Gebäude
Die Grundfläche der Palas beträgt etwa 18 x 9,50 Meter, bei einer Mauerstärke im Erdgeschoss von 1,60 m und im Obergeschoss von 1,25 m. Die Proportion des Palas - mit einer Traufhöhe von ca. 10 m und einer Giebelhöhe von ca. 14 m - soll mit dem im Krieg zerstörten Moselflügel der Deutschordenskommende in Koblenz vergleichbar sein. Der Palas besitzt zwei Vollgeschosse und ist lediglich auf der Nordseite zu etwa 1/3 unterkellert.
Heute weist der Palas ein steinsichtiges Erscheinungsbild auf, ursprünglich war dieser aber verputzt. Bei der Untersuchung der Putzflächen des Nordgiebels im Jahr 1988 konnten fünf verschiedene Putzphasen festgestellt werden, wobei die jüngste aus der Zeit des Wiederaufbaus stammt. Die farbliche Gestaltung ist ungeklärt. Die Fenster weisen ein unterschiedliches Erscheinungsbild auf. Während die Fenster des oberen Geschosses mit Biforien versehen wurden, finden im Erdgeschoss nur wenig Werksteine Verwendung. Ausnahme sind drei am nördlichen Ende der westlichen Langseite gelegene Fenster, die heute in Basalt gefasst sind- den Resten nach dies auch schon ursprünglich waren.
Innenraum
Auch im inneren sind die Fenster unterschiedlich gestaltet. Während die Fenster im Untergeschoss von einem Segmentbogen überspannt werden, fand im Obergeschoss der scheitrechte Bogen Verwendung. Außerdem sind die Fenster des oberen Geschosses alle mit Fensterbänken zum Sitzen ausgestattet. Im unteren Geschoss ist dies nur bei den Fenstern auf der Westseite der Fall. Zwei der in Basalt gefassten Fenster liegen in einer Nische. Der Palas wird heute von Westen betreten, die Innenerschließung erfolgt über eine Innentreppe.
Ursprünglich lag der Zugang auf dem vom Angreifer abgewandten nördlichen Giebel, wobei jedes der drei Geschosse über einen separaten Eingang verfügt hat. Erst ein bauzeitlich jüngerer Anbau an den Giebel machte eine Verlegung des Zugangs auf die Westseite erforderlich. Die nutzlos gewordenen Türöffnungen wurden zugesetzt und erst im Rahmen des Wiederaufbaus wieder geöffnet.
Das Innere vermittelt dem heutigen Besucher die Vorstellung der Besitzer vom Mittelalter, gepaart mit dem Wohnkomfort der Neuzeit. Beim Wiederaufbau wurden Zwischenwände in Fachwerkbauweise eingefügt. Ob es bereits in der ersten Bauphase Zwischenwände gegeben hat, ist unbekannt. Die Forschung geht davon aus, dass im ursprünglichen Zustand das Untergeschoss wahrscheinlich, das Obergeschoss mit Sicherheit nicht durch Trennwände unterteilt war. Zur ursprünglichen Innengestaltung gibt es nur wenige Hinweise. Es haben sich drei Kamine- zwei im Untergeschoss und einer im Obergeschoss- erhalten, bei den Ausgrabungen fanden sich außerdem Ofenkacheln. Auf die farbliche Gestaltung gibt es zwei Hinwiese. Im Erdgeschoss fanden sich Spuren von einem roten Sockelstreifen, im Obergeschoss sind in den Mauerscharten des südlichen Giebels Reste von roter Quaderbemalung nachgewiesen.
(Markus Sausen, Ortsgemeinde Treis-Karden, 2022)