Baumaterialienhandlung Gebrüder Cremer und Kölner Kreuz

Kölner Kreuz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 39,23″ N: 6° 49′ 10,47″ O 50,9109°N: 6,81958°O
Koordinate UTM 32.346.715,20 m: 5.642.180,65 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.557.685,61 m: 5.642.054,19 m
An der Kölner Straße ist das Holzlager der ehemaligen Baumaterialienhandlung der Gebrüder Cremer erhalten, davor wurde das Kölner Kreuz aufgestellt.

Baumaterialienhandlung
Jakob Cremer gründete 22-jährig mit seinem Bruder Johann im Jahre 1894 an der Kölner Straße 72 die Baustoffhandlung „Gebrüder Cremer“ (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 18 / Wikipedia: Jakob Cremer). Laut Wikipedia (Jakob Cremer) liefen die Geschäfte so gut, „dass Cremer schon nach fünf Jahren ausweislich der Steuerliste von 1899 zu den zehn bestverdienenden Frechenern gehörte“.
Bis 1899 verwirklichte Cremer zudem seine Idee, auf industrieller Ebene unternehmerisch tätig zu werden. Er gründete die „Dachziegelfabrik J. Cremer & Cie.“. Jedoch entsprachen die Ziegel nicht den Qualitätserfordernissen, sodass die Fabrikation bereits 1905 wieder eingestellt wurde (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 18). Die Dachziegelfabrik firmierte zusammen mit der Baumaterialienhandlung unter der (alten) Adresse Hauptstraße 6d (Adressbuch von 1899: „Dachziegelfabrik J. Cremer & Cie. Hauptstraße 6d“, bzw. „Jakob Cremer, Baumaterialienhdl. und Dachziegelf. Hauptstraße 6d“). Das Wohnhaus Kölner Straße 72 und das Lager bilden also zusammen eine Funktionseinheit.
Laut Kartenanalyse erscheint das Lagergebäude mit seiner damals charakteristischen Winkelform erstmals auf der Topographischen Karte Blatt 5006 Frechen aus dem Jahr 1914.
In der Literatur nennt Heeg (1984, S. 123) jedoch als Erbauungsjahr „um 1930“. Das Holzlager wurde aus den für Frechen typischen violettbraunen Klinkern errichtet. Das flachgedeckte Gebäude besitzt zur Straße hin eine abgeschrägte Gebäudeecke, die somit Rücksicht auf ein Wegekreuz nimmt, welches bereits auf der Preußischen Uraufnahme für diesen Standort belegt ist (weitere Informationen siehe unten).
Die ursprünglich zweiflügelige bzw. winkelförmige Anlage zeigt nach außen hin lamellenartig angeordnete hochrechteckige schmale Fensteröffnungen. Zum Innenhof hin sind die Öffnungen viel größer gehalten. Laut Luftbild und Kartenanalyse wurde in jüngster Zeit der hintere Teil des ursprünglich winkelförmigen Lagergebäudes abgerissen.

Wegekreuz
Das Wegekreuz steht an der Gebäudeecke des Baustofflagers, welches mit einer Abschrägung in der Fassade Rücksicht auf das Kleindenkmal nimmt. Sein Standort ist bereits auf der Preußischen Uraufnahme belegt. Jedoch wurde es im Verlauf der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts von seinem ursprünglichen Standort, einer markanten Wegespinne an der mittelalterlichen Landstraße Köln-Düren-Aachen (heute Kreuzbergstraße) hierher verbracht (Heeg 1984, S. 12; und siehe Tranchotkarte Blätter Frechen Nr. 81 und Lövenich Nr. 71).
Das Wegekreuz ist aus Sandstein gefertigt und trägt eine Inschrift mit der Jahreszahl 1815. Auf dem hochrechteckigen Sockel befindet sich ein Aufsatz mit rundbogiger Nische (Sakramentskonsole) und darüber ein Puttenrelief als „Symbol für die unschuldige, reine Seele“ (Frechener Geschichtsverein 2019, S. 37). Darüber ist das etwa ein Meter hohe Kruzifix mit Korpus angebracht. Die Sockelinschrift lautet:
„MEIN / JESUS / BARMHERZIGKEIT
ERRICHTET / ANNO 1815 / DURCH DEN HOCHW. / (PF)ARRER REINER BRE(CHER)“.
Reiner Becher war von 1765 bis 1824 Pfarrer der Kirchengemeinde St. Audomar. Möglicherweise stiftete er das Kreuz anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums als Pfarrer“ (Frechener Geschichtsverein 2019, S. 37) .

Kulturhistorische Bedeutung
Das erhaltene Ensemble aus Wohnhaus und Lagergebäude stellen die mehr oder weniger unternehmerisch erfolgreiche Keimzelle dar, von der aus Jakob Cremer 1906 das Werk Cremer & Breuer gründete, welches europaweite Bedeutung erlangte. Es handelt sich um industriekulturelle Zeugnisse der Zeitstellung um 1900 unter Verwendung typischer Baumaterialien.

Hinweis
Die Objekte „Holzlager mit Wegekreuz“ sind eingetragene Baudenkmale (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Objektnummer 9042, UDB Frechen laufende Nr. A 54 Holzlager mit Wegekreuz; Eintragungsdatum am 28.06.1988). Das Wohnhaus ist nicht denkmalgeschützt.

(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Internet
de.wikipedia.org: Jakob Cremer (abgerufen am 30.08.2023)

Literatur

Frechener Geschichtsverein (Hrsg.) (2019)
Von der Schattenseite ins Licht. Frechener Wegekreuze. (Veröffentlichungen des Frechener Geschichtsvereins e.V. Band 7.) Frechen.
Heeg, Egon (1984)
Innenstadt (Frechen). (Frechener Straßen: Spiegel der Frechener Geschichte / Egon Heeg ; Band 1.) Köln.
Plück, Christian; Mayerhofer, Bernd; Madsack, Werner; Schumacher, Reinhard / Stadtarchiv Frechen (Hrsg.) (2002)
150 Jahre Frechener Steinzeugindustrie. Frechen.
(1899)
1899. Adressbuch der zur Bürgermeisterei Frechen gehörigen Gemeinden Frechen, Bachem und Buschbell. Frechen.

Baumaterialienhandlung Gebrüder Cremer und Kölner Kreuz

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kölner Straße 72
Ort
50226 Frechen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1894 bis 1914

Empfohlene Zitierweise

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Nicole Schmitz (2023): „Baumaterialienhandlung Gebrüder Cremer und Kölner Kreuz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345053 (Abgerufen: 22. März 2025)
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