Der Gebäudekomplex in der Hauptstraße 31 in Mackenbach bestand ursprünglich aus einem straßenseitigen Gebäude, einem Zwischenbaukörper und einer rückwärtigen Scheune. 1897 wurde es von einer Familie von Mühlen gekauft und umgebaut. Das vordere Gebäude bekam nun im Erdgeschoß eine Gastwirtschaft und im oberen Geschoß einen Saal. Im Zwischenbaukörper entstand eine Backstube mit Backofen. Hier fand vorrübergehend der Bäckereiverkauf statt, später neben der Gaststube. Der Schwiegersohn der Familie, ein Herr Kaiser, erbaute 1928 einen größeren Saal über der Backstube und über dem Hof. Dieser Saal, der für sehr viele Veranstaltungen Raum und Platz bot und darüber hinaus bei Jung und Alt beliebt war, hieß fortan nur noch „Kaiser's Saal“. Das markante Stilmerkmal dieses Raumes ist die Tonnendecke in Zollinger Lamellenbauweise. Zu jener Zeit war diese Konstruktionsweise eine statische Meisterleistung, da auf diese Art eine große Spannweite stützenfrei überbrückt werden konnte. 1949 wurde der alte Saal (über der Gaststube) zu einer Wohnung umgebaut. Die Scheune wurde 1960 zu einem Wohnhaus umgestaltet. 1996 wurde das gesamte Anwesen an einen Herrn Müller aus Kaiserslautern verkauft. Ab 1998 erwarb die Ortsgemeinde Mackenbach das Anwesen und sanierte es. Im Jahre 2003 waren die umfangreichen Arbeiten abgeschlossen und das Anwesen wurde wieder genutzt. Besonders der Saal erfreut sich aufgrund seiner unnachahmlichen Ausstrahlung bis heute einer großen Beliebtheit.
Der Saal als Sprungbrett: Vorspielen vor den Zirkusdirektoren Kaiser's Saal wurde häufig von heimischen Musikanten zum Vorspielen vor Zirkusdirektoren und Kapellmeistern genutzt. Die besten Musiker wurden als Zirkusmusikanten engagiert und fuhren mit ihrem Zirkus in die Welt hinaus. Wie begehrt diese Plätze bei den Mackenbachern waren, kann man sich vorstellen. Der Wandermusikant Arthur Brehm beispielsweise gelangte auf diese Weise bis nach Japan oder China (siehe Video in der Mediengalerie). Namhafte Zirkusse waren darunter, wie Hagenbeck, Althoff, Renz, Krone und Belli. Tatsächlich war der Zirkus der größte und begehrteste Arbeitsgeber für die Pfälzer Wandermusikanten. Die Arbeit beim Zirkus war sehr anspruchsvoll für die Musiker, da der Musiker stets an die Bewegungen, die Stimmung und Dramaturgie der Nummer angepasst war. Die Musik folgt beim Zirkus dem Artisten und nicht umgekehrt. Dazu war sie neben den Artistinnen und Artisten in ihren bunten Kostümen, den Tieren und den Lichteffekten ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Nummer. Eine Zirkusnummer ohne musikalische Begleitung war und ist heute noch undenkbar. Genauso gut aber konnte eine ganze Zirkusnummer misslingen, wenn die Musik unpassend war. Der Kapellmeister hatte die Aufgabe zwischen den Artisten und den Musikern zu vermitteln. Häufig bestand eine ganze Kapelle aus Mackenbacher Musikern. Das man sich untereinander kannte hatte den Vorteil, dass in den Saisonpausen im Winter für die Saison geübt werden konnte. Nach Beendigung der Tätigekit beim Zirkus kamen viele Mackenbacher Musiker zurück und bauten sich die sogenannten Musikantenhäuser, die sich stilistisch stark von der heimischen Bauart unterschieden und bewusst internationale Formen aufgriffen.
(Günter Mannweiler, Mackenbach; Florian Weber, Universität Koblenz, 2022/2023)
Literatur
Mannweiler, Günter (1998)
Mackenbach. Geschichten aus dem Musikantendorf. Ramstein.
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Empfohlene Zitierweise
Günter Mannweiler (2022), Florian Weber (2022): „Kaiser's Saal im Gasthaus Kaisers in Mackenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345883 (Abgerufen: 16. Januar 2025)
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