Kirche und Traditionen, Glauben und Einschränkungen spielten im Leben der Traud eine wichtige Rolle. Sie war wie fast alle Eifelbewohner katholischen Glaubens und brachte ihren Glauben an ganz bestimmten Orten und Objekten zum Ausdruck.
Orte der Volksfrömmigkeit Heiligenhäuschen, auch Andachtshäuschen oder Bilderstöcke genannt, findet man in der Eifel an Straßen und Wegen, an Waldrändern oder auch mitten in den Dörfern. Sie wurden häufig von Familien gestiftet, um ihrem Glauben Ausdruck zu geben. Manche wurden auch in Folge eines abgelegten Gelübdes errichtet, so beispielsweise nach der erbetenen Genesung von einer schweren Erkrankung.
In den Heiligenhäuschen befindet sich meist eine Heiligenfigur oder ein Heiligenbild, sichtbar für die Menschen aufgestellt. Die Häuschen sind fast immer mit frischen Blumen oder Zweigen geschmückt. Regelmäßig kommen Menschen an diese Orte, um Kerzen anzünden, um für etwas zu beten oder zu danken. Manchmal kommen sie auch mit ihren Sorgen und Ängsten und suchen an diesem Ort Trost und Hoffnung. Oftmals sind kleine Tafeln mit Dankessprüchen angebracht.
Traud und der Glauben „Traud und ihre Mutter beten an den Heiligenhäuschen für eine sichere Unterkunft, für faire Arbeit, für Essen und dafür, dass man sie gut behandelt. Sie sind wie 99% der Eifelbewohner zu Beginn des letzten Jahrhunderts katholisch und in dieser Tradition erzogen. Sie beten insbesondere zur Mutter Gottes. Wenn sie sich Gerechtigkeit erhoffen, ist der Erzengel Michael zuständig. Bei Gewitter, Blitz und Feuer beten sie zur heiligen Barbara. Wenn sie etwas verloren haben oder nicht wieder finden können, wenden sie sich an den heiligen Antonius. Der Glaube gibt ihnen die Kraft, schlimme Zeiten zu überstehen. Als sie an der Kapelle vorbeikamen, einem schlichten Bau aus Basaltsteinen, drängte es Maria hineinzugehen, um den Beistand der Muttergottes und den der Schutzpatronin, der heiligen Apollonia, zu erbitten. “Bete, dat uns nix passiert, hörste, und dat wir immer gut unterkommen.„ Maria kniete eine Weile auf der harten Holzbank und barg den Kopf in den Händen. Traud betete nur kurz, zu wirr waren die Gedanken in ihrem Kopf. Sie besah sich den barocken Altaraufsatz mit den gewundenen Ranken, die geschmückte Muschelnische, die Muttergottes mit der Krone in der Mitte, rechts daneben die heilige Anna, auf dem Schoß das Kind. Die Gottesmutter war beschäftigt mit Jesus. Sankt Anna wirkte in sich gekehrt. Einzig von der heiligen Apollonia glaubte sie sich wahrgenommen, und so betete sie zu ihr, fing aber bald an ungeduldig mit den Füßen zu trippeln, bis Maria sich erhob.“ (Auszug aus dem Roman „Kamillenblumen“ von Ute Bales)
Aufgabe für Kinder Hast du schon mal für etwas gebetet, was dir sehr wichtig war? Zum Beispiel, dass jemand gesund wird oder dass du eine gute Note mit nach Hause bringst? Hat dir das Beten geholfen? Wenn ja, dann kannst du dich an einem Heiligenhäuschen dafür bedanken. Du musst nur die Augen schließen und Danke sagen. Probier's aus und es wird dir einen Moment der Ruhe schenken.
(Verbandsgemeinde Kelberg; Universität Koblenz-Landau, 2021)
Literatur
Bales, Ute (2016)
Kamillenblumen. Roman aus der Eifel. (Edition Schrittmacher Band 15, 6. überarbeitete Auflage.) Zell/Mosel.
Ferber, Franz-Josef (1980)
Nochmal: Die Kolverather Traud. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1980, S. 30. o. O.
Ferber, Franz-Josef (1977)
Mir ward keine Liebe, kein heimatliches Land .... Erinnerungen an die Kolverather Traud oder: Ein Mensch am Rande der Gesellschaft. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1978, S. 49-52. o. O.
Pauly, Theo (1991)
Kindheitsbegegnung mit Kollewada Traud. Im heutigen Amtsdeutsch: Person mit häufig wechselndem Aufenthaltsort. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1991, S. 160-161. o. O.
Retterath, Tamara (2010)
Meine Erinnerungen an die Kolverather Traud. In: Landkreis Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2010, S. 178-191. o. O.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.