Kaufhof Kalk

vormals Kaufhaus Leonard Tietz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 15,23″ N: 7° 00′ 5,79″ O 50,93756°N: 7,00161°O
Koordinate UTM 32.359.591,34 m: 5.644.783,25 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.447,61 m: 5.645.178,62 m
  • Fassade des ehemaligen Kaufhofs in Köln-Kalk (2021)

    Fassade des ehemaligen Kaufhofs in Köln-Kalk (2021)

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    Theresa Steidl / CC BY 4.0
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    Theresa Steidl
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Der ehemalige Kaufhof an der Kalker Hauptstraße wurde erstmals im Jahr 1929 unter dem Namen „Kaufhaus Leonard Tietz“ eröffnet. Nach der Zwangsenteignung des jüdischen Inhabers Alfred Leonard Tietz durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg wurde daraus der Kaufhof, welcher bis 2012 bestand. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er im Stil der 1950er Jahre wiederaufgebaut, was auch heute noch das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt.
Als frühere Haupteinkaufsmöglichkeit im Stadtgebiet Köln-Kalk entstand mit der Eröffnung der Köln-Arcaden ein starker Konkurrent. Mit einem veralteten Sortiment galt der Kalker Kaufhof irgendwann nicht mehr als konkurrenzfähig, sodass seit den 1970er Jahren kaum noch in das Gebäude investiert wurde, bis es im Juli 2012 schließlich leer stand.

Ein neuer Plan für den alten Kaufhof
In den folgenden Jahren setzte sich die Standortgemeinschaft in Köln-Kalk dafür ein, die Hauptstraße wieder attraktiver zu gestalten, wobei das ehemalige Kaufhof-Gebäude eine wichtige Rolle spielte.
So erwarb das Immobilien-Unternehmen „Ten Brinke“ die leerstehende Warenhaus-Immobilie einschließlich des Parkplatzes an der Sieversstraße von der Metro-Gruppe. Bei einem Architekten-Wettbewerb erarbeiteten sie ein Konzept, das die Neunutzung des Gebäudes mit Einzelhandel, Tiefgarage und Wohnungen möglich machen sollte. Das gesamte Objekt sollte dann unter dem Namen „Kalkhof“ laufen und schlüsselfertig von der Wohnungsbaugesellschaft GAG als künftiger Vermieter übernommen werden.

Der Denkmalschutz im Strukturwandel
Das Bauvorhaben wurde dadurch erschwert, dass der Stadtkonservator das gesamte Gebäude im März 1994 als erhaltenswert eingestuft hatte. Dabei stehen die Fassade mit dem markanten Flugdach, welche ein herausragendes Beispiel der 1950er Jahre Architektur ist, sowie zwei Achsen innerhalb des Gebäudes und einige Rundsäulen im Erdgeschossbereich unter Denkmalschutz und dürfen durch den Umbau nicht beschädigt oder verändert werden.
Der fertige Plan für den Umbau sah vor, im Erdgeschoss sowie im Obergeschoss des vorderen Gebäudeteils auf rund 6900 Quadratmetern ein Einkaufszentrum einzurichten. Mit einem „Kaufland“-Warenhaus als Anker-Mieter auf 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche, einer Woolworth-Filiale auf 1200 Quadratmetern, einem DM-Drogeriemarkt auf 800 Quadratmetern und einigen weiteren kleinen Geschäften, wie Apotheke, Bäckerei und Blumenladen, sollte ein umfassendes Einkaufsangebot zur Verfügung gestellt werden. Im Untergeschoss ist eine Tiefgarage mit 190 Parkplätzen für Autos sowie Abstellflächen für rund 200 Fahrräder geplant. Außerdem sollen 106 Wohneinheiten mit einer Fläche von 30 bis 120 Quadratmetern entstehen. Insgesamt sollen dabei rund 45 Millionen Euro bei einer geplanten Bauzeit von 18 Monaten investiert werden.
Nach der Fertigstellung Ende 2018 verfügt das, in „Kalkhof“ umgetaufte, Gebäude im Erdgeschoss ca. 6500 Quadratmeter Handelsflächen, die fußläufig über die stark frequentierte Kalker Hauptstraße erreichbar sind. Darüber werden insgesamt 92 neue Wohnungen angeboten. Auf dem Plateau entstehen ebenfalls Grünflächen, Bänke und eine Spielfläche. Im Untergeschoss des Bestandsgebäudes stehen insgesamt ca. 190 Stellplätze für die Bewohner*innen und Kund*innen zur Verfügung.

Ein Beispiel für Multidimensionalität
Der Kalkhof ist ein herausragendes Beispiel für den gelungenen Strukturwandel, der die Geschichte der Stadt mit seiner denkmalgeschützten Fassade und die moderne Stadtlandschaft in seinen neuen Elementen darstellt. Hier wurde schlecht genutzte und leerstehende Fläche großflächig umfunktioniert und erneuert, sodass es heute ein Ort der Begegnung für die Menschen ist. Der Gebäudekomplex zeigt sich mit seinen unterschiedlichen Nutzungsformen genauso vielfältig wie das multidimensionale Stadtviertel Köln-Kalk selbst und ist eine gelungene Integration in das bestehende Stadtbild.

(Theresa Steidl, Geographisches Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Univeristät Bonn, 2022)

Quelle
Interview mit Herrn Dr. Klaus-Dieter Kleefeld, Köln-Kalk, 20.12.2021.

Internet
ksta.de: „Kaufhof wird zu Kalkhof“ (abgerufen 01.03.2022)
tenbrinke.com: Immobilienunternehmen Ten Brinke (abgerufen 01.03.2022)
www.deutsche-biographie.de: Leonhard Tietz (1849-1914), Unternehmer, Kaufmann, Warenhausbetreiber (abgerufen 08.03.2022)
www.deutsche-biographie.de: Alfred Leonhard Tietz (1883-1941), Unternehmer, Generaldirektor der Leonhard Tietz AG (abgerufen 08.03.2022)

Literatur

Meynen, Henriette (1992)
Kalk. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung X, Nr. 54.) Köln.
Meynen, Henriette (1990)
Köln: Kalk und Humboldt-Gremberg, mit Beiträgen von Sabine Czymmek. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln, Band 7.) S.358, Köln.

Kaufhof Kalk

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kalker Hauptstraße 108-116
Ort
51103 Köln - Kalk
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1929 bis 1958

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Kaufhof Kalk”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343342 (Abgerufen: 1. November 2024)
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