2007 bis 2009 wurden 18 ha des Naturschutzgebietes Worringer Aue mit Mitteln der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) umgestaltet. Acker und Weide (Abbildung 3) wurden zu einer strukturreichen revitalisierten Aue (Abbildung 4) mit unterschiedlichen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Wesentliche Elemente des Maßnahmeplanes sind in der Abbildung 5 festgehalten. Die wichtigsten Änderungen waren:
- Ausweitung des Frohnweihers als Flutmulde mit nach Osten sanft ansteigender Böschung;
- Anlage von 2 Flutmulden auf beiden Seiten des Werthweges als wechselfeuchte Biotope im Mittelwasserniveau;
- Anpflanzungen 10.400 Gehölze und Sträucher 275 Bäume (Baumreihen, Solitärbäume, Kopfbäume);
- Nutzungsänderung Dauergrünland mit extensiver Mahd und Schafweide
Maßnahme Ausweitung des Frohnweihers
Der Frohnweiher wurde als Flutmulde mit nach Osten sanft ansteigender Böschung ausgeweitet und eingezäunt (Abbildung 6). Die Flutmulde mit Kräutern, Gräsern und Weidenbüschen ist umrahmt von einer Hochstaudenflur. Solitärbäume und eine Baumreihe erhöhen die strukturelle Vielfalt. Die gelegentliche Beweidung mit Schafen (Abbildung 7) hält die Vegetation kurz und reduziert das Aufkommen der Brennessel. Bei Hochwasser bleibt die Flutmulde länger geflutet (Abbildung 8), hat zunächst noch eine Verbindung zur Pletschbachmündung und ermöglicht Fischen das Ablaichen an den Pflanzenstängeln von Hochstaudenflur und Flutmulde.
Maßnahme Anlage von 2 Flutmulden
Zwei weitere Flutmulden wurden näher zum Rhein auf beiden Seiten des Werthweges durch Vertiefung eines natürlichen Armes angelegt. Die nördliche Flutmulde (Abbildungen 9 und 10) hat über die Pletschbachmündung und den alten Worringer Hafen Verbindung zum Rhein, entspricht also einem nicht abgeschnürten Altarm.
Bei länger anhaltendem Niedrigwasserstand trocknet die Flutmulde vollständig aus (Abbildung 11). An der Südseite des Werthweges wurde eine Flutmulde geschaffen, die bei ansteigendem Hochwasser (etwa ab 710 cm Kölner Pegel) von Norden über die neu gestaltete Mulde geflutet wird (Abbildung 12). Sinkt der Wasserstand wieder, bleibt das Wasser dank der Abdämmung durch den Werthweg in der südlichen Mulde erhalten (Abbildung 13). Der Wasserhaushalt der Flutmulde entspricht somit dem eines Altwassers, das nur noch bei Hochwasser vom Rhein beeinflusst wird (Abbildung 14). Die Flutmulde wurde in feinkörnigen Hochflutablagerungen des Rheines angelegt. Sie verliert dadurch kaum Wasser durch Versickerung. Der Wasserspiegel sinkt zwar durch Verdunstung, aber selbst nach Monaten der Trockenheit ist noch ein Stillwasser für Tier- und Pflanzenwelt vorhanden (Abbildung 15).
Maßnahme Anpflanzungen
Auf den Bildern von der Flutmulde südlich des Werthweges erkennt man rechts eine Reihe von Bäumen, die als Kopfbäume geplant waren. Mit den in Reihen angepflanzten Kopfbäumen (Abbildung 16) soll ein charakteristisches historisches Kulturlandschaftselement der niederrheinischen Landschaft mit seinen wichtigen ökologischen Funktionen neu entstehen.
Kopfbäume bildeten sich, wenn bei einem Stammdurchmesser zwischen fünf und zehn Zentimetern in einer Höhe von ein bis drei Metern der Stamm abgeschlagen wurde. Damit wurde das Höhenwachstum gestoppt und ein Neuaustrieb mit vielen Schösslingen gefördert. Die Triebe wurden je nach vorgesehener Nutzung immer wieder geschlagen, so dass sich auf dem langsam dicker werdenen Stamm die Austriebstelle kopfartig verbreiterte. Vor allem Weiden (Abbildung 17), aber auch Eschen und Eichen wurden als Kopfbäume betrieben. Der Schnitt diente der Gewinnung von Brennholz, Bau- und Flechtmaterial, Viehfutter oder Stalleinstreu.
Die historischen Nutzungsformen sind weitgehend aufgegeben. Heute sind Kopfbäume von Bedeutung als markante Kulturlandschaftselemente und als ökologisch wertvolle Lebensräume. Vor allem alte Bäume (Abbildung 18) bieten mit ihrem hohen Anteil an Totholz und Aushöhlungen Brutplätze für Steinkauz und andere Höhlenbrüter, bieten Deckung für viele nachtaktive Säugetiere und zählen zu den insektenreichsten Pflanzen Mitteleuropas.
Vom Damm sieht man die Baumreihen und Baumgruppen, die neu angelegt sind (Abbildung 19). Hinzu kommen über 1 000 Gehölze und Sträucher, vor allem an den Rändern der Flutmulden. Im Muldentiefsten wurden regionaltypische Wasser- und Sumpfpflanzen eingesetzt.
Maßnahme Nutzungsänderungen
Die Abbildung zeigt auch das durch Einsaat zu einer artenreichen Glatthaferwiese überführte ehemalige Ackerland. Es wird als Dauergrünland mit extensiver Mahd und als Schafweide genutzt.
Für den Artenreichtum wurden zudem Blühstreifen (Abbildung 20) angelegt. Die Wiese wurde umgebrochen und Mulchsaat aufgebracht, die aus einem vergleichbaren artenreichen Auenbereich gewonnen wurde. Ein Teil der nun vorkommenden Blütenpflanzen ist in dem Artikel Blühende Aue dargestellt.
Die Beweidung mit Schafen geht bei Niedrigwasser bis ans sandig-kiesige Ufer. Durch die Schafe werden aufkommende Weidenbüsche dezimiert. Gras und Kräuter werden kurz gehalten. Dies erleichtert manchem Bodenbrüter, aber auch dem Star und dem selten gewordenen Steinkauz die Nahrungssuche.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass durch die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der Wert der Worringer Aue für den Landschaftshaushalt deutlich erhöht wurde. Willkommenes Nebenprodukt ist eine „Aue fürs Auge“, die jedoch empfindlich gegenüber Störungen ist. Deshalb sollten BesucherInnen auf den Wegen bleiben.
(Reinhard Zeese, L.E.B. & Partner, 2021)