Das ehemalige Schulgebäude in Laubenheim liegt in der Kirchgasse 4, in direkter Nähe zur Evangelischen Pfarrkirche. Im Jahre 1730 wurde das Gebäude zu einer Schule umfunktioniert. Der Unterricht fand dort bis in die 1950er Jahre statt. Heute ist in dem Haus das Gemeindezentrum untergebracht.
Gebäude Das Gebäude auf rechteckigem Grundriss hat zwei Stockwerke und ein Kellergewölbe, das sich zur Hälfte über dem Straßenniveau befindet. Aus diesem Grund liegt das Erdgeschoss gegenüber dem Vorplatz erhöht, im Hochparterre. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über mehrere Stufen. Das Kellergewölbe ist von außen über eine aufklappbare Tür aus Metall zu erreichen. In die weiße Fassade sind mehrere hochrechteckige Fenster eingelassen. Diese werden von dunkelbraunen Fensterläden flankiert. Das Gebäude schließt mit einem Walmdach ab (siehe Abbildung in der Mediengalerie).
Kurzer Überblick zur Schulgeschichte Bis zum 17. Jahrhundert wurden Schulen in deutschen Fürstentümern und Reichstädten nur von wenigen Kindern besucht. Es handelte sich dabei um „vor allem Kloster- und Lateinschulen“ (Edelstein/Veith 2017, S. 1). Dies änderte sich mit der Reformation. Innerhalb der Herrschaftsgebiete führten die Landesfürsten nach und nach die Schulpflicht ein. Kirchliche Vorstellungen waren hier maßgebend. Entsprechend hält Klaus Müller fest: „So hat sich das protestantische, wie das katholische Schulnetz im 17. Jahrhundert deutlich verdichtet. Im Vordergrund des Unterrichts stand die religiöse Erziehung. Nicht selten wurden Lesen und Schreiben anhand der Bibel oder der Katechismen gelehrt“ (zitiert aus: www.rheinische-geschichte.lvr.de)
Konfessionalisierung und die Etablierung des Bildungswesens waren und wurden also aufeinander bezogen. In der Folge erhielten auch Kinder aus nicht-privilegierten Milieus Zugang zu Elementarschulen - oder Volksschulen, wie man heute sagen würde. Lesen, Schreiben und Rechnen konnten somit erlernt werden.
Sozialhistorischer Hintergrund Vielerorts musste dem Schulmeister für die Teilnahme am Unterricht ein Schulgeld bezahlt werden (vgl. Edelstein/Veith 2017, S. 2). Daraus resultierten unterschiedliche Schwierigkeiten. Wegen Geldmangels waren einige Schuldienste insbesondere in den Landgemeinden und Dörfern nicht besetzt. Mit Blick auf ein Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1627 schreibt Wagner: „Insbesondere in den Landgemeinden und Dörfern führte das geringe oder gar nicht vorhandene Schuldiensteinkommen dazu, dass einige Schuldienste nicht besetzt waren. Dieser Umstand geht aus einem Protokoll einer Visitation hervor, die im Januar 1627 in den spanisch besetzten Oberämtern Kreuznach und Stromberg durchgeführt wurde“ (Wagner 2017, S. 136).
Die Jahreseinkünfte von reformierten Lehrern in Laubenheim (Inspektion Stromberg) im Jahre 1734 lagen bei jährlich 22 Gulden und vier Malter (Volumenmaß für Schüttgut) Getreide (vgl. Wagner 2017, S. 351 u. S. 686). Die Situation blieb zunächst für Lehrpersonen, Schülerschaft und Eltern gleichermaßen prekär. In den meisten deutschen Ländern lag die Einschulungsquote am Ende des 18. Jahrhunderts bei „deutlich unter 50 Prozent, da weder eine flächendeckende Unterrichtsversorgung gewährleistet werden konnte, noch die Eltern sonderlich gewillt waren Schulgeld zu entrichten und auf die hauswirtschaftliche Mitarbeit ihrer Kinder zu verzichten“ (Edelstein/Veith 2017, S. 2).
Zudem begleiteten konfessionelle Spannungen seitens der Eltern gegenüber den Lehrinhalten den Schulalltag von Anfang an. Wagner schreibt dazu mit Blick auf Laubenheim: „Nicht überall wurde es von den Eltern positiv aufgenommen, dass ihre Kinder an den reformierten Schulen mit anderskonfessionellen Lehrinhalten konfrontiert wurden. In Laubenheim hatten die katholischen wie auch die lutherischen Eltern gelitten, daß ihre kinder den Reformirten kleinen Catechismo und gebetter haben“. (Wagner 2017, S. 188; Generallandesarchiv Karlsruhe).
In der Ortsgeschichte kommt auch Hofmeister darauf zu sprechen. In einem Dokument aus dem Jahre 1779 heißt es, „daß die reformirte Schule zu Labenheim zwischen beiden religionsverwandten nicht gemeinschaftlich seyen, … und der reformirte Schulmeister die dortigen (lutherischen) Kinder (…) gleichsam als fremdlinge gegen das gewöhnliche Schulgeld unterrichte“. (Hofmeister 2020, S. 101).
Geschichte des Gebäudes Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Laubenheim unterrichtet. So hat Marco Wagner herausgearbeitet, dass es im Jahre 1694 44 Schüler gab. Als Lehrer unterrichtete zu dieser Zeit Gabriel Bechtholt aus Appenheim (siehe Lehrpersonen unten). In welchem Schulgebäude Bechtholt unterrichtete, ist bislang unbekannt. Erst im Jahre 1730 erwarb die Gemeinde das Gebäude in der Kirchgasse 4 und baute dieses zum Schulhaus um (vgl. Hofmeister 2020, S.101).
In einer Urkunde des evangelischen Pfarrarchivs aus demselben Jahr ist der Kauf belegt:
„Zu heut uns gefällig Dato hat sich ein aufrichtiger Kauf und Verkauf zugetragen. Ursach: Es verkauft Hanspeter Ruth (?) sein Eigentum: Wohnhaus, Hof und Garten und aller gerechtsame Gerechtigkeit an das reformierte Consistorium allhier für ein Schulhaus für und umb 210 R.177 bares Geld, worin Kauf und Kaufbrief soll das Consistorium zahlen und Hanspeter Ruth verspricht, das Kapital so bei sb. Commonicus Mertzer in Mainz sofort in freier Obligation noch ein Jahr zu behalten. Wollen aber gedb. Consistorium die fälligen á 5 per Hundert Interesse zahlen will, welchen Kauf und ... dergestalt geschlossen werden, ...dass im Fall es Herr Pfarrer bey hochwürdigem Kirchenrath so will in Ansehung die Ratifizierung des Contracts als auch die dazu benöthigten Collecten ...nicht würde ausmachen können, so soll der Kauf Null und nichtig sein“ [Hervorhebung im Original] (Hofmeister 2020, S. 101). Unterzeichnet ist das Dokument von Hanspeter Ruth als Verkäufer und dem reformierten Laubenheimer Pfarrer Johann Theobald Klein (1728-1775) als Käufer (vgl. ebd. S. 101).
Bis in die 1950er Jahre wurde das Gebäude in der Kirchgasse 4 schließlich als Schule genutzt. Im Jahre 1954 zog die Schule in einen Neubau um. Aber auch dieser Neubau wurde nur wenige Jahre als Schule genutzt. Heute gehen die Kinder aus dem Ort in die Schulen in Langenlonsheim oder Stromberg (ebd. S. 102).
Lehrpersonen Ende des 17. Jahrhunderts sind in Laubenheim folgende Lehrpersonen überliefert: Gabriel Bechtholt unterrichtet in den Jahren 1693/94. Ihm folgen Hanß Peter Hanß (1696-1697) und Johannes Ebersbach (1698-1701). Anfang des 18. Jahrhunderts weist Wagner zudem folgende Lehrer nach: Johann Scherbe (1709), Johann Scherff (bis 1717), Joh. Nicolaus Baußmann (1724), Joh. Philipp Baußmann (1734) und Philipp Henrich Baußmann (1747-1760); letzterer wird dann durch Joh. Jacob Bender ersetzt (Wagner 2017, S. 531-626).
(Alexander Tibo-Gnosa, Universität Koblenz-Landau, 2021)
Internet www.rheinische-geschichte.lvr.de: Müller, Klaus, 1609 bis 1794 - Vom jülisch-klevischen Erbfolgestreit bis zum Ende des Ancien Regime (abgerufen 10.11.2021) www.bpb.de: Schulgeschichte bis 1945: Von Preußen bis zum Dritten Reich (abgerufen 11.11.2021)
Literatur
Edelstein, Benjamin; Veith, Hermann (2017)
Schulgeschichte bis 1945. Von Preußen bis zum Dritten Reich. o. O.
Hofmeister, Günter (2020)
Zur Geschichte von Laubenheim. Laubenheim.
Wagner, Marco Michael (2017)
Das Elementarschulwesen in der Kurpfalz von 1556 bis 1803. Mannheim.
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