Innerhalb des Ortskerns von Kolverath, der heute von einer breiten Straße und Wohnhäusern geprägt wird, stand früher der Bauernhof der Familie Feiler, der im Jahr 2007 abgerissen worden ist. Heute befindet sich an der Stelle des Hofes ein Kinderspielplatz.
Der Hof Bis zum Jahr 2007 stand an dieser Stelle der Bauernhof der Familie Feiler, der ursprünglich Schneiderhof genannt wurde. Die weiß verputzte Fassade des Hofs war zur Hauptstraße hin fensterlos, lediglich neben dem großen Tor befand sich eine schmale Fensteröffnung. Hinter dem Tor gelangte man in den Innenhof, von dem aus man den Stall, den Schuppen und das Wohnhaus erreichen konnte. Heute befindet sich ein Kinderspielplatz an diesem Ort.
Leben auf dem Land um 1900 In den Bauernhäusern dieser Zeit lebten meist drei Generationen unter einem Dach, zudem Tiere. Um 1900 sorgte der Mann für den Unterhalt der Familie und hatte damit das Sagen. Eine Ehe war zur damaligen Zeit verbindlich. Eine Scheidung war besonders für Frauen sehr problematisch.
Im Durchschnitt hatte jede Familie um 1900 in der Vulkaneifel etwa vier Kinder. Die Kindersterblichkeit war hoch; 4-6 % der Mütter starben im Wochenbett. Viele Kinder lebten ohne eines der Elternteile. Starb die Frau, so war es für die Männer nicht sonderlich schwer, erneut zu heiraten, während Witwen meist alleinerziehend blieben. Männer waren für die Feldarbeit zuständig, die Frauen führten den Haushalt und kümmerten sich um die Kinder. Die Kinder mussten bereits im Alter von vier bis fünf Jahren den Eltern bei der Arbeit helfen.
Die Geburt der Gertrud Feiler, genannt „Kamillen-Traud“ Geboren wurde Gertrud Feiler am 27. November 1884 als Tochter von Mathias Joseph Feiler und Maria Feiler, geb. Schneider in Kolverath. Die Mutter hatte das Hofgut, das ursprünglich in der Ortschaft Schneiderhof genannt wurde, von ihren Eltern geerbt. Mathias Joseph Feiler hatte durch die Heirat mit Trauds Mutter Maria den Hof übernommen. Ute Bales beschreibt in ihrem Roman „Kamillenblumen. Ein Roman aus der Eifel“ den Schneiderhof folgendermaßen:
„Josef Schneider gehörte zu den reichsten Bauern im Dorf, besaß an die zehn Stück gut genährtes Glanvieh, auch kräftige Zugpferde, Schweine und Gänse, große, weit gestreute Felder in bester Lage, einen riesigen Obstgarten mit feinen Sorten wie Renetten, Mirabellen und Reineclauden. Drei Knechte und zwei Mägde hatten zu schaffen. Sie kamen aus den umherliegenden Dörfern und verdingten sich gern an seinem Hof, war doch das hohe Ansehen auch ein Aushängeschild für tüchtige Arbeiter“ (Auszug aus dem Roman „Kamillenblumen“ von Ute Bales).
Trauds Eltern waren für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich wohlhabende Bauern und besaßen einen Hof inmitten des Dorfes, mit wertvollem Tierbestand - Glanvieh wurde eine besonders hochwertige Hausrindrasse genannt - sowie Landbesitz, der aus günstig gelegenen Feldparzellen bestand.
Abschied vom Hof Trauds Vater verstarb im Jahr 1910 plötzlich. Trauds Mutter war den Umständen nicht mehr gewachsen. Sie machte Schulden, verkaufte nach und nach den Grundbesitz. Schließlich musste auch der Hof zwangsversteigert werden. Maria und Traud wurden obdachlos. Traud war zu diesem Zeitpunkt bereits eine junge Frau von 26 Jahren. Im Roman von Ute Bales wird die Zwangsversteigerung auf das Jahr 1901 angesetzt und Traud als Schulkind dargestellt. Diese Darstellung ist jedoch der künstlerischen Freiheit geschuldet.
Mithilfe einer Karre, die Trauds Mutter hinter sich her zog, transportierten Traud und ihre Mutter ihre letzten Besitztümer zu den „Michels“, einer Nachbarsfamilie. Bald aber bot Trauds Onkel Joseph Feiler an, Mutter und Tochter gegen Arbeit bei sich aufzunehmen. Dieser wohnte im Nachbardorf Sassen. Für Maria und Gertrud Feiler stellte der Umzug nach Sassen einen schmerzhaften Abschied von der bislang gewohnten Umgebung und der bisherigen komfortablen Lebenssituation dar.
Aufgabe für Kinder Stell dir vor, du hättest um das Jahr 1900 hier gelebt. Damals gab es keinen Strom und kein fließendes Wasser. Auch keine Fernseher, keine Radios, keine Handys, keine Waschmaschinen, keine gepflasterten Straßen. Was stellst du dir schön vor, was weniger schön? Was hätte dir gefehlt in dieser Zeit?
(Esther Kerkhoff, Universität Koblenz-Landau, 2019)
Literatur
Bales, Ute (2016)
Kamillenblumen. Roman aus der Eifel. (Edition Schrittmacher Band 15, 6. überarbeitete Auflage.) Zell/Mosel.
Ferber, Franz-Josef (1980)
Nochmal: Die Kolverather Traud. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1980, S. 30. o. O.
Ferber, Franz-Josef (1977)
Mir ward keine Liebe, kein heimatliches Land .... Erinnerungen an die Kolverather Traud oder: Ein Mensch am Rande der Gesellschaft. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1978, S. 49-52. o. O.
Hens, Hermann (1996)
Unsere Dorfkapelle (Kolverath). In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1997, S. 224. Daun.
Retterath, Tamara (2010)
Meine Erinnerungen an die Kolverather Traud. In: Landkreis Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2010, S. 178-191. o. O.
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