Kampfplatz mit Separatisten bei der Servatiuskapelle

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Honnef
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 38′ 57,7″ N: 7° 17′ 34,02″ O 50,64936°N: 7,29278°O
Koordinate UTM 32.379.308,03 m: 5.612.224,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.591.474,68 m: 5.613.438,18 m
  • Gelände westlich von Himberg, Nähe Servatiuskapelle, Schauplatz der direkten Konfrontation zwischen der Separatisten und der Bürgerwehr am 16. November 1923 (2023)

    Gelände westlich von Himberg, Nähe Servatiuskapelle, Schauplatz der direkten Konfrontation zwischen der Separatisten und der Bürgerwehr am 16. November 1923 (2023)

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    Elmar Scheuren
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  • Die Bürgerwehr im Einsatz gegen die Separatisten, Nachgestellte Kampfszene (um 1927)

    Die Bürgerwehr im Einsatz gegen die Separatisten, Nachgestellte Kampfszene (um 1927)

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Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

In Anbetracht drohender Plünderungen durch die Separatisten hatte sich in den Höhenlagen oberhalb der Rheinorte Königswinter bis Linz eine Bürgerwehr gebildet. In der Wahrnehmung von Zeitgenossen umfasste sie insgesamt bis zu mehreren tausend Angehörige. Sie bestand aus vielen Einzelgruppen jeweils einzelner Ortschaften, teilweise auch aus dem weiteren Hinterland - so z.B. aus Neustadt im Westerwald. Zentrale Bedeutung gewannen in dieser Wehr Kriegsveteranen, von denen viele am Kriegsende ihre Waffen- trotz strengstem Verbot durch die Besatzungsbehörden - behalten und versteckt hatten. So konnten sie nunmehr wieder hervorgeholt werden.

Eine Kette von Kontrollposten bildete sich ab dem Donnerstagnachmittagdem 15. November 1923 und sollte bis zum Vormittag des Freitags weitgehend geschlossen sein. Bei einem dieser Posten in Himberg war es am Donnerstag abends zu einem ersten ernsten Zusammenstoß mit Separatisten gekommen, bei dem ein Angehöriger der Bürgerwehr von einem Schuss tödlich verletzt worden war. Vor dem Hintergrund dieser Eskalation war die Situation am folgenden Tag besonders angespannt.

Am Freitagmorgen des 16. November 1923 erfolgte ein erneuter Vorstoß separatistischer Einheiten von Honnef aus: Beim Austritt der Straße aus dem Schmelztal auf die freie Fläche vor Himberg rückten diese vorsichtiger vor. Tatsächlich hatten sich ihre Gegner strategisch geschickt entlang von Gräben im aufsteigenden Hang in einer Schützenkette beiderseits der Straße positioniert. Ihre Taktik sah vor, das Feuer gegen die Separatisten geschlossen und erst dann zu eröffnen, wenn diese bis auf eine günstige Distanz herangekommen waren. Diese Szenerie sollte die einzige in diesen Tagen bleiben, die an ein klares Gegenüber zweier Kampfreihen und somit an das militärische Bild einer „Schlacht“ erinnern konnte:

Etwa um 9 ¼ Uhr kam ein Trupp Sonderbündler [= Separatisten], schätzungsweise 500-600 Mann stark, die Strasse von Honnef herauf. In der Nähe der Servatiuskapelle löste sich der Zug in eine unregelmäßige Schützenkette auf, die zum Teil auf der Strasse, teils rechts und links neben der Strasse sich Himberg näherte. Herr Schneider befahl, die Leute auf möglichst nahe Entfernung herankommen zu lassen, ehe von unserer Seite gefeuert werden soll. Die Sonderbündler waren so auf etwa 300 m Entfernung herangekommen, teils aufrechtgehend, teilweise unter öfter in Stellung gehen. Auf 300 m wurden zunächst von Himmerich aus Einzelschüsse abgegeben, die zunächst keine Treffer zeigten. Hierdurch ermutigt sprangen die Sonderbündler auf, in diesem Augenblick erfolgt ein ununterbrochenes Feuer von unserer Seite. Einige Leute blieben liegen, andere sah man aufspringen, nach einigen Schritten umfallen und zum Teil langsam zurückkriechen. Es trat ein kleiner Stillstand in der Bewegung der Sonderbündler ein. Nach einiger Zeit sah man dieselben einzeln aufspringen und zurücklaufen. In diesem Augenblick bekam ich die Nachricht, ich soll sofort nach Hövel kommen, hier wären die Sonderbündler in den Ort eingedrungen.
(Aus dem Bericht des Arztes Dr. Fritz Rehdantz, zit. nach Prost 1927, S. 15 ff.)

Mit dem ersten Schusswechsel erkannten die Separatisten ihre Unterlegenheit und zogen sich schleunigst wieder zurück - offenbar mit einigen Verletzten, aber ohne Tote in ihren Reihen. Nach den Berichten von Zeitzeugen spielten sich diese Ereignisse im Lauf von maximal einer halben Stunde ab. Der Hinweis des Augenzeugen Rehdantz bestätigt diese Zeitangabe, denn die Schießerei in Hövel hatte um 9.30 Uhr begonnen.

(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)

Literatur

Prost, Peter (1927)
Denkschrift "Reichsdank für Aegidienberg" - Die Separatistenherrschaft am Rhein und die Befreiung des Rheins durch die Abwehrkämpfe der Aegidienberger im Siebengebirge. herausgegeben im Auftrage des Herrn Landrats Dr. Wessel von Hauptlehrer Prost. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar; Trapp, Christoph (1993)
Separatisten im Siebengebirge - Die "Rheinische Republik" des Jahres 1923 und die "Schlacht" bei Aegidienberg. zur gleichnamigen Ausstellung des Siebengebirgsmuseums, 16.11.1993 - 20.2.1994. Königswinter.

Kampfplatz mit Separatisten bei der Servatiuskapelle

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schmelztalstraße
Ort
Bad Honnef
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1923

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„Kampfplatz mit Separatisten bei der Servatiuskapelle”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345679 (Abgerufen: 19. Mai 2024)
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