Einer der Höhepunkte jeder Lahntour ist die Burg Runkel, die wegen ihrer Lage und Gestalt eine Sonderstellung in der deutschen Burgenlandschaft einnimmt. Auf einem Felsvorsprung nahe an der Lahn erbaut, überragt die weithin sichtbare Burg Runkel das gleichnamige Städtchen. Sie verfügt über drei Türme, die als Bergfriede gedient haben. Der nördliche und der mittlere Turm haben fünfeckige Grundrisse, wobei die Spitze des Fünfecks jeweils gegen die Angriffsrichtung gebaut wurde. Die Spitze des nördlichen Turms ist gegen die Trutzburg Schadeck gerichtet, die nach einem Familienstreit vor 1288 errichtet wurde. Die Burg Runkel ist seit 1159 nachweisbar.
Man betritt den äußeren Hof der Burg durch einen Doppeltorturm aus dem 15. Jahrhundert. Der anschließende innere Hof bildet zusammen mit seinen Gebäuden und denen des äußeren Hofes die Unterburg, die von den Turmmassen der Oberburg überragt wird. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von kroatischen Truppen 1634 in Brand gesetzt und nur teilweise wieder aufgebaut. Die Burg gehört heute den Fürsten zu Wied.
Kamin aus schwarzem Schupbacher Marmor Die Grafen von Wied-Runkel waren Eigentümer mehrerer Marmorsteinbrüche in der Grafschaft, darunter auch des Schwarzmarmor-Steinbruchs in Schupbach. In dem ältesten erhaltenen Pachtvertrag von 1677 mit dem Schupbacher Steinmetzen Theobald Weidemann war unter anderen Bedingungen auch die Lieferung eines Marmorkamins festgelegt worden. Tatsächlich wurden nach den Pachtabrechnungen bis 1681 drei Kamine an die Herrschaft geliefert. Zwei davon dürften die beiden Kamine sein, die sich im Ahnensaal der Burg befinden. Es sind einfache rechteckige, profilierte Kaminfassungen, deren Pfosten von einem kubischen Sockel getragen werden.
Wappenstein 1 Westseite Äußerer Hof Der älteste Wappenstein dürfte um 1655 entstanden sein und zeigt die von einem Engel gehaltenen Wappen Wied-Runkel (links) und Eberstein-Naugard. Johann Ernst Graf von Wied (1623-1664) war mit Hedwig Eleonore Gräfin von Eberstein-Naugard verheiratet.
Wappenstein 2 Westseite Innenhof Zwei zusammengehörende Steine von 1680, zeigen die Wappen von Wied, Nassau, Eberstein-Naugard und Manderscheid-Blankenheim. Die Steine beziehen sich auf Ludwig Friedrich Graf zu Wied (1656-1709), seine zweite Frau, seine Mutter und seine erste Frau. Ludwig Friedrich unterschrieb den Pachtvertrag mit Theobald Weidemann für den Schwarzmarmor-Steinbruch in Schupbach.
Wappenstein 3 Südostseite Innenhof Zeitlich zwischen den beiden wiedischen Wappen liegt das Wappen der Grafen von Inn- und Knyphausen (links) und das Wappen von Leiningen-Westerburg von 1668, das durch Vormundschaftsverwaltung auf die Burg kam. Der Stein ist aus Lahnmarmor hergestellt worden.
Wappenstein 4 am Außentor Das 1714 entstandene sehr derbe Wappen aus Lahnmarmor, gehalten von zwei Putten, gilt dem jungen Grafen Johann Ludwig Adolph.
Lahn-Marmor-Route Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.
(Willi Wabel, 2021)
Literatur
Wabel, Willi / Historische Kommission für Nassau (Hrsg.) (2015)
Form, Farbe, Glanz. Lahnmarmor im Barock. Eine umfassende Darstellung der Erschließung und Verbreitung des Lahnmarmors sowie seiner Verwendung für sakrale, memoriale und profane Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts. (Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessens Band 8.) Wiesbaden.
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