Feldbewirtschaftung in Abtei und Klosterlandschaft: Vorteile der Zisterzienser

Klosterlandschaftsweg Altenberg, Station 6

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Odenthal
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 03′ 19,95″ N: 7° 10′ 19,9″ O 51,05554°N: 7,1722°O
Koordinate UTM 32.371.901,43 m: 5.657.590,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.229,26 m: 5.658.479,77 m
  • Streuobstwiese in Straßerhof (um 2010)

    Streuobstwiese in Straßerhof (um 2010)

    Copyright-Hinweis:
    unbekannt / NABU Rhein-Berg
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie überhaupt nicht gut. Diese Regel soll nach unserem Willen in der Gemeinschaft oft vorgelesen werden, damit sich keiner der Brüder mit Unkenntnis entschuldigen kann.“
(Benediktsregel, entstanden um 540, Kapitel 66: Die Pförtner des Klosters)

Feldbewirtschaftung
Die Landwirtschaft bildete im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit hinein die wichtigste Versorgungsgrundlage der Menschen. Die Innovationen der Feldbewirtschaftung durch die Entwicklung und Verbreitung von Dreifelderwirtschaft und Räderpflug - vorangetrieben unter anderem von den Zisterziensermönchen - führten zu einer deutlichen Steigerung der Erträge und einem starken Bevölkerungswachstum in Europa seit dem 11. Jahrhundert. Dieses wurde erst durch die großen Pestwellen des 14. Jahrhunderts unterbrochen.

Entscheidend für die Größe und Form landwirtschaftlicher Nutzflächen war seinerzeit das Erbrecht, das vorsah, ein Feld entweder zu gleichen Teilen an alle Erbberechtigten zu vermachen (Realteilung) oder aber als ganze Fläche an einen einzigen Erben weiterzugeben (Anerbenrecht). Für die Landwirtschaft bedeutete insbesondere die vorrangig angewandte Realteilung mit der Zeit eine kleinteilige Zersplitterung der zur Verfügung stehenden Nutzflächen. Bereits nach wenigen Generationen waren die immer wieder aufgeteilten Äcker zu klein, um die Lebensgrundlage sichern zu können. Es entstand eine Vielzahl kleiner Felder,
häufig in Form schmaler Streifen, die teilweise noch heute im Landschaftsbild zu erkennen sind.

Bei Ackerflächen, die Klöstern gehörten, entfiel hingegen diese Form der Erbfolge - der Orden behielt seine Böden, so auch in der Klosterlandschaft Altenberg, in der die Ackerflächen jahrhundertelang konstant bestellt werden konnten. Hinzu kam, dass die Brüder ihrer Abtei in der Regel ein Leben lang treu blieben und diese stabilitas loci (Beständigkeit des Ortes) bei ihrer Profess gelobten. Die dauerhafte Bindung der Mönche an ihr Kloster ermöglichte Planungssicherheit, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit über Generationen hinweg, da die landwirtschaftliche Erschließung von Nutzflächen häufig eine Zeitplanung weit über die eigene Lebenszeit hinaus voraussetzte. Innerhalb der eigenen Biographie beispielsweise, führten die Ordensbrüder Rodungen und erste Baumaßnahmen durch, die Fertigstellung oblag dann der nachfolgenden Generation. Diese wiederum optimierte das System, bis dann die ihnen nachfolgenden Ordensangehörigen schließlich davon profitierten.

Obstanbau
Neben dem Ackerbau spielten in der Altenberger Klosterlandschaft Streuobstwiesen eine wichtige Rolle für die Versorgung der Abtei mit gesunden Nahrungsmitteln. Zu Zeiten, als Obst und Früchte noch nicht alltäglich und zu jeder Jahreszeit verfügbar waren, stellten die gelagerten, getrockneten oder eingekochten Erträge der Obstwiesen im Winterhalbjahr einen wichtigen Vitamin- und Zuckerlieferanten dar. Die Zisterziensermönche zeichneten sich auch auf diesem Feld durch die Anwendung fortschrittlicher Anbaumethoden sowie durch die Selektion und Veredelung einzelner Obstsorten aus. Die Ordensbrüder legten dabei großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit, indem sie die Bäume sorgfältig pflegten und darauf achteten, dass diese genügend Sonnenlicht und Wasser bekamen. Darüber hinaus führten sie regelmäßige Schnittmaßnahmen durch, um die Gesundheit der Bäume zu erhalten und eine optimale Fruchtbildung zu gewährleisten.
Der Anbau und die Zucht verschiedener Obstbäume brachten den Mönchen umfangreiche Erträge ein, die sowohl für den Eigenbedarf der Klostergemeinschaft, als auch für den Verkauf bestimmt waren. Die Ordensbrüder entwickelten innovative Methoden zur Verarbeitung und Lagerung von Obst und experimentierten mit der Herstellung von Marmeladen, Kompotten und Fruchtsäften, um die Haltbarkeit der Ernte zu verlängern.

Obstgärten
Die Prachtansicht der Altenberger Klosteranlage von Johann Jakob Sartor aus dem Jahr 1707 zeigt die Abtei umgeben von zahlreichen Gartenanlagen. Einige von diesen sind namentlich verzeichnet: Unmittelbar neben der Kellerei (6) lag der dazugehörige „Baumgarten“ (13), ebenso wie im Süden der Klosteranlage der „Baumgarten“ des Konvents (20). Hierbei dürfte es sich vor allem um Obstbäume gehandelt haben, die von den Zisterziensermönchen kultiviert wurden.
Neben dem Refektorium (3) lag der „Küchengarten“ (18), südlich von Kellerei und Pferdestall (19) der „Kellerei Garten“ (21), bei dem es sich um eine Art Kräutergarten gehandelt haben dürfte. In den verschiedenen auf dem Plan zu erkennenden Beeten bauten die Brüder Kräuter und Gemüse an, insbesondere für den Eigenbedarf in den Wirtschaftsgebäuden der Klosteranlage.

(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)

Internet
intratext.com: Benediktsregel, deutsche Übersetzung (abgerufen am 12.12.2023)

Feldbewirtschaftung in Abtei und Klosterlandschaft: Vorteile der Zisterzienser

Schlagwörter
Ort
51519 Odenthal
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Feldbewirtschaftung in Abtei und Klosterlandschaft: Vorteile der Zisterzienser”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345911 (Abgerufen: 18. Mai 2024)
Seitenanfang