Grundriss
Romanischer Bauteil
Gotischer Bauteil
Die neue Kirche
Renovierungen in den 1970er und 1980er Jahren
Kulturdenkmal
Grundriss
Man unterscheidet den romanischen, den gotischen und den neuen Bauteil (siehe Abbildung des Grundrisses von Burkhard Okfen aus dem Jahre 1976 in der Mediengalerie). Die Baugeschichte der Wallfahrtskirche spiegelt sich im kreuzförmigen Grundriss wider. Von der Kirche des 12. oder 13. Jahrhunderts steht noch der Unterbau des Westturms. Der Ostchor und die nördlich gelegene ehemalige Sakristei wurden wahrscheinlich um 1470 erbaut. Das einfache, West-Ost-ausgerichtete, 11 m lange Schiff wurde 1976 neu gebaut und im Zuge des quer dazu verlaufenden Neubaus aus den Jahren 1913/1914 wieder abgebrochen.
Romanischer Bauteil
Aus der romanischen Zeit stammt der 36 m hohe Westturm. Aus der Architektonik heraus wird er in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Die 1,65 m dicken Wehrturmmauern umschließen im Erdgeschoss einen im Lichten 3,60 m großen Raum mit einem spitzbogigen Kreuzgewölbe. Darüber liegen zwei Stockwerke. Im ersten befindet sich die Uhr, im zweiten die Glockenstube mit vier Paaren von Rundbogenöffnungen. Das zum Turm gehörende romanische Kirchenschiff ist nicht nachgewiesen. Bei den Ausschachtungsarbeiten für einen Um- und Neubau 1913 wurden weder Trümmer noch Fundamente gefunden, jedoch ein romanischer Taufstein. Dieses Becken und der 1962 vor dem Eingang zum Turm ausgegrabene Altarstein, können aber Beweis für ein romanisches Kirchenschiff sein.
Gotischer Bauteil
In der gotischen Zeit wurde an die Ostseite des Turms ein Kirchenschiff von 20,50 m Länge und 7,85 m Breite angebaut. Der heute noch vorhandene Altarraum, die sogenannte Marienkapelle, misst 8,90 m in der Länge und 6 m in der Breite. Man betritt diesen Chor durch eine spitzbogige Triumphöffnung. Das zweijochige, spitzbogige Kreuzgewölbe wird von Rippen im Birnstab-Profil getragen, die in zwei Schlusssteinen zusammenlaufen. Der erste trägt das Wappen des Erzbischofs Johann II. von Baden, der zweite das von einem Dornenkranz umgebene Wappen der Vögte von Hunolstein. Da Johann II. im Jahre 1456 zum Erzbischof von Trier gewählt wurde und die hiesige Linie der Vögte von Hunolstein 1487 ausstirbt, kann die Bauzeit nur zwischen diesen beiden Jahreszahlen angenommen werden. Die beiden Konsolen in den Ecken am Triumphbogen werden von Figuren getragen, rechts die einer Frau in mittelalterlicher Tracht, links ein Engel. Das Frauenbildnis wird in Berglicht mit einer Gräfin Adelheit von Hunolstein in Verbindung gebracht. Der Legende nach hat sie den Kirchenbau großzügig unterstützt. Zum Glockenguss soll sie eine Schürze voll Gold und Silber gegeben haben. An der linken Wand des Chores ist der Durchgang zur alten Sakristei. Das Spruchband im Tympanon, dem nach oben bogenförmig abschließendes Feld über dem Türsturz, trägt in gotischen Schriftart (Minuskeln) die Inschrift:
„hi geit dr preist in zu dr misse hait hi god in“, frei übersetzt: Hier tritt der Priester (e)in, zur Messe hat er guten Sinn.
Das Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1669 (Pfarrarchiv Berglicht, Lagerbuch; nach B. Okfen, 1976) gibt für diese Kirche vier Altäre an. Zur Zeit des Pfarrers Johann Peter Schimper wurde 1760 das Kirchenschiff erneuert und das alte Gnadenbild durch eine Barockmadonna ersetzt, deren Sockel die Jahreszahl 1756 trägt. Der Kunsthistoriker Nikolaus Irsch (1872-1952) schloss aus den vier Altären, dass es sich um eine Wallfahrtskirche gehandelt haben muss. Die gotische Kirche blieb bis zum Jahre 1913 unverändert. Man betrat die Kirche vom Turm her. Der einschiffige Kirchenraum hatte 22 Bänke für Erwachsene und 20 für Kinder. Dieser Laienraum war in geringer Höhe fast ganz von einer Empore überdacht. Darauf standen neun Bänke und ein besonderer Stuhl für den Kirchenchor. Pastor Ibald beschreibt es so: „Die Bänke oder Stühle der Empore waren terrassenförmig aufgebaut. Eine Art Hühnerleiter führte zum höchsten Stuhl, alles solides Eichenholz. Den hohlen Raum unter diesen Stühlen nannten die Leute Dukkes.“ (Pfarrarchiv Berglicht, Lagerbuch; nach B. Okfen, 1976, S. 103) Über der Empore wölbte sich ein konisches Holzdach. Das Kirchenschiff war vom gotischen Chor durch ein hölzernes Gitterwerk getrennt. Die Kirche hatte nach dem Umbau von 1760 nur noch drei Altäre, einen Hauptaltar und zwei Seitenaltäre.
Neubau
Weil sich die Zahl der Bewohner seit der Zeit des Pastors Schimper bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast verdoppelt hatte, war die Kirche zu klein geworden. Pfarrer Porten begann damit, einen Fond für die Erweiterung einzurichten. Dieses Geld (5.000,- Mark) wurde jedoch von seinem Nachfolger, Pastor Kornbrust, teilweise für dringende Reparaturen am Pfarrhaus verwendet. Erst Pfarrer Nikolaus Ibald befasste sich wieder mit dem dringend erforderlichen Umbau. Mit dem Rest des Fonds, dem Erlös aus dem Verkauf von Pfarrwiesen und einer „Überlandkollekte“, bei der Sammler bis Geilenkirchen hinauf 10.000,- Mark erbaten, hatte er die Grundlage für den Umbau geschaffen. Der Plan von Architekt Brand aus Trier sah vor, den Turm und den gotischen Chor der alten Kirche zu erhalten. Rechtwinklig zum alten Schiff sollte ein größeres gebaut werden. Die Ausschreibung erschien am 16. April 1913 in der „Trierischen Landeszeitung“. Im Mai begann man mit den Abbruch- und Ausschachtungsarbeiten. Die folgenden Arbeiten am Kirchenbau schritten aus heutiger Sicht unvorstellbar rasch voran: Am 25. Juni 1913 erfolgte die Grundsteinlegung, am 16. März 1914 die Einsegnung und der erste Gottesdienst. Am 28. Juni 1914 wurde die Einweihung durch P. Dionysius Schuler, Erzbischof von Nazianz, verbunden mit der Firmung für Berglicht, Schönberg, Neunkirchen und Horath gefeiert.
Renovierungen in den 1970er und 1980er Jahren
Anstriche und Malereien in der Wallfahrtskirche waren im Laufe der Zeit immer wieder den jeweiligen Baustilen und den Bedürfnissen bzw. Empfindungen angepasst worden. Im gotischen Seitenteil wurden bei Untersuchungen der Wände bis zu acht Farbanstriche freigelegt. Ein Beleg dafür, dass das Antlitz der Kirche immer wieder verändert wurde. Manches war gelungen, auf so manch andere „Modernität“ hätte man besser verzichtet. Von 1979 bis zum 70. Jahrestag der Einweihung des Um- und Erweiterungsbaues im Jahre 1984 wurde der Innenraum der Kirche neugestaltet. Die drei Baustile (Romanik, Gotik, Jugendstil) wurden erhalten und behutsam im Sinne der Liturgiereform des Zweites Vatikanischen Konzils in die Maßnahme eingebunden. In der Jubiläumswoche vom 19. bis 28. Mai 1984 anlässlich der seit über 500 Jahren praktizierten Wallfahrt nach Berglicht konnten sich die Besucher der Pfarrkirche von der gelungenen Neugestaltung überzeugen. Insbesondere folgende Elemente prägen seit jener Zeit die Strahlkraft des Kirchenschiffs:
- Die ursprünglichen Malereien vor allem im Jugendstil-Erweiterungsbau von 1913/1914 wurden aufwändig rekonstruiert.
- Darauf abgestimmt wurde die Beleuchtung und eine zeitgemäße Beschallung installiert.
- Der schmiedeeiserne Ambo mit nachempfundenen Mariensymbolen von Lilien und Rosen ist ein Blickfang. Das Verkündigungspult trägt die Reliefs „Christus“ und „Paulus“ von der ehemaligen, schon Jahre zuvor abgebauten Sandsteinkanzel.
- Die Altarinsel wurde vorgezogen in den Kreuzungsbereich von altem und neuem Kirchenschiff. Der Altar rückte dadurch ins Zentrum und ist von allen Gläubigen zu sehen.
- Im Zelebrationsaltar wurden die „eucharistischen Heiligenfiguren“ der früheren Kommunionbänke harmonisch integriert.
- Der Hochaltar und der rechte Seitenaltar (Josef-Altar) haben ihre ehemalige Gestaltung bis auf einige wenige Farbnuancen behalten.
- Der linke Altar, der ehemalige „Christkönigs-Altar“, ist seit der Renovierung der heutige Muttergottes-Gnadenaltar „Unserer Lieben Frau vom Berge“.
- Die Christkönigfigur hat ihre neue Stätte an der Wand rechts der Eingangstür zum romanischen Turm gefunden, mit Blickrichtung zum gotischen Teil.
- Der Turm war schon vor den 1980er Jahren Beichtraum und ist es noch immer.
- Der Seitenaltar des heiligen Alexius, zweiter Schutzpatron, stand früher in der ehemaligen gotischen Sakristei. Heute steht der Altar mit dem Büstenreliquiar (Holz, Ende 15. Jahrhundert) im gotischen Chorraum.
- Die alte gotische Sakristei ist Stätte der „Immerwährenden Hilfe“.
Über die Beseitigung von Schäden am und im Glockenturm am Anfang des 21. Jahrhunderts wird im Rahmen der Ausführungen über die Berglichter Glocken berichtet.
Kulturdenkmal
Die Wallfahrtskirche Maria Geburt in Berglicht wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Bernkastel-Wittlich geführt (Stand 2022). Der Eintrag lautet:
„Kath. Pfarrkirche St. Maria Hauptstraße
Westturm, Chor und Sakristei der ehem Wallfahrtskirche, um 1470, einbezogen in den Neubau, 1913; Kreuzigungsgruppe, 18. Jh.“
(Edgar Manz, Ortsgemeinde Berglicht, 2022)