Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Raumplanung
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 42′ 16,03″ N: 7° 08′ 50,7″ O 50,70445°N: 7,14742°O
Koordinate UTM 32.369.185,39 m: 5.618.596,81 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.099,18 m: 5.619.397,07 m
  • Ehemalige Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn (2014)

    Ehemalige Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Eckhard Henkel / CC BY 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Eckhard Henkel
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  • Ehemalige Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn (2014)

    Ehemalige Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn (2014)

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Seit Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Syrien im Jahre 1953 durchlief die Syrische Botschaft in Bonn einige Standortwechsel, bis sie 1989 ihr eigenes Botschaftsgebäude an der Ecke Andreas-Hermes-Straße / Ferdinand-Lassalle-Straße erbauen ließ. Die ersten Vertreter, die Syrien nach Deutschland sandte, kamen zunächst in Köln unter, zogen aber bereits im darauffolgenden Jahr nach Bonn-Bad Godesberg in eine Villa auf der Kronprinzenstraße. Zeitweise, als Ägypten und Syrien von 1958 bis 1961 die Vereinigte Arabische Republik (VAR) bildeten, taten sich die Botschaften beider Länder zusammen, wobei die ägyptische Botschaft nach dem Niedergang der VAR die Räumlichkeiten behielt. Syrien verlegte seine Botschaft daraufhin in die Rheinallee und lagerte seine Militärabteilung in die Argelanderstraße (Südstadt) aus.
Als die Bundesrepublik im Jahre 1965 Israel völkerrechtlich anerkannte, brachen die zwischenstaatlichen Beziehungen zu Syrien für einige Jahre ab, sodass die Botschaft Pakistans eine Abteilung einrichtete, um die Interessenvertretung für Syrien in der BRD zu übernehmen. 1974, nach Wiederaufnahme des diplomatischen Austauschs, eröffnete Syrien seine Botschaft Am Kurpark 2 neu. Residenz und Wohnsitz des Geschäftsträgers befanden sich allerdings in Bonn-Muffendorf.

In den 1980er Jahren hatte Syrien wie viele andere Länder vor, mit seiner Botschaft in das geplante (und nie umgesetzte) Botschaftsviertel nahe des Rheinauenparks im Süden des Regierungsviertels einzuziehen. Erst spät – kurz vor dem Mauerfall – und als einziges Land begann es den Bau seines Botschaftsgebäudes am heutigen Standort auf einem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück mit einer Nutzfläche von rund 3.700 Quadratmetern. Mit der Außengestaltung war der Kölner Architekt N. Kasri betraut, die Innenausstattung wurde vom Innenarchitekten Mohammed Walid Seirawan übernommen. Der Bau zweier dreigeschossiger Gebäudeteile mit kubischer Grundform und weißem Bänderputz begann 1989, dauerte elf Monate und kostete 14 Millionen Deutsche Mark.

Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Architektur „seiner“ Botschaft übte der zu jener Zeit amtierende Botschafter Suleyman Haddad als Bauherr aus. Er verfügte darüber, sich am Damazener-Stil aus der Ära der von 661 bis 744 n. Chr. herrschenden omaijadischen Kalifen zu orientieren. So ließ er 40 Künstler aus Syrien einfliegen, die in kunstvoller Handarbeit und ausschließlich mit importierten Materialien die lichtdurchfluteten Innenhöfe, ihre Glaskuppeln und Brunnenanlagen ausschmückten, ausgefallene Marmorböden verlegten, Spiegel und Wandschränke einbauten, gold-türkise Riesenlüster aufhingen sowie bunte Wand- und Deckenintarsien aus Holz kreierten. Da das Botschaftsgebäude nun sowohl die Kanzlei (Andreas-Hermes-Straße) als auch die Residenz (Ferdinand-Lassalle-Straße) umfasste, kam es neben Verwaltungs-, Repräsentations-, Empfangsräumen und einer Tiefgarage auch zur Einrichtung eines ausgedehnten Wellnessbereichs und mehrerer Privaträume. Hierzu gehört der im Keller befindliche Hamam, ein arabisch-islamisches Dampfbad. Die Syrische Botschaft gilt als eine der wenigen erhaltenen Bonner Botschaftsneubauten mit landestypischen Gestaltungsmerkmalen.

Nachdem der Regierungssitz der BRD 1999 wieder fast vollständig nach Berlin verlegt wurde, zog auch die Syrische Botschaft in den Jahren 2002 und 2003 um. Das Gebäude an der Ecke Andreas-Hermes-Straße/Ferdinand-Lassalle-Straße befindet sich allerdings weiterhin im syrischen Eigentum und war hin und wieder Austragungsort für Veranstaltungen der Deutsch-Syrischen-Gesellschaft. Das 2005 gefasste Vorhaben der syrischen Regierung, die Räumlichkeiten zum Generalkonsulat sowie Kultur- und Tourismuszentrum umzufunktionieren, scheiterten letztendlich an der Finanzierung. Erwähnenswert ist die Stürmung des Gebäudes von demonstrierenden Kurd*innen 2012 im Rahmen des syrischen Bürgerkriegs.

Im Juni 2017 gab Syrien bekannt, ein zweimonatiges Bieterverfahren zu starten und im Zuge dessen die Immobilie für mindestens 2,5 Millionen Euro zu veräußern. Im Bebauungsplan sind Verwaltungs- oder Bürogebäude für dieses Areal vorgesehen, aber auch eine Nutzung für medizinische Zwecke ist denkbar. Bislang ist ein Verkauf noch nicht erfolgt.

(Sarina Eßling, Rheinischer Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege e.V., 2023)

Internet:
ga.de: Nach zehn Jahren Leerstand: Syrien verkauft seine ehemalige Botschaft in Bonn (abgerufen am 12.07.2023)
ga.de: Reise in den Orient beginnt in der syrischen Botschaft (abgerufen am 12.07.2023)
ga.de: Weitere leerstehende Botschaften und Residenzen (abgerufen am 12.07.2023)
limbach-online.com: Ehemalige Botschaft der Syrischen Arabischen Republik in Bonn steht zum Verkauf (abgerufen am 12.07.2023)
www.botschaftstouren.de: Syrische Botschaft vor dem Verkauf (abgerufen am 12.07.2023)

Literatur

Ortiz-Lunscken, Hilda; Fischer-Dieskau, Ingeborg / Ortiz-Lunscken, Hilda (Hrsg.) (1999)
Pour Memoire. To Remind. Zur Erinnerung – Botschafterresidenzen am Rhein. Bonn.
Schyma, Angelika (2003)
In Diplomatischer Zurückhaltung. Botschaftsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland in Bonn von der Staatsgründung bis zum Fall der Mauer. In: Botschaften in Berlin, S. 29-41. Berlin.

Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Andreas-Hermes-Straße 5
Ort
53175 Bonn - Plittersdorf
Fachsicht(en)
Landeskunde, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1989 bis 1990, Ende nach 2002

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Sarina Eßling (2023): „Botschaft der Arabischen Republik Syrien in Bonn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345542 (Abgerufen: 29. April 2024)
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