Kloster Altenberg in Solms

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Solms
Kreis(e): Lahn-Dill-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 33′ 38,59″ N: 8° 26′ 49,91″ O 50,56072°N: 8,4472°O
Koordinate UTM 32.460.845,11 m: 5.601.123,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.460.904,06 m: 5.602.924,12 m
  • Kloster Altenberg in Solms (2020)

    Kloster Altenberg in Solms (2020)

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    Grabplatte aus Lahnmarmor im Kloster Altenberg in Solms (2020)

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    Becken aus Lahnmarmor im Kloster Altenberg in Solms (2020)

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    Kloster Altenberg in Solms (2020)

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Kloster Altenberg an der Lahn, unübersehbar über dem Fluss und der Straße gelegen, wurde im 12. Jahrhundert als Stift für Prämonstratenserinnen gegründet. Bedeutend war seine Rolle während der 70-jährigen Amtszeit von Gertrud, einer Tochter der Heiligen Elisabeth von Thüringen. In dieser Zeit wurden Kirche und Stiftsgebäude errichtet. Die zumeist adeligen Chorfrauen brachten ihre Mitgift in die Gemeinschaft ein. So verfügte das Stift über ausreichend Finanzmittel für den Bau und die prächtige Ausstattung der frühgotischen Kirche. Nach der Reformation blieb das Stift dank geschickter Diplomatie dem Prämonstratenserorden erhalten und war bis zu Beginn des 19. Jahrhundert eine katholische Enklave inmitten des protestantischen Umfeldes. Durch die napoleonische Neuordnung der deutschen Länder wurde Stift Altenberg dem Adelshaus Solms übereignet als Entschädigung für verlorene Gebiete links des Rheins.

Die Grafen von Solms-Braunfels nahmen Gebäude und Kirchenschatz in Besitz und verteilten die Kunstgegenstände an andere Orte ihrer weitläufigen Familie. So kam es dazu, dass Teile des Altenberger Nonnenaltars in Braunfels (Schreinaufsatz), Frankfurt (Flügeltafeln) und München (Madonnenskulptur) zu finden sind. Ein Armreliquiar der heiligen Elisabeth befindet sich in Bendorf, ein Kleidungsstück in Trier und die originalen Glasfenster in Erbach / Odenwald. Decken und Brüstungsgemälde aus Altenberg sind in der reformierten Kirche von Oberbiel zu sehen. Die verbliebenen Kunstschätze der Klosterkirche sind gleichwohl einen Besuch wert.

Der Hochaltar von 1734 wurde von Handwerkern der Hadamarer Kunstschule auf der frühgotischen Mensa aufgerichtet. Ein besonders schönes Fresko an der Südwand der Vierung stammt vermutlich aus der Zeit der Grablegung der Meisterin Gertrud um 1297. Es zeigt die Krönung Marias im Kreis der Apostel vor den Türmen des himmlischen Jerusalem. Gertruds Hochgrab vor dem barocken Altar ist eine vorzügliche Steinmetzarbeit aus dem 14. Jahrhundert und auch heute noch Ziel von Wallfahrten. Musikliebhabern ist Altenberg ein Begriff, denn die Orgel ist ein noch originales Werk von Johann Wilhelm Schöler von 1757. Sorgfältig restauriert, ist sie im Sommer Mittelpunkt von Konzerten.

Grabplatten aus Lahnmarmor
Nahe Oberbiel befand sich im 18. Jahrhundert ein kleiner Kalksteinbruch. Vermutlich sind die 6 Grabplatten aus Lahnmarmor. Der dunkelgraue bis schwarze Stein wurde für Grabplatten im nördlichen Querhaus und seitlich der Gertrudtumba verwendet. An der Wand des nördlichen Querhauses aufgerichtet steht die Platte für Gräfin Katharina Eleonora zu Solms von 1675. Alle fünf anderen Marmor-Grabplatten sind in den Boden eingelassen:

  1. Schlichte Grabplatte für 3 Prioren: Johannes Georg Herstein 1697, Wilhelm Edelborn 1739, Heinrich Rhode 1762. Edelborn war Renovierer des Stifts, kümmerte sich um Ausstattung und Bereinigung der Mythen um das Kloster, nördliches Querhaus.
  2. Grabplatte für 4 Kanoniker: Ludwig Mentges 1703, Bertram Friderici 1716, Hubertus Granjean 1753, Isfrid Gundelohe 1801, nördliches Querhaus.
  3. Grabplatte für 3 Meisterinnen: Anna Margaretha Forstmeisterin 1721, Anna Franziska von Ketschau 1749, Juliana von Alehrbach 1771, südlich Gertrudgrab.
  4. Grabplatte für 3 Meisterinnen: Margaretha Catharina von Calenberg 1737, Catharina von Schleiffras 1765, Anna Franziska von Wevelt 1780, nördlich Gertrudgrab.
  5. Grabplatte für 4 Schwestern: Anna Eva 1701, Maria Antonetta 1691, Anna Ursula Forstmeister 1718, Helena von Ketschau 1747, Boden vor Aufgang Querhaus.

Nach Auflösung des Konvents nutzte die evangelische Gemeinde von Oberbiel die Klosterkirche. Im Jahr 1883 wurde das Erbbegräbnis des Hauses Solms erneuert und die verstorbenen Mitglieder des Fürstenhauses hier beigesetzt. In den Konventsgebäuden zog ein evangelisches Kinderheim ein. 1952 wurden die Klosterbauten bei einem katastophalen Brand bis auf die Grundmauern zerstört. Die Kirche und der Torbau blieben verschont. Ein Wiederaufbau begann schon im Jahr darauf, denn die Diakonissen des Mutterhauses Königsberg fanden hier nach ihrer Vertreibung aus Ostpreußen eine neue Bleibe. Bis 2010 verbrachten die Diakonissen ihren Lebensabend in den Pflegezimmern. Seither wurde noch keine endgültige Nutzung der großen Gebäude gefunden. Eine evangelische geistliche Gemeinschaft versucht es mit der Errichtung eines Zentrums. Ein Förderverein bemüht sich um den Erhalt und die Nutzung der Klosteranlage.

Lahn-Marmor-Route
Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.

(Sibylle Kahnt, Lahn-Marmor-Museum Villmar, 2021)

Literatur

Dehio, Georg (1982)
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. München, Berlin.
Stenger, Hans Ulrich / Katholisches Bezirksamt Wetzlar; Evangelische Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels (Hrsg.) (1977)
Kloster Altenberg an der Lahn. Wetzlar und Braunfels.
Wabel, Willi / Historische Kommission für Nassau (Hrsg.) (2015)
Form, Farbe, Glanz. Lahnmarmor im Barock. Eine umfassende Darstellung der Erschließung und Verbreitung des Lahnmarmors sowie seiner Verwendung für sakrale, memoriale und profane Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts. (Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessens Band 8.) Wiesbaden.
Wiedel, Wolfgang (2003)
Die Verweltlichung des Klosters Altenberg. Heimat an Lahn und Dill. Wetzlar/Weilburg.

Kloster Altenberg in Solms

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Altenberg 1
Ort
35606 Solms
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100

Empfohlene Zitierweise

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Sibylle Kahnt: „Kloster Altenberg in Solms”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-341990 (Abgerufen: 15. März 2025)
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