Der Saal als Sprungbrett: Vorspielen vor den Zirkusdirektoren
Kaiser's Saal wurde häufig von heimischen Musikanten zum Vorspielen vor Zirkusdirektoren und Kapellmeistern genutzt. Die besten Musiker wurden als Zirkusmusikanten engagiert und fuhren mit ihrem Zirkus in die Welt hinaus. Wie begehrt diese Plätze bei den Mackenbachern waren, kann man sich vorstellen. Der Wandermusikant Arthur Brehm beispielsweise gelangte auf diese Weise bis nach Japan oder China (siehe Video in der Mediengalerie). Namhafte Zirkusse waren darunter, wie Hagenbeck, Althoff, Renz, Krone und Belli. Tatsächlich war der Zirkus der größte und begehrteste Arbeitsgeber für die Pfälzer Wandermusikanten. Die Arbeit beim Zirkus war sehr anspruchsvoll für die Musiker, da der Musiker stets an die Bewegungen, die Stimmung und Dramaturgie der Nummer angepasst war. Die Musik folgt beim Zirkus dem Artisten und nicht umgekehrt. Dazu war sie neben den Artistinnen und Artisten in ihren bunten Kostümen, den Tieren und den Lichteffekten ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Nummer. Eine Zirkusnummer ohne musikalische Begleitung war und ist heute noch undenkbar. Genauso gut aber konnte eine ganze Zirkusnummer misslingen, wenn die Musik unpassend war. Der Kapellmeister hatte die Aufgabe zwischen den Artisten und den Musikern zu vermitteln. Häufig bestand eine ganze Kapelle aus Mackenbacher Musikern. Das man sich untereinander kannte hatte den Vorteil, dass in den Saisonpausen im Winter für die Saison geübt werden konnte. Nach Beendigung der Tätigekit beim Zirkus kamen viele Mackenbacher Musiker zurück und bauten sich die sogenannten Musikantenhäuser, die sich stilistisch stark von der heimischen Bauart unterschieden und bewusst internationale Formen aufgriffen.
(Günter Mannweiler, Mackenbach; Florian Weber, Universität Koblenz, 2022/2023)