Zahlreiche Einzelhändler, Ärzte und Gastwirte ließen sich, in der Hoffnung auf gute Verdienstmöglichkeiten, in den umliegenden Ortschaften nieder. So entstand am westlichen Rand der Werkssiedlung Palenberg, an der Kirchstraße, Aachener Straße und Poststraße ein Versorgungszentrum. Der Großteil der Gebäude in diesem Bereich wurde, wie der überwiegende Teil der anliegenden Werkssiedlung, in den 1920er Jahren errichtet. Schlichte und schmucklose Putz- beziehungsweise Backsteingebäude waren bis zur Mitte der 1920er Jahre die Regel, ehe der Einfluss moderner Formen sich vergrößerte. Die Gewerkschaft Carolus Magnus wirkte in Maßen auch auf diesen Privatbau ein. Die Zeche lieferte, zum Teil vergünstigt, häufig Baumaterialien wie Ziegel oder Eisenträger und Moniereisen für Stahlbetondecken, für die privaten Bauherren, „was sich - begleitet durch die greifbar werdende Vorliebe der Genehmigungsbehörden für landschaftsgerechte, also ziegelsichtige und eher traditionalistisch aufgefasste Architektur - im Erscheinungsbild der Bauten “ (Breuer 2005, S. 226) und in einheitlichen, präventiv gegen Bergschäden gerichtete Konstruktionen niederschlug.
Das Wohn- und Geschäftshaus des Drogisten Dohrenbusch, errichtet zwischen 1930 und 1931, ist ein Bau unter den Einflüssen der internationalen Moderne, aufgrund dessen es allerdings zu einer Auseinandersetzung mit den Planungsbehörden kam.
Unweit der im gleichen Jahr errichteten und ebenfalls moderne Formen aufgreifenden Kirche St. Theresia liegt das Wohn- und Geschäftshaus an der Kirchstraße, eine der Hauptstraßen der Siedlung Palenberg. Der betonte Eingang des Gebäudes liegt in einer Seitenstraße, im heutigen Mühlenweg. Der Architekt Hanns Baptist Palm griff bei seinem Entwurf das damals beliebte Dampfermotiv auf. Der Flachbau mit Fahnenmast und Dachterrasse wurde aus Backstein gefertigt und mit Edelputz verkleidet.
Ein erster Bauantrag wurde von der Bürgermeisterei abgelehnt mit der Begründung das „der geplante kastenförmige Baukörper die unbedingt notwendige Einfühlung in das Landschaftsbild vermissen lässt. Das Gelände […] ist zu wertvoll, um als Versuchsfeld für Flachbauten zu dienen“ (Breuer 2005, S. 223) Daher müssten Gebäude an dieser Stelle verhindert werden, die „als Fremdkörper aufzufassen sind“ (ebenda). Als Bauherr legte Dohrenbusch Beschwerde beim Regierungspräsidenten in Aachen ein und erhielt schließlich doch eine Genehmigung von der Gemeinde. Während des Baus verlangte das Kreisbauamt Geilenkirchen allerdings eine sofortige technische Prüfung aufgrund „der nicht einwandfreien Architektur“ (ebenda) der Fassaden durch die Behörden, da diese bei der Baugenehmigung fehlen würde. Durch die Prüfung der Kreisbauberatungsstelle kam es schließlich nur zu kleineren Veränderungen.
Das Wohn- und Geschäftshaus Dohrenbusch liegt am westlichen Rand der Werkssiedlung Palenberg, die hier zwischen 1922 und 1927 entstand, und hat sich in seinem Äußeren nur wenig verändert. In keinem anderen Gebäude von Übach-Palenberg sind die Elemente und Formen der Moderne so stark ausgeprägt, wie im Haus Dohrenbusch. Seit der Auseinandersetzung über die Baugenehmigung hielt sich die Gemeinde stärker zurück, wodurch moderne Formen, allen voran Flachbauten, auch in anderen Gebäuden zur Umsetzung kamen.
(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)