Die ehemalige Schule in Sassen umfasste um das Jahr 1900 zwei Klassenräume. In diesen waren die Klassen eins bis vier und die Klassen fünf bis acht untergebracht. Auch Gertrud Feiler, genannt Kamillen-Traud, besuchte diese Dorfschule gemeinsam mit den anderen Kindern des Ortes.
Schule auf dem Lande Im Jahr 1815 führte die preußische Verwaltung die allgemeine Schulpflicht ein. Dennoch besuchten in den ländlichen Gebieten nur wenige Kinder die Schule, weil sie bei der Haus- und Feldarbeit helfen mussten. Der Schulalltag war stark durch die Phasen des bäuerlichen Lebens geprägt. So setzte der Unterricht aus, wenn geschlachtet, gepflanzt oder geerntet wurde. Aus diesem Grund gibt es heute noch die Herbstferien, die damals Kartoffelferien hießen. Die Lehrerpersonen der Zeit waren bestrebt, die Kinder in Gehorsam und Gottesfürchtigkeit zu unterweisen. Züchtigungen, häufig mit einem Schlagstock, waren an der Tagesordnung. Die Dorfschule um 1900 umfasste in der Regel zwei Klassenräume, in denen die Klassen eins bis vier und die Klassen fünf bis acht untergebracht waren. Klassen mit bis zu 50 Kindern waren keine Seltenheit. Die Kinder saßen paarweise in hölzernen Schulbänken. Die Lehrerperson stand hinter einem hohen Pult. Geschrieben, gerechnet und gemalt wurde mit Griffeln auf Schiefertafeln, an denen kleine Schwämme mit einer Schnur befestigt waren. Religion stellte eines der Hauptfächer dar. Bibelpassagen und Katechismus wurden auswendig gelernt. Damit im Winter das Klassenzimmer angenehm warm war, mussten die Kinder Holzscheite für den Ofen von Zuhause mitbringen.
Traud als Schülerin Die Gemeinden Kolverath und Sassen beschlossen im Jahre 1894 die Gründung eines gemeinsamen Schulverbandes. Zunächst fand der Unterricht in Sassen statt. Auch die Traud besuchte das Schulgebäude in Sassen. Ute Bales schreibt in ihrem Roman „Kamillenblumen. Ein Roman aus der Eifel“:
„In Sassen, auf dem Bauernhof von Verwandten, müssen Traud und ihre Mutter hart arbeiten und werden nicht gut behandelt. Immerhin darf Traud die Volksschule besuchen. Was ihr anfangs Freude macht, wird bald zur Tortur. Die täglichen Hänseleien, der Spott, das Geflüster und Gelächter zehren an ihr und oft ballt sie die Fäuste, wenn sie an ihre Schulkameraden denkt. Die Lage wird nicht besser, als der Lehrer sie wegen ihrer guten Noten auf eine bessere Schule schicken will. “Wat? Dat Traud soll weiter in die Schul gehn? Wofür soll dat denn gut sein? Schaffen soll et! Im Stall und aufm Feld gibt et genug zu tun. So en Mensch hat doch vom Lernen nix! Also wenn einer auf en besser Schul gehen könnt, dann wär dat unser Ulrich. Aber dat verfluchte Gör doch net! Nie und nimmer! Wird doch sowieso nix draus!„ (Bales 2016, S. 19f.)
Die historische Traud Die historische Traud verlor erst im Alter von 26 Jahren den Vater und somit auch das Zuhause. Zuvor wird sie wie alle anderen Kinder im Dorf die Volksschule in Sassen besucht haben. Eine historische Fotografie aus den späten 1890er Jahren zeigt Traud als Schülerin. Ihre Kleidung unterscheidet sich nicht von der Kleidung der anderen Schüler, die zum großen Teil jünger sind als sie selbst (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Laut ihrer Geburtsurkunde kam Traud im Jahr 1884 zur Welt (siehe den Beitrag zu Trauds Geburtshaus). Das Klassenfoto enthält die handschriftliche Datierung 1897/98. Demnach war Traud zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Jahre alt und dürfte somit zu den ältesten Schülern der Klasse gehört haben.
Aufgabe für Kinder Traud durfte nur wenige Jahre in die Schule gehen. Sie hat sehr gerne Gedichte und Lieder gehört. Kennst du ein Gedicht oder ein Lied, das du der Traud vortragen kannst? Was meinst du, haben die Kinder damals gelernt? Was lernst du? Was glaubst du, warum die Herbstferien damals Kartoffelferien hießen?
Kamillenblumen. Roman aus der Eifel. (Edition Schrittmacher Band 15, 6. überarbeitete Auflage.) Zell/Mosel.
Edelstein, Benjamin; Veith, Hermann (2017)
Schulgeschichte bis 1945. Von Preußen bis zum Dritten Reich. o. O.
Ferber, Franz-Josef (1977)
Mir ward keine Liebe, kein heimatliches Land .... Erinnerungen an die Kolverather Traud oder: Ein Mensch am Rande der Gesellschaft. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1978, S. 49-52. o. O.
Speitkamp, Winfried (1998)
Jugend in der Neuzeit. Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. (Sammlung Vandenhoeck.) o. O.
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