Kirche Sankt Kastor in Dausenau

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Dausenau
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 19′ 45,84″ N: 7° 45′ 36,21″ O 50,3294°N: 7,76006°O
Koordinate UTM 32.411.746,89 m: 5.575.991,14 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.411.786,65 m: 5.577.781,93 m
  • Kirche Sankt Kastor in Dausenau - ein virtueller Rundgang (2021)

    Kirche Sankt Kastor in Dausenau - ein virtueller Rundgang (2021)

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  • Die Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Die Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Bekrönung des geschlossenen Tabernakels in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Bekrönung des geschlossenen Tabernakels in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Blick in das Mittelschiff der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Blick in das Mittelschiff der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Der geöffnete Flügelaltar in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Der geöffnete Flügelaltar in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Der geschlossene Flügelaltar in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Der geschlossene Flügelaltar in der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Die Putzritzungen zeigen den alten Eingang in die romanische Kirche von Dausenau (2022)

    Die Putzritzungen zeigen den alten Eingang in die romanische Kirche von Dausenau (2022)

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    Dachboden der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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  • Altarbild im Flügelaltar der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

    Altarbild im Flügelaltar der Kirche Sankt Kastor in Dausenau (2022)

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Die heute evangelische St. Kastorkirche erhebt sich wie eine Glucke auf einem Felsen über dem alten von einer Ringmauer umschlossenen Ortskern von Dausenau. Die Kirche wurde ursprünglich der Jungfrau Maria, der heiligen Maria Magdalena und dem heiligen Kastor geweiht und beherbergt mit dem romanischen Kirchturm aus dem 12. Jh. das älteste Bauwerk Dausenaus. Zu diesem Objekt gibt es einen interaktiven 360-Grad-Rundgang.

Frühe Erwähnungen
Baugeschichte
Die romanische Kirche
Die frühgotische Kirche
Die Kirchenfenster
Geburtsfenster (mittleres Fenster)
Passionsfenster (linkes Fenster)
Auferstehungsfenster (rechtes Fenster)
Fenster im linken Seitenchor
Fenster im rechten Seitenchor (zwei Fenster aus privaten Spenden)
Fenster im südlichen Seitenschiff
Wandmalereien und Tabernakeltür
Altar und Taufbecken
Orgel
Kulturdenkmal
Internet

Frühe Erwähnungen
Erstmalig erwähnt wird die St. Kastorkirche in einer Urkunde aus dem Hause der Grafen von Nassau. Diese hatten das Gebiet um Nassau mit der bereits errichteten Burg als Lehen vom Erzbischof Hillin von Falmagne von Trier erhalten und übten ihre Rechte seit dem Jahr 1159 aus.
In der Urkunde findet folgender Sachverhalt Erwähnung:
Graf Gerlach I. von Nassau (Sohn des im Jahre 1298 verstorbenen Königs Adolf von Nassau) verlieh am 6.06.1319 sein Haus mit dem daran grenzenden Garten nahe bei der Kirche der glorreichen Jungfrau Maria, des hl. Kastor und der hl. Maria Magdalena zu Dausenau für 12 Denare, je drei Heller Jahreszins (siehe Abbildung der Urkunde in der Mediengalerie).

Am 16.08.1320 bestätigte der Erzbischof Balduin von Trier auf Bitten von Graf Emich I. von Nassau-Hadamar (Sohn von Otto I., Cousin 2. Grades bzw. Großcousin vom oben erwähnten Graf Gerlach von Nassau) einen St. Johannesaltar und einen Taufstein. Am 16.04.1321 wurde diese Urkunde von 1320 durch den Propst von St. Kastor Friedrich von Warsberg als Patron der Pfarrkirche zu Ems und den Kantor des Domstiftes Trier Nikolaus von Hunolstein, als Geistlicher in Bad Ems bestätigt. Aus späteren Urkunden wird ersichtlich, dass mit dem Johannesaltar ein eigenes Haus, eigene Weingärten und Wiesen verbunden sind.

Nach einer Urkunde vom 21.12.1350 verlieh Graf Adolf von Nassau-Idstein (Sohn von Graf Gerlach I. und somit Enkel des römisch-deutschen Königs Adolf von Nassau) sein Haus und einen Teil des Gartens der Kirche für 6 Schilling Zins dem Altaristen des Nikolaus- und Katharinenaltars. Außerdem soll in dem Haus Wein gekeltert und eingelagert werden (siehe Abbildung in der Mediengalerie).
Die Dausenauer Kirche gehörte in dieser Zeit als Filialkirche zur Mutterkirche in Ems, die wiederum dem Stift St. Kastor in Koblenz zugeordnet war. Eine Abtrennung von der Pfarrei Ems mit der Erhebung zur selbständigen Pfarrkirche erfolgte offiziell am 30.06.1413 nach der Zustimmung von Papst Bonifatius IX. (Urkunde vom 23.12.1400). Die Reformation wurde 1538 in Dausenau eingeführt.
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Baugeschichte
Die St. Kastorkirche wurde aus Schieferbruchsteinen aus den Steinbrüchen der Dausenauer Gemarkung in der üblichen Ost-Westrichtung aufgebaut und anschließend innen und außen verputzt. Die überwiegend rote Bemalung beschränkt sich beim Außenputz im Wesentlichen auf die Fenster- und Türlaibungen und die Gesimse, bei der Farbgestaltung im Innern dominiert neben weiß ebenfalls die rote Farbe.
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Die romanische Kirche
Sichtbar von der romanischen Kirche ist heute noch der Westturm mit seinem Rhombendach und mit den von Bogenfriesen gegliederten Giebeln. Der Turm wirkt ungewöhnlich klein im Verhältnis zum restlichen Kirchengebäude. Dendrochronologische Untersuchungen von Holz, das im zweiten und dritten Stock des Kirchturmes verbaut ist, weisen auf das Jahr 1179 als Baujahr hin.

An der im Kircheninneren liegenden Südwand des Turmes ist an einer Rundbogennische die Eingangstür durch das tonnengewölbte Erdgeschoss des Turmes in die romanische Kirche erkennbar. Bei Renovierungsarbeiten 1991 konnten an dieser Stelle original Putzritzungen freigelegt werden. Die Fundamente der dem Kirchturm zugeordneten romanischen Steinkirche wurden bei Renovierungsarbeiten 1991 entdeckt. Die romanische Saalkirche hatte einen rechteckigen Chorabschluss, der innerhalb des Hauptchors der heutigen Kirche liegt.

Im romanischen Kirchturm befinden sich drei Glocken. Die älteste wurde vermutlich aus Anlass der Erhebung als selbständige Pfarrkirche 1413/14 in Auftrag gegeben. Sie wurde von Johann Brubach II aus Koblenz gegossen. Die Glockenstube befand sich ursprünglich unterhalb des Bogenfrieses der Giebel, mit Bau der frühgotischen Kirche mit ihrem höheren Dach wurden die Glocken in den Giebelbereich gehängt.
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Die frühgotische Kirche
Der frühgotische Teil der Kirche mit drei Schiffen und Chören entstand um 1312, dies ist durch dendrochronologische Untersuchungen am Dachstuhl belegt. Der Bau war vermutlich 1319 fertiggestellt, als Graf Gerlach von Nassau-Idstein am 06.06.1319 der Kirche zu Dausenau sein Haus mit dem unmittelbar an die Kirche grenzenden Garten verlieh und die Kirche 1320 das Recht auf einen eigenen Taufstein mit einem eigenen Vikar erhielt. Im Dachgeschoss sind neben Fachwerkräumen mit Lehmgefachen (1315 bzw. 1373) und größere Stücke des Lehmfußbodens auch eine mittelalterliche Blockstufentreppe (um 1356) erhalten.

Die beiden Eingänge in die frühgotische Kirche an der Südseite wurden im 15. Jh. mit Vorbauten versehen. Die östliche Vorhalle wurde mit einem spätgotischen Netzrippengewölbe zwischen zwei Stützpfeilern angelegt, die westliche Vorhalle mit Kreuzrippengewölbe ruht auf zwei schlanken freistehenden achteckigen Pfeilern aus Basalt und zwei Konsolen an der Kirchenwand.

Im Innern der Kirche dominieren die sechs plump wirkenden wuchtigen Säulen des Mittelschiffs, sie stehen auf den Fundamenten der romanischen Vorgängerkirche. Die Jochbögen der Gewölbe sitzen ohne besondere Übergänge auf den Säulen. Dies trägt zu einem „ländlich-bodenständigen Charme“ (Fischbach) der Kirche bei.

Mit dem neuen Kirchenbau entstanden zusätzlich zwei Seitenschiffe aus vier Jochen mit Seitenemporen. Die südliche Empore wurde über einen am romanischen Turm angebauten runden Treppenturm, der bis auf das Dachgeschoss weitergeführt wurde, erschlossen. Der Zugang zur nördlichen Empore erforderte eine zweite Treppe an der Nordseite, die allerdings erneuert wurde. Die beiden Seitenchöre weisen unterschiedliche Breiten auf, in den schmaleren Nordseitenchor ragt der Fels bis ins Kircheninnere hinein. Die Gewölbe unter den Emporen sind schlichte Kreuzgratgewölbe, die der später errichteten Mittelempore und der oberen Decke sind bereits als Kreuzrippengewölbe ausgeführt, was die Entwicklung der Baustile während der Bauzeit widerspiegelt.

Ein umgedrehtes romanisches Kapitell haben die Erbauer der frühgotischen Kirche als Basis für die Abstützung der Orgelempore verwendet, die allerdings erst um 1356 errichtet wurde. Eine Verlängerung der Seitenemporen zu den Seitenchören mit einer Flachdecke erfolgte im 18. Jh.

In der südlichen Wand des Chorraumes – hinter der schlichten Kanzel aus dem 18. Jh. befindet sich ein erst 1951 vermauerter Chorsitz, der bei den Renovierungsarbeiten 1991 freigelegt und anschließend wieder vermauert wurde. Ebenso nur noch an Schatten im Putz erkennbar ist eine Tür zur ehemaligen an den Hauptchor angebauten Sakristei, deren Fundament 2004 freigelegt und 2006 außerhalb der Kirche als Grundriss mit einer Pflasterung versehen wurde.
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Die Kirchenfenster
Die mittelalterlichen Fenster der St. Kastorkirche kaufte 1814 der in Nassau geborene und aufgewachsene Karl Freiherr vom und zum Stein, der mittelalterliche Glasmalereien sammelte und auch aus anderen Kirchen der Region (z.B. Kloster Arnstein) Fensterscheiben erwarb. Dausenauer Scheiben (Medaillon-Zyklus mit Szenen aus dem Leben Jesu) aus seiner Sammlung verschenkte er 1819/1820 an die neue evangelische Gemeinde St. Florin in Koblenz. Dort sind sie heute in einem Fenster im rechten Seitenchor eingebaut. Weitere mittelalterliche Fenster aus Dausenau mit Abbildungen des hl. Nikolaus (von Myra) und der hl. Katharina (von Alexandria) sind seit 1973 im Westfälischen Landesmuseum in Münster ausgestellt, zunächst als Leihgabe des Grafen von Kanitz, bis sie 2005 für das Museum erworben werden konnten.

Die 1955 eingebauten Glasmalereien in den Fenstern der Chorräume entstanden in der Marburger Werkstatt des Malers Erhardt Klonk. Die Fenster im Hauptchor stellen von unten nach oben gelesen Episoden aus dem Leben Jesu dar.
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Geburtsfenster (mittleres Fenster)

  • Verkündigung durch den Engel an Maria
  • Verkündigung an die Hirten
  • Geburt und Anbeten durch die Hirten und die Könige
  • Flucht nach Ägypten
  • Zwei geleitende Engel
  • Jesaja mit dem Spruchband (Jesaja 7,14) „…Sohn geboren, den wird sie Immanuel heißen“ (Im Vierpass)
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Passionsfenster (linkes Fenster)

  • Das letzte Abendmahl
  • Der betende Jesus im Garten Gethsemane mit den eingeschlafenen Jüngern
  • Jesus vor Pilatus, der seine Hände in „Unschuld“ wäscht
  • Die Kreuzigung
  • Zwei Engel mit den Marterwerkzeugen
  • König David mit dem Spruchband (Psalm 22,2): „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Im Vierpass)
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Auferstehungsfenster (rechtes Fenster)
  • Jesus in der Unterwelt. Der auferstandene Jesus steht mit einem Fuß in Siegerpose auf der am Boden liegenden dunklen Gestalt mit Drachenflügel; symbolisch für den Sieg über den Tod, während vier blasse Menschen mit geschlossenen Augen die Arme hilfesuchend Jesus entgegenstrecken
  • Die Frauen am leeren Grab
  • Christi Auferstehung; seine vor Angst zitternden Wachen, die aus Furcht wie Tod erscheinen und ein Engel
  • Christus mit den Emmausjüngern
  • Zwei jubilierende Engel
  • Hosea mit dem Spruchband (Hosea 6,2): „Er wird uns am dritten Tage aufrichten“ (Im Vierpass)
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Fenster im linken Seitenchor
  • Petrus (Vergangenheit) mit dem Hahn über seinem Kopf (als Symbol des Leugners und seiner Reue), dem Schlüssel und dem Spruchband mit seinem Bekenntnis (Matthäus 16,16): „du bist Christus, des Lebendigen Gottes Sohn
  • Paulus (Gegenwart) mit der herab kommenden Taube über seinem Kopf als Symbol für den Heiligen Geist. Er hält ein Buch mit dem Text aus seinem hohen Lied der Liebe in seiner Hand (1. Korinther 13,1): “…und hätte der Liebe nicht„
  • Johannes (Zukunft) mit dem Adler als Symbol für Weitsicht über seinem Kopf und das Spruchband mit den Worten (Offenbarung 1,7): “siehe, er kommt mit den Wolken„
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Fenster im rechten Seitenchor (zwei Fenster aus privaten Spenden)
  • Georg, der Drachentöter (links)
  • Erzengel Michael mit Schwert auf einer Wolke über der roten Erde als Kämpfer im Himmel
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Fenster im südlichen Seitenschiff
Der Maler Heinz Hindorf aus Michelstadt stellt 1972 Szenen aus dem alten und neuen Testament gegenüber. Die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet für die Menschen das Erkennen von Gut und Böse, was im Fenster im Brudermord von Kain und Abel mündet. Auf der anderen Seite steht die Kreuzigung Jesu, die die Menschen zur Liebe und Barmherzigkeit (Barmherziger Samariter) führen sollen.
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Wandmalereien und Tabernakeltür
Die nach der Reformation übertünchten Malereien wurden durch Pfr. Heinrich Klein 1878 wieder unter dem Putz entdeckt und konnten 1902 durch den späteren Mainzer Prof. Bruno Panitz wieder rekonstruiert werden.

Beeindruckend zeigt sich der Passionsfries im Hauptchor. Im Wechsel zwischen zwei Apostelfiguren und Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu wird die Wandmalerei durch einen 1525 vergrößerten Wandtabernakel, in dem Abendmahlsgeräte und die Monstranz mit der Hostie aufbewahrt wurden, unterbrochen.

Die Malereien zeigen von links beginnend:
  • Andreas (Andreaskreuz) und Johannes (Kelch)
  • Jesus im Garten Gethsemane mit den schlafenden Jüngern
  • Jakobus der Ältere (Buch und Schwert), der zweite Apostel ging bei der Vergrößerung des Tabernakels verloren
  • Wandtabernakel
  • Gefangennahme Jesu (Judaskuss)
  • Paulus (Buch und Schwert) und Petrus (Himmelsschlüssel)
  • Christus vor Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht
  • Simon (Buch und Säge) und Matthias/Matthäus (Buch und Schwert)
  • Geißelung Jesu
  • Philippus (Buch und Kreuzstab) und Bartholomäus (Buch und langes Messer)

Thematisch fehlen beim Passionsfries nur zwei Bilder: die Kreuzigung und zwei der zwölf Apostel, die vermutlich bei der Freilegung der Wandmalereinen nicht mehr erkennbar waren.

Die Tür des Wandtabernakels gehörte zu einem freistehenden Sakramentshäuschen. Zwischen 1400 und 1430 wurde auf der Innenseite der Tür eine Gregorsmesse aufgebracht, in Dausenau ist sie erstmals auf einer Sakramentshaustür dargestellt. Gezeigt wird Papst Gregor I. bei der Feier der Heiligen Messe vor einer Erscheinung des leibhaftigen Christus als Schmerzensmann. Das Sakramentshäuschen wurde offensichtlich aufgegeben, der Wandtabernakel vergrößert und die Tür dort in den Passionsfries eingebaut. Die Malereien um den Wandschrank mit dem Schweißtuch der Veronika, dem auferstandenen Christus, den zwei Engeln mit den Marterwerkzeugen heben die Bedeutung der Abendmahlsfeier hervor. An dieser Stelle befindet sich die einzige Jahreszahl in der Kirche: 1525.

Bei den Wandmalereien oberhalb des Frieses neben den Fenstern handelt es sich um die Darstellungen der Krönung Marias und der hl. Katharina.
Im nördlichen Seitenchor gibt es zwei Wandbilder: “Christus mit Moses und Elias„ (Verklärung auf dem Berg Tabor) und “vier Heilige„ mit darüber gesetzten Namen Nicolaus (um 1960 zerstört, Rest der Schärpe konnten 2016 wieder freigelegt werden), Katharina, die Brüder Komas und Damian.
Im südlichen Seitenchor ist die Legende des Martyriums der Zehntausend auf dem Berg Ararat dargestellt, zwischen den Fenstern eine Heilige.
Die Gewölbemalereien im südlichen Seitenschiff zeigen das Martyrium des hl. Sebastian und das Martyrium der hl. Margaretha.
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Altar und Taufbecken
Die Altarplatte aus Schupbacher Lahnmarmor (1842) erhielt 1956 den Sandsteinunterbau. Das Sandsteintaufbecken mit dem Symbol der Taube wurde 1957/58 als Meisterstück von dem Bad Emser Steinmetz Wolfgang Esser gefertigt und kam 1964 in die Kirche.
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Orgel
Die mit zwei Manualen, 21 Registern und 1355 Pfeifen ausgestattete Orgel wurde von der Fa. Förster & Nicolaus in Lich 2006 gebaut. Der Orgelprospekt stammt aus der von Daniel Buderus in Nassau 1842 erschaffenen Orgel.
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Kulturdenkmal
Die St. Kastorkirche wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis (Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP, Stand 08.04.2021) geführt. Der Eintrag lautet:
“Eva. Pfarrkirche St. Kastor Kirchgasse 13, Emporenhalle mit drei Chören, 1. Hälfte 14. Jh., spätromanischer Westturm; auf dem Friedhof Grabmal J. Kurt († 1824), Bildhauer Josef Scholl, Mainz, ruinös„.
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(Heidemarie Jung, Dausenau, 2022)


Internet
www.historisches-dausenau.de: St. Kastorkirche (abgerufen 14.09.2022)
www.kirchengemeinde-dausenau.info: St. Kastorkirche (abgerufen 14.09.2022)
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Literatur

Bruchhäuser, Kurt (1997)
Aus der Geschichte der Kirchengemeinde. In: Heimatbuch Dausenau und seine Geschichte, Dausenau.
Bruchhäuser, Kurt (1986)
Dausenau an der Lahn. Geschichte des Kirchspiels. Dausenau.
Fischbach, Stefan (2013)
Dausenau an der Lahn. Rund um die St. Kastorkirche. (Rheinische Kunststätten, Heft 548.) Köln.
Fischbach, Stefan (1997)
Die St. Kastorkirche. Bemerkungen zu Bedeutung, Kunst- und Baugeschichte. In: Heimatbuch Dausenau und seine Geschichte, herausgegeben von Gerhard Schäfer, Dausenau.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 19. April 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis, abgerufen am 20.06.2023
Wegener, Hans-Helmut / Rheinischen Landesmuseum Trier (Hrsg.) (2003)
Archäologische Untersuchungen in der St. Kastor-Kirche zu Dausenau. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel; 8, Trier u. Koblenz.

Kirche Sankt Kastor in Dausenau

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bergstraße 3
Ort
56132 Dausenau
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Heidemarie Jung (2022): „Kirche Sankt Kastor in Dausenau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343998 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
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