinzeugindustrie und ihre funktionalen Bezüge zu der Grenzeiche eine hohe kulturhistorische Bedeutung.
Die Pfaffeneiche in Königsdorf. Baum ohne Legende, aber mit wahrer Geschichte. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte, Band 42 (2018).) S. 77-102. Pulheim.
Heeg, Egon / Verein für Geschichte e.V. (Hrsg.) (2011)
Die Aachener Straße und Königsdorf - Die Geschichte einer Beziehung. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte, 34. Sonderveröffentlichung.) S. 75-138. Pulheim.
Stelkens, Paul (2011)
Die Hensmann-Villa in Großkönigsdorf. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte. 34. Sonderveröffentlichung.) S. 402-481. Pulheim.
Stelkens, Paul / Verein für Geschichte e.V. Pulheim (Hrsg.) (2009)
Die Hensmann-Villa in Großkönigsdorf. Ein Plädoyer für den Denkmalschutz, zugleich ein Beitrag zur Baugeschichte Königsdorfs im Umfeld seines 170-jährigen Bahnhofs. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte 34.) S. 122-200. Pulheim.
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