Die jüdische Gemeinde Poppelsdorf seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Zur Poppelsdorfer Gemeinde, die sich 1875 von der Bonner Synagogengemeinde trennte, gehörten auch Ippendorf, Kessenich, Dottendorf, Lengsdorf, Duisdorf und Endenich. 1932 waren Kessenich, Dottendorf, Duisdorf und Lengsdorf angeschlossen.
Gemeindegröße um 1815: 42 (1808), um 1880: 51 (1885), 1932: Ohne Angabe, 2006: - (vorstehende Angaben alle nach Reuter 2007; www.jüdische-gemeinden.de nennt ferner 1815: wenige Familien, 1831: 20, 1843: 124, 1880: ca. 55 und 1890: ca. 230 Gemeindemitglieder).
Die jüdische Gemeinde Endenich seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Zwar gehörten die Endenicher Juden seit Anfang des 19. Jahrhunderts zur Poppelsdorfer Gemeinde, doch waren sie, zusammen mit den Duisdorfern, um Selbständigkeit bemüht.
Gemeindegröße um 1815: 16 (1808), um 1880: 61 (1885), 1932: -, 2006: -.
Bethaus: Um 1850 bestand in Endenich mehrere Jahre lang ein Betsaal, trotz der Opposition der Poppelsdorfer Gemeinde und der staatlichen Behörden (vorstehende Angaben alle nach Reuter 2007).
Die Synagoge Poppelsdorf
Ende der 1830er Jahre konnte der erste Betsaal eingerichtet werden, 1850-52 entstand eine Synagoge durch Umbau eines Fabrikgebäudes, 1902 wurde ein Synagogenneubau eingeweiht. 1938 wurde die Synagoge verbrannt, danach abgerissen (Reuter 2007, vgl. ebenso Groten 2006).
„Ihren ersten Betsaal richtete die Poppeldorfer Gemeinde in einem Hause in der Clemens-August-Straße ein. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Fabrikgebäude angekauft, das zu einer Synagoge mit Frauenempore umgebaut wurde. Um die Jahrhundertwende ließ die größer gewordene Synagogengemeinde an der Ecke Bennauerstraße / Jagdweg eine neue Synagoge errichten. Dieser nach den Plänen des Bonner Architekten Wilhelm Weinreis im maurischen Stile gestaltete Neubau wurde im Mai 1902 feierlich eingeweiht; in diesem fanden ca. 100 Männer und 65 Frauen auf der Empore Platz. Im Gegensatz zu seinem recht auffälligen Äußerem war der Innenraum relativ schlicht eingerichtet.“ (www.jüdische-gemeinden.de)
Die Synagoge galt mit ihrem ortsuntypischen maurischen Stil als das bis dahin bedeutendste Werk von Wilhelm Weinreis (1872-1906), als bauliches Vorbild gilt die 1879 eröffnete Alte Bonner Syngoge. Für das neue Poppelsdorfer Gotteshaus hatte Weinreis' in der Bonner Südstadt ansässiges Bureau für Architectur und Bauausführung gleich mehrere Varianten entworfen.
1927 wurde das Gebäude unter der Leitung des Kölner Architekten Robert Stern (1885-1964) umgebaut (de.wikipedia.org, Robert Stern u. Bemmelen 2002).
„Am 10. November 1938 setzten nationalsozialistische Gewalttäter die Poppelsdorfer Synagoge in Brand; nachdem sie sich mit Äxten Zugang verschafft hatten, wurde die Inneneinrichtung mit Benzin übergossen und angezündet. Das Gebäude brannte völlig aus; die Ruine wurde ein halbes Jahr später abgetragen.“ (www.jüdische-gemeinden.de)
Gedenkstein und Mahnmal
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des einstigen Standorts der Synagoge (heute Jagdweg 19b) erinnert seit 1963 an der Ecke Jagdweg / Bennauerstraße ein Gedenkstein an das zerstörte Gotteshaus. Die in Versalien gehaltene Inschrift des Gedenksteins lautet:
An dieser Stelle stand die Poppelsdorfer Synagoge
Sie wurde im Jahre 1902 erbaut und bei den national-
sozialistischen Gewalttaten gegen unsere jüdischen
Mitbürger am 9. November 1938 zerstört
Sie wurde im Jahre 1902 erbaut und bei den national-
sozialistischen Gewalttaten gegen unsere jüdischen
Mitbürger am 9. November 1938 zerstört
Neben dem Gedenkstein wurde am 9. November 1988 ein Mahnmal in Form einer stählernen Menora errichtet, die von dem Bonner Kunstschmied Hans Wolfgang Delfosse geschaffen wurde. Die Menora, ein siebenarmiger Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022/23)
Internet
www.jüdische-gemeinden.de: Poppelsdorf (abgerufen 11.04.2022)
de.wikipedia.org: Synagoge Poppelsdorf (abgerufen 11.04.2022)
de.wikipedia.org: Robert Stern (abgerufen 11.04.2022)
de.wikipedia.org: Wilhelm Weinreis (abgerufen 11.04.2022)