Kehdinger Tor der Stader Stadtbefestigung

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Stade
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 36′ 15,37″ N: 9° 28′ 30,1″ O 53,60427°N: 9,47503°O
Koordinate UTM 32.531.432,31 m: 5.939.598,73 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.531.515,25 m: 5.941.535,30 m
  • Stade, ehemaliges Kehdinger Tor (2023)

    Stade, ehemaliges Kehdinger Tor (2023)

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    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
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  • Stade, Kehdinger Tor / Kehdingertorsravelin (2023)

    Stade, Kehdinger Tor / Kehdingertorsravelin (2023)

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  • Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Gesamtansicht von Stade aus der Vogelschau. Federzeichnung nach dem Kupferstich aus Johann Angelius Werdenhagens De rebus publ. hanseaticis, Frankfurt 1641. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA Dep. 10 K Nr. 03337

    Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Gesamtansicht von Stade aus der Vogelschau. Federzeichnung nach dem Kupferstich aus Johann Angelius Werdenhagens De rebus publ. hanseaticis, Frankfurt 1641. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA Dep. 10 K Nr. 03337

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    Johann Angelius Werdenhagen / Niedersächsisches Landesarchiv - Abteilung Stade
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  • Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

    Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

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    Georg Braun; Frans Hogenberg
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  • Stade, Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

    Stade, Kehdinger Tor. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

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    O. B. von Schwaan
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Das Kehdinger Tor im Norden der Stadt war Teil der hochmittelalterlichen Stadtmauer von Stade. Es entstand im 13. Jahrhundert, als man die ältere Umwallung des 12. Jahrhunderts durch eine Mauer und gemauerte Stadttore ersetzte. Im 13. Jahrhundert war die Siedlungsfläche der hochmittelalterlichen Stadt in die Marsch hinein durch Aufschüttungen vergrößert worden. Das Kehdinger Tor am Nordrand des neuen Siedlungsbereiches sicherte den Zugang von Norden vom Kehdinger Land her in die Stadt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts ist das Tor erstmals urkundlich im ältesten Stadtbuch (ab 1286) erwähnt worden.

Auf den ältesten verlässlichen Abbildungen (Martin Weigel um 1550 bzw. Georg Braun und Frans Hogenberg um 1590) besaß das Kehdinger Tor einen dreigeschossigen Torturm mit Zeltdach. Der Stadtgraben wurde auf einer Zugbrücke mit dem Vortor gequert. Es schloss sich ein fester Damm an, an dem einige einfache Häuser standen. Dieser äußere Abschnitt war wiederum durch ein einfaches Holztor als Außengrenze abgeschlossen. Eine weitere anschließende Brücke querte den Außengraben.
An diesem grundsätzlichen Aufbau der Toranlage ändert sich in den folgenden Jahrzehnten nichts Wesentliches. Der einfache Torturm besaß eine einfache Durchfahrt, die durch zwei Tore (außen/innen) gesichert war. Von dort ging es direkt in die Stadt bzw. auf die Brücke zur Landseite.
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1645 wurde die Stadt schwedisch. Die Sicherung des Baubestandes und der Nutzungen des Kehdinger Tores unterlagen jedoch bis zuletzt der Stadt Stade, da das Tor seit 1645 nicht durch die Schweden verändert worden war (im Gegensatz zu den anderen Stadttoren).
Nach 1645 verbreiterte man den Stadtgraben immer mehr, so dass auch die Brücke immer länger werden musste. Da die Stadt zur Unterhaltung der Brücke verpflichtet war, gab es regelmäßig Klagen bei der schwedischen Regierung auf Kostenübernahme; allerdings ohne Erfolg.
Im Zuge der Ausbauarbeiten der Festung durch die Schweden plante Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) 1648 den Bau eines Ravelins vor dem Tor (Kehdingertorsravelin). Dieser Plan wurde jedoch zunächst nicht ausgeführt. Es gab lediglich einen kleinen Waffenplatz vor dem Tor. Dieser war mit der gezackten Contrescarpe verbunden, die den äußeren Rand des Festungsgrabens sicherte.
Erst unter dem Druck einer bevorstehenden Belagerung des schwedischen Stade durch dänische Truppen in den 1670er Jahren nahm man den Plan von 1648 wieder auf und erweiterte 1675-1676 den Waffenplatz zu einem Ravelin. Kehdingertorsravelin und Kehdinger Tor waren über eine hölzerne Brücke miteinander verbunden.
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In den Festungsplänen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das Kehdinger Tor als einfacher Torturm dargestellt, der die Durchfahrt durch die Kurtine zwischen Nicolaibastion und Wrangelsbastion sicherte. Vorgelagert war eine lange Brücke bzw. Damm über den Stadtgraben, der zunächst durch das Vorland zur Straße ins Kehdinger Land führte. In der Brücke befand sich eine Zugbrücke als zusätzliche Absicherung.
Die Brücke über den Festungsgraben besaß 1683 eine Länge von 100 Fuß (ca. 27 Meter). Sie wurde in diesem Jahr grundlegend erneuert und mit neuem Balkenbelag, neuen Brustlehnen und neuer Zugbrücke aus Eichenholz versehen.

1712 belagerten dänische Truppen die Stadt und eroberten sie. Damit endete die schwedische Herrschaft über die Stadt. 1715 wurden die säkularisierten Herzogtümer Bremen (somit auch Stade) und Verden Teile des Kurfürstentums Hannover, ab 1814 Königreich Hannover. Stade blieb Landesfestung und Verwaltungssitz.
In einer detaillierten Darstellung der Festung von 1736 (Schwaan) ist der Aufbau des Kehdinger Tores im 18. Jahrhundert zu erkennen. Im Verlauf der Stadtmauer steht der innere Torturm mit zentraler Durchfahrt. Es folgt eine Brücke über den Stadtgraben, in der eine Zugbrücke den Verschluss ermöglicht. An die Brücke schließt sich der vorgelagerte Kehdingertorsravelin an. Von dort führt der Weg durch die Ravelinswerke über eine weitere Brücke ins freie Land.
Das Wachthaus (Kehdinger Straße 20) wurde 1825 im klassizistischen Stil mit einem Vorbau mit Säulengang neu errichtet. Es blieb bis 1870 als Wachgebäude in Nutzung. Später diente das Gebäude Wohnzwecken. 1907 wurde der Säulenvorbau entfernt und der Kernbau in ein dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.
Spätestens nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) verlor die Stader Festung an Bedeutung für das Königreich. Ein erster Plan für die Entfestung der Stadt wurde 1770 erarbeitet.
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Zwar wurden die Festungsanlagen in der Zeit der französischen Besatzung 1803–1813 nochmals erneuert. Aber Mitte des 19. Jahrhunderts vereinigte man die neu entstandenen vorstädtischen Siedlungen und die Altstadt. Die Einschränkungen durch den Festungsbering wurden immer bedeutsamer für die Entwicklung der Stadt. Somit richtete sie am 2. August 1852 eine umfassende Eingabe zur „Entfestigung der hiesigen Stadt“ an das hannoversche Kriegsministerium.
Die Entfestung von Stade und der anschließende Abbau des Kehdinger Tores erfolgten ab 1882. Im Zuge des Neubaus des äußeren Hafens ebnete man die Nicolaibastion und die anschließende Kurtine bis zum Kehdinger Tor ein. Die Kurtine bis zur Wrangelsbastion bleiben bis heute erhalten.

Bei archäologischen Baustellenbeobachtungen in den 1970er und 1980er Jahren fanden sich immer wieder Reste von Stadtmauerfundamenten, eines Pfahlrostes als Fundamentierung von Gebäuden, Reste des Bohlenweges des 12. Jahrhunderts unter der heutigen Kehdinger Straße sowie hölzerne Verbauungen der Wallbefestigung vor dem Kehdinger Tor.
Das – heute obertägig nicht mehr erhaltene – Tor stand an der Kreuzung der Kehdinger Straße mit den Straßen Kehdinger Mühren bzw. Kehdingertorswall. Die Verbindung zum Kehdingertorsravelin erfolgte im Verlauf der heutigen Parkstraße, die längs über das Ravelin verläuft. Die Ravelinsspitze und die beiden Facen bzw. Flanken des Ravelins sind durch beidseitige, wasserführende Gräben erkennbar.

(Claus Weber, Stade, 2024)
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Quellen
  • Stadtarchäologie Stade, Fundchroniken
  • Stadtarchiv Stade
  • Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
  • Archivinformationssystem Niedersachsen und Bremen. Kehdingertor: www.arcinsys.niedersachsen.de (Abgerufen 04.01.2024)

Literatur

Eichberg, Henning (1976)
Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden. In: Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, Band 7, Düsseldorf.
Schäfer, Andreas (2010)
Befestigungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Stade. In: Manfred Gläser (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum VII: Die Befestigungen, S. 517-534. Lübeck.
Schlichtmann, Hans Otto (1973)
Auf den Spuren des alten Stade. In: Mitteilungen des Stader Geschichts- und Heimatvereins, 48. Jg. Heft 1, 20. Januar 1973, S. 2-7. Stade.
Schlichtmann, Hans Otto / Stadt-Sparkasse Stade (Hrsg.) (1979)
Das alte Stade I. Stade.
Schlichtmann, Hans-Otto / Stadt-Sparkasse Stade (Hrsg.) (1984)
Das alte Stade II. Stade.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Kehdinger Tor der Stader Stadtbefestigung

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kehdinger Straße / Kehdinger Mühren / Kehdingertorswall.
Ort
21682 Stade
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1250 bis 1300

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Claus Weber: „Kehdinger Tor der Stader Stadtbefestigung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345782 (Abgerufen: 22. März 2025)
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