Vorgängerbau
Das Schiefermahlwerk in der Adolfstraße ist das jüngere von zwei Mahlwerken in Kaub. Das erste wurde im Jahre 1923 nördlich des Dicken Turms erbaut, dort wo man heute die drei Arkadenbögen sieht. Dieses Alte Mahlwerk hat die Zeiten nicht überdauert. Im Jahre 1941/42 wurde dann das Neue Mahlwerk in der Adolfstraße errichtet (heute Wohngebäude der Firma VIA).
Funktion des Mahlwerks
Ein großes Problem im Dachschieferbergbau war stets die Entsorgung der Berge (d.h. des Abfallmaterials). Dies trifft auch auf den Kauber Schiefer zu, denn nur maximal 15% des dem Berg entnommenen Materials war dachfertiger Schiefer. Ein Großteil verblieb im Berg in den Abbauen, Teile wurden auf Halden abgelagert (Herrenberg, Rennseiter, Ernestine) oder für die Infrastruktur (Stützmauern oder Auffüllmaterial, wie z.B. Bahndamm, Rheinvorland) verwendet. Das brachte aber kein Geld in die Kassen, sondern verursachte nur Kosten. Durch den Bau des Alten Mahlwerkes im Jahre 1923 schuf man zusätzliche Einnahmequellen.
Gemahlener Schiefer als Rohstoff
Mit der Zeit aber wuchs die Bedeutung von sehr fein gemahlenem Schiefer als Rohstoff für verschiedene Industriezweige. Verwendung fand dieser Rohstoff u. a. in der Herstellung von Schellackplatten, Bakelit, Füllstoff bei Farben oder in Kosmetikprodukten („Peeling“). Des Weiteren nutzte man das Schiefermehl als Füll- und Bindemittel für Baustoffe (Zement) und Füllstoff im Straßen- und Landschaftsbau. Gerade in den Kriegsjahren wuchs der Bedarf nach Letzterem so stark an, dass man 1941/2 ein Neues Mahlwerk baute. Die neue Produktpalette war auch für externe Firmen interessant. So gab es eine Beteiligung der Firma Marquart aus Bonn, die in den 1930er Jahren in die Firma Degussa (heute Evonik) überging.
Verarbeitung
In einem sogenannten Brecher wurden die Schiefersteine, antransportiert in Kipploren, (vor-)zerkleinert. Das eigentliche Mahlen erfolgte in einer großen zylinderförmigen Trommelmühle durch Eisenkugeln. Die Masse der Eisenkugeln (mehrere Tonnen), deren Größe und die Länge der Mahlzeit (Anm.: Hier ist nicht die Mittagspause der Arbeiter gemeint) bestimmten den Feingehalt des Schiefermehles. Bis Anfang der 1960er Jahre wurde das Schiefermehl in Säcke abgefüllt und per Grubenbahn zum Lagerplatz (zugleich Zurichtplatz) transportiert. Dort wurde es auf Lastkraftwagen, Zug oder Schiff verladen. Mit Beginn der 1960er Jahre wurde durch Anbau von zwei großen Silos an die Vorderfront des Mahlwerkers auf Abtransport per Silo-Lkw umgestellt.
(Wilfried Radloff, Verein Kauber Schiefer e.V., 2023)