Geschichte
Datierung: 16. -18. Jahrhundert, 1884-1920
Inspiriert von dem blühenden Geschäft mit Branntkalk erwirbt der aus Schlesien stammende Johann Carl Jacob 1883 den ruinösen alten Trichterofen und errichtet dort 1884 zwei neue Trichteröfen. Der nötige Kalkstein kommt wahrscheinlich aus den im Düsseltal liegenden Brüchen bei Frinsberg und Bracken. Der fertig gebrannte Kalk gelangt zuerst mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof Gruiten/Haan. 1893 investiert Jacob in einen neuen Ringofen (Nr. 1) an der Elberfelder Bahn bei Gellenkothen mit eigenem Gleisanschluss. Die Trichteröfen des Werk Lindenbeck liegen jedoch im Tal direkt unterhalb, rund 35 Meter tiefer.
Um den hier gebrannten Kalk zur Bahnverladung transportieren zu können baut man um 1895 eine Feldbahn. Sie führt in sechs Spitzkehren am Hang entlang bis auf die Höhe zum Ringofen bei Gellenkothen.
1897 werden der Kalkofen Lindenbeck und die umliegenden Brüche von der Firma „O. & E. A. Menzel“ erworben, die den Abbau im Düsseltal nun erheblich intensiviert. Schon 1902 fusioniert die Firma mit der „Gewerkschaft Pluto“, die einen Bruch bei Schragen im Düsseltal betreibt (Bruch Nr. 4), zur „Aktiengesellschaft Bergische Dolomit und Weißkalkwerke Dornap“. Diese Firma errichtet neben den beiden in der Lindenbeck vorhandenen Trichteröfen zwei weitere mächtige Trichteröfen zur Herstellung von Sinterdolomit.
1907 wird das Werk Lindenbeck dann zusammen mit den Brüchen im Düsseltal von der „RWK Dornap“ übernommen und bis 1912 bis auf fünf Öfen erweitert. BERNDT (2020) vermutet, dass es sich um einen Vorläufertyp der späteren Schachtöfen gehandelt hat. Die Öfen wurden mittels Kippwaggons von oben beschickt. Zehn Meter tiefer konnte der gebrannte Dolomit entnommen werden. Der zugehörige Schornstein ist damals der höchste Deutschlands und wird Wahrzeichen der Anlage. 1920 endet der Betrieb, 1932 erfolgt die Sprengung des Schornsteins. Die weiteren Gebäude des Werks werden wohl im selben Zeitraum abgebrochen.
Die Produktion von Kalksinter verlagert man um 1923 in das modernisierte Werk an der Fuhr oberhalb von Gruiten, wo anstelle des alten Doppelringofens eine neue Sinterofenanlage entsteht. Heute erinnert kaum etwas an die ehemals so ausgedehnten Anlagen des Kalkwerks. Ein dichter Wald bedeckt das Areal. Auffällig ist eine rechteckige Freifläche, die von einem Landwirt als Lager genutzt wird. Am Hang sind dort hohe Stützmauern aus Bruchsteinen und Ziegeln sichtbar. Nur im Winter kann man weiter oberhalb, hinter der dichten Vegetation, noch weitere Ziegelmauern erkennen. Die Deutsche Grundkarte 1:5.000 (DGK 5) stellt einen Teil dieser Mauerreste dar. Der Vergleich mit historischen Fotos zeigt, dass von dem Werkskomplex lediglich ein kleines Trafohaus übrig geblieben ist.
Betreiber
- 1545: Im Rottzehntverzeichnis des Amtes Solingen wird ein Kalkofen in der Lindenbeck beim Hof Hardenberg erwähnt (BREIDBACH 1970, S. 106 und gruitenergeschichte.wordpress.com)
- 1633: Verzeichnis von Trichteröfen in einer Karte (LAV NRW AA 0627 / Reichskammergericht AA 0627, Nr. 5941 - W 188/471)
- 1884: Johann Carl Jacobs und Söhne; diese firmieren um 1890 unter dem Namen „Kalk-Brennerei Ellenbeck b. Haan (Bahnh.)“
- 1896/97: Firma „O. & E. A. Menzel“, Elberfeld
- 1902: „Aktiengesellschaft Bergische Dolomit und Weißkalkwerke Dornap“
- 1907-1920: „RWK Dornap“
Nachnutzungen
landwirtschaftlicher Lagerplatz
Heutiger Zustand
Die Freifläche auf der Talsohle wird von einem Landwirt als Lagerplatz genutzt. Die Ruinenflächen am Hang sind verbuscht und bewaldet.
Zugang
Privatgelände
Einzelbefunde
- Trafostation, WGS84: 6.99742,51.21549
- Diverse Stützmauern (s. DGK 5)
(Jörn Kling, 2022)
Internet
www.historisches-dorf-gruiten.de: Historisches Dorf Gruiten: Kalkabbau und Sinterwerke (abgerufen am 28.02.2022)
gruitenergeschichte.wordpress.com: Gruitener Geschichte(n): Die Wiege der Kalksteinindustrie (abgerufen am 28.02.2022)