Separatistendenkmal in Hövel

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Honnef
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 39′ 58,85″ N: 7° 18′ 0,84″ O 50,66635°N: 7,30023°O
Koordinate UTM 32.379.878,11 m: 5.614.100,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.591.968,46 m: 5.615.336,64 m
  • Separatistendenkmal in Hövel (2010)

    Separatistendenkmal in Hövel (2010)

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    Elmar Scheuren / CC BY 4.0
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    Elmar Scheuren
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  • Separatistendenkmal in Hövel, Inschrift (2010)

    Separatistendenkmal in Hövel, Inschrift (2010)

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  • Kämpfer des Selbstschutz, der Bürgerwehr gegen die Separatisten, Nachgestelltes Gruppenbild (um 1927)

    Kämpfer des Selbstschutz, der Bürgerwehr gegen die Separatisten, Nachgestelltes Gruppenbild (um 1927)

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    Alle Rechte vorbehalten; Alfred Büllesbach
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  • Die Bürgerwehr gegen die Separatisten in Aktion, Nachgestellte Aufnahme (um 1927)

    Die Bürgerwehr gegen die Separatisten in Aktion, Nachgestellte Aufnahme (um 1927)

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  • Kämpfer des Selbstschutz, der Bürgerwehr gegen die Separatisten, Nachgestellte Kampfszene

    Kämpfer des Selbstschutz, der Bürgerwehr gegen die Separatisten, Nachgestellte Kampfszene

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Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

Der heutige Aegidienberger Ortsteil Hövel wurde am Freitag, 16. November 1923 zum Schauplatz tragischer Ereignisse. Während am frühen Vormittag Einheiten der separatistischen „Rheinlandschutz-Armee“ bei Himberg von der Bürgerwehr zurückgeschlagen wurden, gelangte eine andere Einheit der Separatisten über einen Waldweg vom Schmelztal aus in den Ort Hövel. Die Bürgerwehr war hier nur mit Beobachtungsposten präsent, die zwar Alarm schlugen, aber bis zum Eintreffen von Verstärkung dem Geschehen tatenlos zusehen mussten.
Die Separatisten ihrerseits begannen umgehend mit „Requisitionen“ bzw. Plünderungen hauptsächlich von Lebensmitteln. Beim Herannahen von Einheiten der Bürgerwehr verschanzten sie sich, bedrohten wehrlose Bürger und stellten einzelne von ihnen als lebende Schutzschilder auf die Ortsstraße. Es folgten Schusswechsel, bei denen ein Höveler Bürger, der 65jährige Schuhmachermeister Theodor Weinz tödlich getroffen und andere schwer verletzt wurden.

Mit nachrückenden Einheiten der Bürgerwehr gewann diese etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Kämpfe die Kontrolle über das Dorf. Das Gros der Separatisten ergriff die Flucht. Einige jedoch, die sich teilweise in Kellern zu verstecken suchten, wurden als Opfer von Lynchjustiz erschossen oder erschlagen. Schon wenige Stunden später wurden diese vierzehn Toten in einem Massengrab auf dem Aegidienberger Friedhof begraben. Vom Ortsvorsteher herbeigerufene französische Besatzungskräfte sorgten schließlich für die Wiederherstellung der Ordnung. Die Separatisten zogen sich zurück und die Bürgerwehr löste sich auf - auch deswegen, weil alleine schon Waffenbesitz seitens der Besatzungskräfte strengstens verboten war und harte Strafen nach sich ziehen konnte.
Um 10 Uhr war die Kampfhandlung vorbei. Die Separatisten hatten 14 Mann in Hövel gelassen. (…) . Ich selbst rief die Franzosen herbei, um zu beweisen, dass wir angegriffen worden seien. Währenddessen waren die Toten begraben und auf meine Anordnung mit Kalk eingelegt, damit sie bei evtl. Ausgrabung durch die Franzosen unkenntlich seien.“ (aus dem Bericht Gemeindevorstehers Klein, zitiert nach Prost 1927, S. 52 ff.)

Schon wenige Jahre später waren die tragischen Ereignisse umgedeutet und aus der Verteidigung gegen drohende Plünderungen war ein patriotischer Abwehrkampf gegen französische Machtinteressen geworden. Diese nationalistische Verherrlichung schlug in nationalsozialistischer Zeit besonders hohe Wellen. Einer der Höhepunkte war die Einweihung des bis heute erhaltenen Denkmals an der zentralen Straßenkreuzung in Hövel am Samstag, 28. September 1935.

Die Inschrift feiert die politische Umdeutung des historischen Geschehens mit markigen Worten: „Zur Erinnerung. Kerndeutsche Arbeiter und Bauern vergossen hier auf eigenem Boden in erfolgreichen Abwehrkämpfen ihr Blut zur restlosen Vernichtung der Separatisten am 16. Nov. 1923. Gott verhalf zum Sieg.“

Im Sommer 1983 organisierten Anwohner ein „großes Denkmal-Fest in Hövel“, aus dessen Erlös eine textgleiche Neufassung der Inschrift über die teilweise verwitterte, originale Tafel neu aufgesetzt wurde.

(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)

Literatur

Prost, Peter (1927)
Denkschrift "Reichsdank für Aegidienberg" - Die Separatistenherrschaft am Rhein und die Befreiung des Rheins durch die Abwehrkämpfe der Aegidienberger im Siebengebirge. herausgegeben im Auftrage des Herrn Landrats Dr. Wessel von Hauptlehrer Prost. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar (2017)
Besatzung, Not und "Separatisten" - Aufruhr in Aegidienberg.. In: Bürgerverein Aegidienberg e.V. (Hg.): Aegidienberg - Unsere Heimat im Naturpark Siebengebirge, S. 210-220. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar; Trapp, Christoph (1993)
Separatisten im Siebengebirge - Die "Rheinische Republik" des Jahres 1923 und die "Schlacht" bei Aegidienberg. zur gleichnamigen Ausstellung des Siebengebirgsmuseums, 16.11.1993 - 20.2.1994. Königswinter.

Separatistendenkmal in Hövel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Aegidienberger Straße / Ecke Höveler Straße
Ort
53640 Bad Honnef
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1935

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„Separatistendenkmal in Hövel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345677 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
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