Katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus Morschenich

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Merzenich
Kreis(e): Düren
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 51′ 59,42″ N: 6° 32′ 33,1″ O 50,86651°N: 6,54253°O
Koordinate UTM 32.327.076,61 m: 5.637.857,27 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.538.237,10 m: 5.636.936,01 m
  • Die katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus in Morschenich (2019), Ansicht der Westseite.

    Die katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus in Morschenich (2019), Ansicht der Westseite.

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  • Ehemalige katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus in Morschenich-Alt (2022)

    Ehemalige katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus in Morschenich-Alt (2022)

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  • Blick aus dem Flugzeug auf den Tagebau Hambach zwischen Jülich, Bergheim, Kerpen und Düren im Rheinischen Braunkohlerevier (2019). Links im Bild die Abraumhalde Sophienhöhe und rechts der Bereich des Bürgewaldes bei Morschenich / Manheim.

    Blick aus dem Flugzeug auf den Tagebau Hambach zwischen Jülich, Bergheim, Kerpen und Düren im Rheinischen Braunkohlerevier (2019). Links im Bild die Abraumhalde Sophienhöhe und rechts der Bereich des Bürgewaldes bei Morschenich / Manheim.

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Die wohl auf 12. Jahrhundert zurückgehende katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus in der Ortsmitte von Morschenich wurde im Jahr 2019 entweiht, da der Ort den ursprünglichen Planungen nach dem Braunkohlentagebau Hambacher Forst weichen sollte. Die profanierte Kirche soll künftig als Kulturzentrum und Ausstellungs- und Veranstaltungsort erhalten werden.

Geschichte der Pfarrei und der Kirche
Baubeschreibung
Geplanter Abriss und Erhalt nach Änderung der Planungen für den Tagebau
Baudenkmal
Internet, Literatur

Geschichte der Pfarrei und der Kirche
Die wohl im 12. Jahrhundert erstmals fest erbaute Pfarrkirche mit zugehöriger Vikarie (eine zweckbezogene Stiftung für den Amts- und Seelsorgebereich) wurde erstmals im Jahr 1308 im so genannten Liber valoris erwähnt, dem vom Kölner Erzbischof Heinrich III. von Virneburg in Auftrag gegebenen Steuerverzeichnis über sämtliche Einkünfte und Ausgaben aller kirchlichen Einrichtungen in seiner Diözese.
Die seitdem eigenständige Pfarrei im alten Dekanat Jülich gehörte bis zur Franzosenzeit zum Erzbistum Köln im Archidiakonat des Dompropstes zu Köln (Becker 2008, S. 10 u. 30), bevor sie 1802 an das neu gegründete Bistum Aachen ging. Nachdem die Pfarrei bereits 1825 wieder an das Erzbistum Köln zurückkam, gehörte sie dann seit 1930 erneut zum wiedergegründeten Bistum Aachen.
Zum 1. Januar 2016 wurde die Pfarrgemeinde aufgelöst und als nunmehrige Filialkirche in die Merzenicher Pfarrei St. Laurentius eingegliedert.

Ein Neubau der dem heiligen Märtyrer Lambertus von Lüttich (~635-705, auch Lambert von Maastricht) geweihten katholischen Pfarrkirche St. Lambertus entstand im 16. Jahrhundert. Das Untergeschoss des dreigeschossigen Glockenturms geht noch auf diesen Bau zurück.
Mitte des 18. Jahrhunderts zerstörte ein Feuer das Kirchengebäude. 1775 wurde unter unter Einbeziehung des erhaltenen Turmuntergeschosses an gleicher Stelle im Stil des Barock eine neue zweiachsige Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor und vorgebautem Glockenturm erbaut.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die barocke Kirche mit ihrer bis dahin komplett erhaltenen barocken Ausstattung fast vollständig zerstört, infolge von Bombenschäden blieben nur die Nordwand des Kirchenschiffs und der Turm stehen. Erst Mitte der 1950er-Jahre konnte der Wiederaufbau begonnen werden, am 25. Juli 1954 wurde der Grundstein der neuen Pfarrkirche gelegt. Nach Plänen des von Rudolf Schwarz beeinflussten Düsseldorfer Architekten Josef Lehmbrock (1919-1999) entstand eine zweischiffige Halle aus Bruchsteinen, die an den erhaltenen Backsteinturm der alten Kirche angebaut wurde und die verbliebenen Reste der alten Kirche in den Neubau integrierte. „Die Konsekration fand am 3. oder 4. September 1955 statt. Im Jahre 1994 wurde das Dach saniert. 1998 erfolgte eine Außensanierung des Gotteshauses.“ (de.wikipedia.org)
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Baubeschreibung
Das vom Friedhof umgebene Kirchengebäude steht in der Ortsmitte von Morschenich auf einer kleinen Erhebung an der Ellener Straße. Die Denkmalbeschreibung führt es wie folgt an (zitiert nach www.limburg-bernd.de):
„Turm 16./18. Jh., 1775; nach den Kriegszerstörungen wiederaufgebaute kleine Saalkirche aus Bruch-Sandstein mit vorgesetztem Westturm, der Sockel des Turmes aus Bruchstein, die oberen Geschosse aus Backstein, Pyramidendach, im Turm frontales Portal mit Sandsteingewände, das Gewände profiliert, Sturz seitlich mit ehemaligen Tondi versehen [das vom italienischen rotondo für 'rund' abgeleitete Wort Tondo bezeichnet ein kreisrundes Bildwerk, Verf.], das Langhaus auf der Nordseite im Mauerwerk erhalten mit zwei rundbogigen Fenstern, die übrigen Bauteile nach dem Krieg ergänzt und das Kirchenschiff auf der Südseite erweitert, in der Nordwand im Innenraum ein Steinrelief mit der Darstellung eines Bischofs, im Kirchenvorraum ein Wandtaufbecken mit Muschelform und Messingabdeckung, auf dem umgebenden Kirchhügel Grabsteine des 19. Jahrhunderts.“

Im Inneren des Gotteshauses gehen Buntglasfenster von 1975 und das Turmfenster von 1980 auf den Dürener Künstler Herb Schiffer (*1936) zurück. Eine im Chor stehende steinerne Figur des heiligen Lambertus von 1990 stammt von dem Dürener Bildhauer und Architekten Herbert Halfmann.
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Geplanter Abriss und Erhalt nach Änderung der Planungen für den Tagebau
Nach den ursprünglichen Planungen für den Braunkohlentagebau Hambacher Forst sollte der Ort Morschenich eigentlich bis 2024 und das Kirchenbauwerk bis 2022 abgerissen werden. Zum 15. Juni 2019 wurde die Pfarrkirche St. Lambertus als letzte der im Tagebaugebiet liegenden Kirchen entweiht, wobei das Allerheiligste aus dem Tabernakel geholt und das Ewige Licht gelöscht wurde (vgl. auch die bereits 2000/2002 abgerissene Kirche Sankt Hubertus im früheren Etzweiler).

Aufgrund der bundespolitischen Entscheidung von 2019/2020 zu einem Kohleausstieg (d.h. fossile Kohle nicht mehr abzubauen und zur Energiegewinnung zu verwenden) änderten sich jedoch die Planungen: Die Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) als Betreiberin des Tagebaus Hambach erklärte im Januar 2020, der Tagebau Hambach werde deutlich verkleinert und Morschenich nicht mehr durch den Tagebau in Anspruch genommen, so dass auf eine Abbaggerung des Orts verzichtet werden könne.
Den aktuellen Planungen zufolge soll die profanierte Kirche nun im Rahmen der Neuentwicklung des Orts als Kulturzentrum der Gemeinde und zentraler Ausstellungs- und Veranstaltungsort erhalten werden.
Als erste Veranstaltung seit der Profanierung wurde am 7. März 2020 ein Spendenkonzert für den Erhalt der Kirche ausgerichtet. Am 2. Juni 2022 diente die Lambertuskirche als Ort für eine Fachtagung „Zurück in die Zukunft - Denkmalpflege und Strukturwandel im Rheinischen Revier“ (7. Rheinischer Tag für Denkmalpflege) der Gemeinde Merzenich und des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland (denkmalpflege.lvr.de).
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Baudenkmal
Die Pfarrkirche in der Ellener Straße 3, Flur 5, Nr. 127, ist mit Eintragung vom 11.06.1985 unter der laufenden UDB-Nr. 25 als Denkmal in die Denkmalliste der Gemeinde Merzenich eingetragen (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Objekt-Nr. 60783).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
www.gemeinde-merzenich.de: Denkmalliste der Gemeinde Merzenich (abgerufen 09.01.2023)
www.gemeinde-merzenich.de: Re-Vitalisierung Morschenich-Alt als Entwicklungs- und Lernraum (PDF-Datei, 4,8 MB, abgerufen 09.01.2023)
deu.archinform.net: Josef Lehmbrock, Architekt (abgerufen 09.01.2023)
www.limburg-bernd.de: Kath. Pfarrkirche St. Lambertus in Merzenich-Morschenich (abgerufen 09.01.2023)
www.heiligenlexikon.de: Ökumenisches Heiligenlexikon, Lambert von Maastricht (abgerufen 09.01.2023)
strasse-der-moderne.de: Straße der Moderne - Kirchen in Deutschland, Josef Lehmbrock (abgerufen 09.01.2023)
de.wikipedia.org: St. Lambertus (Morschenich) (abgerufen 09.01.2023)
denkmalpflege.lvr.de: Programmflyer „Zurück in die Zukunft - Denkmalpflege und Strukturwandel im Rheinischen Revier“, 2. Juni 2022 (PDF-Datei, 205 KB, abgerufen 09.01.2023)
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Literatur

Becker, Thomas P. (2008)
Bistümer, Archidiakonate und Landdekanate um 1450. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.4.) Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 727-728, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).

Katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus Morschenich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Ellener Straße 3
Ort
52399 Merzenich - Morschenich-Alt
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1308, Ende nach 2019

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus Morschenich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344711 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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